Als Quereinsteiger gekommen, als Gestalter geblieben

Menschen / 09.02.2023 • 16:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Robert Allgäuer aus Nofels ist Obmann des SV Caps<span class="copyright">VN/HUMMER</span>.
Robert Allgäuer aus Nofels ist Obmann des SV CapsVN/HUMMER.

Robert Allgäuer veranstaltet das erste FIS-Rennen für mental beeinträchtigte Menschen.

Von Raffael Hummer

Nofels Am Samstag wird es soweit sein: Erstmals gehen mental beeinträchtigte Skirennläufer gemeinsam mit Paraskifahrern (körperlich Beeinträchtigte und Sehbehinderte) im Rahmen eines FIS-Rennens an den Start. Schauplatz dafür wird ab 10:15 Uhr der Niggenkopf im Skigebiet Brandnertal sein.

Hauptverantwortlich dafür, dass auch M-Sportler, also Menschen mit mentaler Beeinträchtigung, an der Landesmeisterschaft teilnehmen, ist das ehrenamtliche Engagement des Sportvereins Caps rund um Robert Allgäuer. Unterstützt wurde er dabei vom WSV Nofels. Seit vier Jahren ist Allgäuer Obmann der Caps und füllt sein Amt mit Energie und Tatendrang aus.

Obmann wider Willen

Ursprünglich wollte Allgäuer einfach nur sein Wissen als Skilehrer weitergeben und nicht als Funktionär im Verein sein. Trotzdem ließ sich der 55-Jährige bei der Gründung als Vize-Obmann eintragen. Als der Gründungsobmann seine Funktion nicht länger ausüben konnte, rückte er nach und entschied sich, die Position doch auf Dauer zu übernehmen. “In den vergangenen vier Jahren konnten wir Dank einem engagierten Vereinsvorstand einiges aufbauen. Und ich habe mich mittlerweile in meinem Amt gefunden, denn die Freude in den Gesichtern ist der schönste Lohn für unseren Einsatz”, stellt Allgäuer fest. Mehr noch, er habe sein Herz an seine Aufgabe und die Menschen verloren, für die er es macht.

Caps-Obmann Robert Allgäuer mit seinem Vorstand <span class="copyright">Caps</span>
Caps-Obmann Robert Allgäuer mit seinem Vorstand Caps

Angefangen hat der Verein mit wenig, “sowohl was Mitglieder als auch was finanzielle Mittel angeht. Dafür mit guten Ideen.” Heute zählen die Caps 80 Mitglieder, das jüngste ist sechs Jahre alt, das älteste 78. Robert Allgäuer hat sich das Ziel gesetzt, Menschen mit mentalen Beeinträchtigungen zu bewegen. “Bewegung macht glücklich und steigert das Selbstbewusstsein. Das gilt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung”, ist sich Allgäuer sicher. Außerdem ist Sport eine gute Möglichkeit um Inklusion voranzutreiben.

Gesehen werden

Deswegen versucht der Nofler auch andere Sportvereine ins Boot zu holen, um mehr Bewegungsmöglichkeiten in sämtlichen Sportarten für mental Beeinträchtigte zu schaffen. Denn es gelte Barrieren abzubauen. “Bei Barrierefreiheit geht es nicht nur um Stiegen und Stolpersteine. Es geht auch um die Barrieren in den Köpfen der Menschen.” Sichtbarkeit sei der erste Schritt, um diese Barrieren zu beseitigen. Und durch Sport könne diese Sichtbarkeit geschaffen werden. “Mit Veranstaltungen wie der Landesmeisterschaft am Samstag wollen wir breiter wahrgenommen werden”, so Allgäuer.

Robert Allgäuer mit der dreifachen Weltmeisterin Eva-Maria Dünser aus Ludesch <span class="copyright">Caps</span>
Robert Allgäuer mit der dreifachen Weltmeisterin Eva-Maria Dünser aus Ludesch Caps

Dass die Arbeit des SV Caps Früchte trägt, zeigt sich am Beispiel von Eva-Maria Dünser aus Ludesch. Bei der WM für mental beeinträchtigte Sportler 2019 holte sie als 21-Jährige gleich drei Mal Gold. “Eva-Maria ist natürlich unsere Vorzeigesportlerin” freut sich der Caps-Obmann. “Dabei geht es uns aber nicht nur um den Spitzensport, sondern auch um den Breitensport. Wie gesagt, Hauptsache ist, dass sich die Menschen bewegen. Dann ist Großes möglich.”

Um mit seinen Sportlern Großes zu schaffen, macht Allgäuer auch die Ausbildung zum Beeinträchtigtenskiinstruktor <span class="copyright">Allgäue</span>.
Um mit seinen Sportlern Großes zu schaffen, macht Allgäuer auch die Ausbildung zum Beeinträchtigtenskiinstruktor Allgäue.

Quereinstieg

Robert Allgäuer hatte lange nichts mit dem Sozialbereich zu tun. 18 Jahre lang machte er Karriere bei Hilti, danach wurde er zum Geschäftsführer im Montforthaus Feldkirch. In diese Zeit fiel auch das Neubauprojekt, für Allgäuer “ein berufliches Highlight”. Dann entschied er sich aber, einen neuen Weg einzuschlagen und fing als Quereinsteiger bei der Lebenshilfe an. “Ich habe in dieser Zeit viel gelernt. Heute setze ich meine Fähigkeit Leute mitzureißen ein, um mir wichtige Projekte umzusetzen.”

Die Pausen in seinem Leben füllt Allgäuer mit Genussmomenten. <span class="copyright">Allgäuer</span>
Die Pausen in seinem Leben füllt Allgäuer mit Genussmomenten. Allgäuer

Caps

In Zusammenarbeit mit anderen Vereinen bieten die Caps neben dem Skifahren auch weitere Sportangebote für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung an. Dazu gehören Tischtennis Fußball, Leichtathletik, Tanzkurse und eine Bewegungsgruppe für Kinder. Einen Einblick in das Vereinsleben gibt es im Video.

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Zur Person

Robert Allgäuer

Geboren 19. August 1967

Wohnort Nofels

Familie zwei Kinder

Werdegang 18 Jahre internationales Produkt- und Projektmanagement bei Hilti, sieben Jahre Geschäftsführer Montforthaus Feldkirch, vor zehn Jahren Quereinstieg in den Sozialbereich, zuständig für Geschäftsbereiche der Lebenshilfe, heute Projektleiter Soziale Projekte bei der Aqua Mühle

Hobbys Sport in allen Facetten, vor allem Skisport

Lieblingsessen am liebsten viel und gut, Zwiebelrostbraten mit Speckbohnen

Motto Es ist, wie es ist, aber es wird, was du daraus machst

Website caps-svv.at

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