Abschied von Franz Josef Waldburg-Zeil
Ich erinnere mich noch ganz genau an jenen 21. Juli im Jahr 1991. Es war ein Sonntag. Da stehe ich im Prunkstück des Palastes Hohenems, in der Bibliothek. Hier fand der Arzt Jacob Hermann Obereit 1755 und 1779 zwei Handschriften des Nibelungenliedes. Der Hausherr höchstpersönlich, Franz Josef Waldburg-Zeil, führt mich durch den bedeutendsten Renaissancebau in Westösterreich. 1562 gab Kardinal Markus Sitticus III. dem italienischen Architekten Martino Longhi den Auftrag, ihn zu errichten.
Am 15. April 1954 zog Franz Josef Waldburg-Zeil, der Urenkel von Kaiser Franz Josef und Elisabeth von Österreich (unsere „Sisi“), mit seiner Frau Priscilla, geborenen Gräfin Schönborn, in den 65 Zimmer umfassenden Palast. Um die aufwendigen Erhaltungskosten finanzieren zu können, ersann der „Emser Graf“, wie er liebevoll von den Bewohnern im Rheintal genannt wird, eine List: „Gemeinsam mit meiner Frau Priscilla öffnete ich in den 1960er-Jahren die Tore für Kunst- und Kulturveranstaltungen. Die meisten Schlossbesitzer rümpften damals über mein ‚unerhörtes‘ Verhalten die Nase.“ Neben dem geschichtsträchtigen Besitz zeigt mir der sechsfache Vater nicht minder stolz die neueste selbst entworfene Kreation seines Sohnes Franz Clemens: ein Couchtisch aus Holz, unter dessen Glasplatte Muscheln in kleinen Schubladen untergebracht waren. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken zögere ich, die Tasse auf diesem edlen Teil abzustellen. Mutiger bin ich, als ich auf dem Boden ein mit grauem Stoff überzogenes Ei entdecke und nach dem Sinn dieses Objekts frage. Es ist ein „Fuß-Schemel“ der Neuzeit. Detailliert bekomme ich Auskunft, wo ich das Ruhekissen kaufen kann, auf dem sich noch heute meine Beine ausruhen dürfen.
Doch neben den vielen Erinnerungen werden mir wohl die Herzlichkeit und die Menschlichkeit von Franz Josef Waldburg-Zeil bei all unseren Zusammentreffen unvergessen sein.
„Neben den vielen Erinnerungen werden mir die Herzlichkeit und Menschlichkeit unvergessen sein.“
Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn