Mehr als Hopfen und Malz

Johann Kessler bietet mit „Panüler“ ein spannendes Sortiment an Craft-Bier an.
NENZING Am kommenden Wochenende feiert Johann Kessler ein dreifaches Jubiläum gleichzeitig, nämlich seinen 50. Geburtstag, das hundertjährige Bestehen seines Wohnhauses sowie seine zehnjährige Tätigkeit als Bierbrauer. Seine zahlreichen Gäste werden aus diesem Anlass auch von ihm bekocht: „Essen zubereiten – und das in einem umfassenden Sinn – liegt mir.“ Gemeinsam mit dem Förster Alexander Stoiser und Bernhard Maier vom Stand Montafon wird von ihm ein Acker bewirtet: „Ich versuche, so weit wie möglich Selbstversorger zu sein. Aus diesem Grund haben wir alte Techniken wie das Einkochen oder auch das Fermentieren wiederbelebt.“ Sauerkraut, Blaukraut, Randig und noch vieles mehr wird auf diese Weise haltbar gemacht. Seine Erfahrungen in diesem Bereich führten dazu, dass er von Heidi Buttazoni, der Familienbeauftragten der Gemeinde Nenzing, angefragt wurde, einen entsprechenden Kurs in diesen Techniken anzubieten: „Ich habe mir gedacht, ich probiere das einfach. Nachdem sogleich 50 Anmeldungen erfolgten, haben wir auch einen zweiten Kurs angeboten. Die Resonanz war großartig.“ Aber auch beim Fleisch legt er Wert auf das Tierwohl und auf Qualität: „Wir halten in der Familie Fleischrinder, diese werden, nachdem sie geschlachtet werden, von uns selber zerteilt.“ Die Rinder werden übrigens unter anderem mit Treber gefüttert, dies ist ein Restprodukt, das beim Bierbrauen anfällt.
Begeisterung fürs Gebirge
Johann Kessler denkt in größeren Zusammenhängen, bei ihm ergibt jedes Projekt – ob beruflich oder privat – einen in sich ruhenden Sinnzusammenhang. Nach einem Studium der Forstwirtschaft sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung ist er seit vielen Jahren in diesem Metier tätig, außerdem unterhält er ein eigenes Ingenieurbüro bei sich zu Hause in Nenzing. Sein Aufgabenbereich erstreckt sich über das Planen von Schutzverbauungen bis zur Erhebung beziehungsweise Einschätzung von Gefahrenzonen. Die umliegende Gebirgslandschaft hat für den begeisterten Bergsteiger immer schon eine Faszination ausgeübt, die er mit seiner Lebenspartnerin Andrea und den beiden Kindern Anna und Jakob teilt. Die Berge spielen auch beim Bierbrauen, das frühere Hobby eine wichtige Rolle. Das Label „Panüler“ verweist auf einen Berg im Gamperdona, das landesweit unter dem Namen „Nenzinger Himmel“ bekannt ist. Dort befindet sich auch die familieneigene Alphütte. Der Panüler im Mittelpunkt, mit einem Längsschnitt der umgebenden Berge, findet sich auf den gemeinsam mit seiner Partnerin Andrea gestalteten Etiketten und Verpackungen seiner Brauerei-Produkte.
Mit Sonnenenergie gebraut
Mit dem Bierbrauen hat der sympathische Nenzinger vor zehn Jahren unter der Anleitung eines fachkundigen Freundes als Hobby begonnen: „Ich habe sogleich festgestellt, dass mir das Brauen Spaß macht und gut gelingt. Zuerst habe ich in einer kupfernen Schnapsbrennerei gebraut. Dann habe ich mir einen Käsekessel in Garmisch gekauft, um darin zu brauen.“ Technisch versiert, wie er ist, hat er eine Kleinbrauanlage daraus gebaut. Später wurde diese wiederum verkauft und aufgrund der großen Nachfrage nach dem Panüler-Bier eine neue Brauanlage angeschafft: „Der Kern dieser Anlage bildet die vollautomatische Abfüllanlage. Diese habe ich als Prototyp mit Kurt Gächter, einem Steuerungstechnik, entwickelt. 300 Flaschen können pro Stunde damit abgefüllt werden.“ Die Bandbreite an Geschmacksrichtungen ist in seinem Brausortiment enorm: „In ein Bier kann man eigentlich alles hineintun, das als Lebensmittel dient und Stärke oder Zucker enthält. Außerdem verwende ich ausschließlich biologische Zutaten.“ Ganz wichtig ist Johann Kessler zudem, energieautark zu sein. So hat er vor zwei Jahren die Tanks entsprechend umgestellt und das Kühlaggregat selber umgebaut. Die Freude am Tüfteln, aber auch technisches Können seien für ihn eine Grundvoraussetzung zum Bierbrauen: „Sonst wird es langweilig. Ich habe auch kein Standardprodukt, sondern hopfenbetonte Biere in allen Nuancen. Es gibt hunderte Hopfensorten, die jeweilige Kombination macht das Brauen spannend.“ BI
„Ich habe sogleich festgestellt, dass mir das Brauen Spaß macht und gut gelingt.“




Zur Person
JOHANN KESSLER
Geboren 2. Februar 1973
Familie in Lebenspartnerschaft, zwei Kinder (11 und 14 Jahre)
Wohnort Nenzing
Beruflicher Werdengang HTL Maschinenbau in Jenbach, Studium Forstwirtschaft sowie Wildbach- und Lawinenverbauung an der BOKU in Wien, bei der Wildbach- und Lawinenverbauung tätig, eigenes Ingenieurbüro, Bierbrauer
Hobbys Bergsteigen, Radfahren, Skitouren, Bergrettung, Kulinarik, Reisen (wenn es die Zeit erlaubt)
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