Götznerin rebelliert gegen den Klimawandel

Menschen / 25.09.2022 • 13:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Götznerin rebelliert gegen den Klimawandel
Alle Bilder: Hagen-Canaval

Marina Hagen-Canaval engagiert sich seit Jahren österreichweit als Klimaaktivistin.

Von Emilia Kennerknecht

Manch andere in ihrem Alter nutzen ihre Freizeit für sportliche Aktivitäten. Marina Hagen-Canaval hingegen, um sich an Tischen vor dem Vorarlberger Landhaus festzukleben. Die junge Frau engagiert sich neben ihrem Beruf als IT-Projektmanagerin als Klimaaktivistin.

Der nachhaltige Lebensstil wurde Mina, wie sie von ihrem Umfeld genannt wird, praktisch in die Wiege gelegt. Schon im Jahr 2004 installierte ihr Vater die ersten Solarpaneele auf dem Hausdach der Familie. Damals noch unter dem Gespött der Nachbarn, die der Meinung waren, es würde nichts bewirken. Doch ihr Vater war überzeugt davon, dass es sich lohnt, nachhaltig zu leben. „Meine Eltern sind eher Bürger-Ökos, die sind nicht sonderlich obrigkeitshörig“, erklärt Mina lachend.   

Dürren, Massensterben von Tieren und Millionen von Menschen auf der Flucht vor Überschwemmungen wie zuletzt in Pakistan bewegten die Götznerin dazu, sich seit ihrer Jugend mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Zudem lebt die gebürtige Lustenauerin seit Jahren vegan, nachdem sie Dokumentationen zum Thema Treibhausgase und Überfischung der Meere gesehen hat. Dass sie als Individuum nicht so viel bewirken kann, wie sie sich das wünscht, merkte Marina schnell.  „Ich habe dann an einem Samstag eine Dokumentation der Klimabewegung Extinction Rebellion auf ZDF gesehen und war sehr imponiert von der jungen Frau, die da gezeigt wurde“, erklärt Mina begeistert.

Nach der Absolvierung ihres Doppelmasters in Wirtschaftsinformatik an den Universitäten Liechtenstein und Würzburg ging Marina für vier Monate nach Wien. Dort intensivierte sich der Kontakt zu Extinction Rebellion, auf Deutsch Rebellion gegen das Aussterben. Sie versuchen mit ihren provokanten Aktionen auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen. Grund dafür ist, dass sie mit ruhigen Maßnahmen keinen Wandel in der Politik erreicht haben. Sie bezeichnen sich selbst Gewaltgegner, auch bei persönlichen Angriffen bleiben sie passiv. „Wir sind zu vielem bereit. Solange unsere Aktionen nichts verändern, machen wir weiter“, erklärt die junge Frau bestimmt. Die Politik soll keine Symptombekämpfung machen, sondern die Probleme bei der Wurzel packen, fordert die Bewegung.

Heute ist sie neben Extinction Rebellion auch noch bei der Gruppierung Letzte Generation tätig, die ebenfalls im Klimaschutz tätig ist. Neben ihrer Karriere als Klimaaktivistin ist Marina auch politisch für die Grünen auf Gemeindeebene aktiv. „Ich wäre gerne selbst im Parlament tätig, aber bis ich dort Fuß fassen kann, ist es schon zu spät für unseren Planenten“, erzählt Mina resigniert. Als erstes würde sie als Politikerin Tempo Hundert auf der Autobahn durchsetzen, sowie ein Gesetz für die Rettung von Lebensmitteln und generell die ausgearbeiteten Vorschläge des Klimarates umsetzen.

Ihr Beruf als IT–Projektmanagerin ist der perfekte Gegenpol neben dem Aktivismus. Sie liebt es, sich mit ihren Kundinnen und Kunden auszutauschen. „Ich bin erstaunt, dass mir so wenig Hass entgegengebracht wird“, erklärt die Klimaaktivistin. Im Gegenteil, oftmals sind Menschen sehr interessiert an ihrer Meinung.

Auf die Frage, was der oder die Einzelne für die Umwelt tun könne, betont Mina, dass es sich in erster Linie um ein systematisches Problem handle und daher die Regierung gefordert ist. Doch der Verzicht auf alle tierische Produkte wäre die Maßnahme, die am meisten Emission spare. Sie selbst lebt vegan, hat eine Bambuszahnbürste, fahrt wenig Auto und duscht kalt, auch wenn es schwerfällt.

Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Fassung konnte der Eindruck erweckt werden, dass Hagen-Canaval ihren eigenen Lebensstil den Lesern grundsätzlich empfiehlt. Die Aussagen wurde daher konkretisiert.

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