Mit zwei PS durch den Schnee

Der Egger Georg Schneider ist seit über 25 Jahren mit Pferdeschlitten und Kutsche unterwegs.
Egg Schnaubende Noriker. Klirrendes Geschirr. Ein Schlitten, der nahezu geräuschlos durch die verschneite Landschaft in Egg-Schetteregg gleitet. Und ein Bregenzerwälder namens Georg Schneider, der die Zügel in seinen Händen hält. „Mittlerweile fahre ich schon seit über 25 Jahren mit Kutsche und Schlitten“, erzählt der 67-Jährige. Für ihn haben die entschleunigenden Fahrten durch den Schnee auch nach einem Vierteljahrhundert nichts von ihrer Faszination verloren. Erlebt hat Schneider dabei schon so einiges, wie er erzählt. So fuhr er beispielsweise mit Touristen aus Russland und China durch die winterliche Gegend. „Wir sind zwar hier nicht in Lech, aber auch international“, sagt er. Details zu Kunden oder Anekdoten verrät er allerdings nicht und beweist dabei Diskretion.
Vertrauen aufbauen
Auf seiner Kutsche nahm ebenso schon das eine oder andere Faschingsprinzenpaar Platz. „Bei dem Tumult ist das dann allerdings nicht immer ganz so einfach“, ergänzt er, der auch bei Hochzeiten immer wieder auf vier Rädern, mit zwei PS und mit Zylinder für Romantik und Nostalgie sorgt. Bei der Arbeit mit Pferden gehe es viel um Vertrauen, erklärt der Kutscher und meint den Fluchtinstinkt der Tiere. „Das Vertrauen muss aufgebaut werden. Es reicht nicht, sich erst mit den Tieren zu befassen, wenn man das Geschirr anlegt“, ist er sich sicher. Dabei weiß Schneider genau, wovon er spricht, hat er doch schon zahlreiche Pferde ausgebildet und viel Zeit dafür investiert. Der Mann mit den blauen Augen ist mit drei Geschwistern in Egg aufgewachsen. Bereits in seiner Jugend hat er sich stets um die Pferde auf dem heimischen Hof gekümmert. Vor der Technisierung in der Landwirtschaft wurden diese üblicherweise bei Heuarbeiten oder für den Holztransport eingesetzt.
„Es hat sich sehr viel verändert. Wer heutzutage noch mit Schlitten und Kutsche unterwegs ist, tut das nicht wegen dem Geld. Da gehört schon eine gewisse Leidenschaft dazu“, ist sich Schneider sicher, der vor allem auch von der Leistungsbereitschaft der Pferde fasziniert ist. Genauso wie die Kühe hat auf dem Bauernhof bei Schneiders jedes Pferd einen Namen. Momentan stehen zwei im Stall. „Ich kann den Jungen ja nicht den ganzen Stall mit Pferden füllen“, erläutert er im Hinblick auf die nächste Generation. „Die dunkle ist Maja und der braune ist Max“, fügt er dann hinzu, streicht den beiden Norikern über den Kopf und öffnet die Stalltür. „Sie mögen viel Bewegung.“
Heuer ging es bislang erst an drei Wochenenden auf Kufen auf Tour. „Dieser Winter ist schon außergewöhnlich“, kann der 67-Jährige aus Erfahrung bestätigen. „Im Dezember hat es öfters schon nicht geschneit“, sagt Schneider. Er erinnert sich gut an den Winter 1988. „Damals kam der Schnee erst in der zweiten Märzwoche. Dafür waren es eineinhalb Meter. Das war wirklich extrem.“
Über 40 Alpsommer
Schneider kennt sich mit Natur und Tieren bestens aus. Bereits seit über 40 Jahren verbringt er die Sommermonate mit seiner Frau Theresia auf der Alpe Obere Falz in Schetteregg in einer über 300 Jahre alten Sennhütte. Wie viele Winter er noch mit Pferdeschlitten und Kutsche unterwegs sein wird, ist ungewiss. „Jetzt bin ich doch bald 70 Jahre alt. Da muss man langsam seine Nachfolge planen“, sagt er. Gerne will er deshalb seinen Erfahrungsschatz an junge Kutschenfahrer weitergeben und hofft, dass die Faszination für die Romantik mit zwei PS noch lange bestehen bleibt. VN-mef
„Es reicht nicht, sich erst mit den Tieren zu befassen, wenn das Geschirr angelegt wird.“



Zur Person
Georg Schneider
Geboren 10. Juni 1955
Wohnort Egg
Familie verheiratet mit Theresia, fünf Kinder, zehn Enkel
Ausbildung Landwirtschaftsschule
Hobbys Wandern, Pferde
Anmeldungen für Pferdeschlittenfahrten in Egg-Schetteregg mit Georg Schneider sind unter Tel.: +43 664 37 44 794 möglich.
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