Vorhang auf für junge Mimen

Nurettin Kalfa unterstützt Kinder und Jugendliche bei allem, was mit Schauspielen zu tun hat.
BREGENZ, HÖRBRANZ „Als Schauspieler kannst du alles sein: Mörder, Bauarbeiter, Arzt, Narr – einfach alles.“ Diese Erkenntnis war ein Auslöser für Nurettin Kalfa, Schauspieler zu werden. Den definitiven Entschluss, diesen künstlerischen Beruf zu ergreifen, fasste der 29-jährige Vorarlberger mit türkischen Wurzeln beim Bundesheer.
Harter Job
Nurettin Kalfa wuchs in Lochau und Hörbranz als Kind von Gastarbeitern aus der Türkei auf. Nach der Hauptschule absolvierte er eine Maurerlehre. Der Job sei zwar hart gewesen, erinnert er sich, „aber ich habe viel gelernt“. Nach dem Lehrabschluss meldete sich Nurettin zum Grundwehrdienst. Er wurde einem Jägerbataillon zugeteilt. Aufgrund eines Unfalls bei einem Gefechtsdienst landete er im Sanitätshaus. „Dort hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, was ich nach dem Bundesheer machen werde“, erzählt er. „Mir kamen viele Ideen in den Sinn. Schlussendlich entschied ich mich fürs Schauspielen.“ Dazu angeregt hat ihn auch sein älterer Bruder, Laiendarsteller im Motif – ein in Bregenz ansässiger Interkultureller Verein, der mit Theaterstücken und Filmen die türkische Kultur nahebringt.
Im Motif begann Nurettins Künstlerlaufbahn. Er nahm dort an mehreren Schauspielkursen teil, dann bekam er das Angebot vom Landestheater, bei Peter Handkes Stück, „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“, mitzuwirken. Nurettin spielte seine Rollen so gut, dass ihn der damalige Intendant ermutigte, „unbedingt weiterzumachen“. Nurettin folgte dem Rat. Er ließ sich an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart ausbilden. Das Studium schloss er mit dem Bachelor-Titel ab. Es folgten Engagements an Theatern in Deutschland.
In Vorarlberg glänzte Murettin als Hauptdarsteller in Amos Postners „Er (29)“ (Kosmodrom), als Hofnarr im Stück „Escorial“ (Theater Kosmos), als Regieassistent bei der schwarzen Komödie „Dirty Dishes“ (Motif). Derzeit probt er mit dem Landestheater-Team „Wunsch und Widerstand“ von Thomas Arzt. Das Theaterstück handelt vom Leben des KZ-Überlebenden Max Riccabona. „Es geht um Identität, um Geschichte“, erklärt Nurettin, der vier Personen darstellt: Johann Rhomberg, Bürgermeister Hefel, eine Frau, einen Barkeeper. (Premiere ist am 11. Februar.)
Bindung an den Verein
Zwischendurch ist der freischaffende Schauspieler immer wieder im Motif tätig. Was ihn an den Verein bindet, erklärt er so: „Während meines Schauspielstudiums gab es eine Zeit, in der es mir finanziell schlecht ging. Damals bekam ich vom Motif-Obmann Yener Polat eine einmalige Unterstützung. Nach meinem Studium wollte ich Yener etwas zurückgeben und bot ihm an, im Motif mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.“ Seitdem unterstützt Nurettin die jungen Darsteller bei allem, was mit Schauspielen zu tun hat, und inszeniert Theaterprojekte.
Was macht Nurettin Kalfa, wenn er nicht auf der Bühne steht? „Alles Mögliche“, antwortet er und lacht. Seine Freizeit ist allerdings sehr begrenzt und gehört seiner Frau und den beiden Kindern. Sport ist auch noch drin: „Ich trainiere gerne meinen Körper.“
Der Mime durchlebt auch Zeiten ohne Theater-Engagement: „Dann muss ich halt etwas anderes tun um Geld zu verdienen.“ Einmal arbeitete er an einer Tankstelle, ein andermal in einer Fabrik, „und gekellnert habe ich auch schon“. Jetzt aber muss er zurück ins Landestheater. Die Proben gehen weiter. HRJ
„Mir kamen viele Ideen in den Sinn. Schlussendlich entschied ich mich fürs Schauspielen.“



Zur Person
NURETTIN KALFA
GEBOREN 25. Mai 1993
WOHNORT Hörbranz
BERUF Schauspieler
FAMILIE verheiratet, ein Sohn (7),
eine Tochter (3 Monate)
MOTTO „Alles was man gibt, kommt zu einem zurück.“
KONTAKT kalfa.nurettin@gmail.com
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