Leben heißt Veränderung

Menschen / 08.03.2023 • 09:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Marion Morik hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut. <span class="copyright">HRJ</span>
Marion Morik hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut. HRJ

Marion Morik hat ihren Alltag schon einige Male auf den Kopf gestellt.

LOCHAU „Jetzt bin ich 47 und überlege mir ganz genau was ich mache: Rosinen picken!“ Marion Morik lässt sich auf einen Sessel in ihrem Büro nieder, schlägt die Beine übereinander, lächelt. In diesem Büro an der Lindauerstraße in Lochau konzipiert, textet, gestaltet und berät sie als Kommunikationsexpertin. Heute, an einem sonnigen Nachmittag, gewährt die umtriebige Frau Einblick in ihr bisheriges Leben.

Im Büro der Kommunikationsexpertin wächst ein großer Geigenfeigenbaum Richtung Decke. <span class="copyright">HRJ</span>
Im Büro der Kommunikationsexpertin wächst ein großer Geigenfeigenbaum Richtung Decke. HRJ

„Ich bin eine Ur-Locherin“, stellt Marion klar. Denn sie ist hier nach ihrer Geburt am 21. Mai 1975 aufgewachsen, zur Volks- und Hauptschule gegangen und hat immer hier gewohnt. Maturiert hat sie an der HLW Marienberg in Bregenz. „Zu dem Zeitpunkt steckte ich mitten in meiner Sturm- und Drangzeit. Darum war mein Maturazeugnis katastrophal“, gesteht sie. „Aber ich hatte viele philosophische Ansätze im Kopf.“ Eigentlich plant Marion nach der Matura in Wien zu studieren. Psychologie. „Doch wegen meines damaligen Freundes, mit dem ich zusammenlebte, wollte ich nicht weg.“

Sie beginnt bei einer Bank zu arbeiten, ist nicht glücklich. Die nächsten drei Stationen ihrer beruflichen Laufbahn sind internationale Produktionsfirmen. Eine davon ist Blum Möbelbeschläge in Höchst, wo sie in der Marketingabteilung tätig ist.

Letztes Frühjahr zog Marion Morik in ihr Büro im Co-Working Space in Lochau ein. <span class="copyright">HRJ</span>
Letztes Frühjahr zog Marion Morik in ihr Büro im Co-Working Space in Lochau ein. HRJ

Mit 30 wird Marion Mutter von Julian, zwei Jahre später kommt Sohn Dorian zur Welt. Sie gibt ihren Job auf. „Nicht der Kinder wegen“, betont sie. „Ich wollte weiterlernen, ausprobieren, mich auf Neues einlassen.“ Sie macht verschiedene Ausbildungen, darunter den Computerführerschein. Besonders interessiert sie das Thema Öffentlichkeitsarbeit. So meldet sie sich beim WIFI für den „Diplom-Lehrgang PR und integrierte Kommunikation“ an. Zwei Tage vor dem ersten Kursabend hält sie einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. „Trotzdem bin ich in den Kurs eingestiegen.“ Die Abschlussprüfung schafft sie Ende des fünften Schwangerschaftsmonats. Zudem belegt sie – inzwischen Mutter von drei kleinen Kindern – den Diplomlehrgang „Grafik und Mediengestaltung“ und nimmt an unzähligen Workshops teil. Um daheim ungestört lernen zu können, legt sie Nachtschichten ein. „Es war mühsam“, gibt sie zu, „aber irgendwie habe ich es geschafft.”

2011 übernimmt Marion die Öffentlichkeitsarbeit von SOS Kinderdorf Vorarlberg. Es gelingt ihr, die Abteilung in drei Jahren aufzubauen. Doch dann lassen ihre Kräfte nach, und sie beschließt, eine kurze Auszeit zu nehmen. „Danach kehrte ich nicht mehr zum SOS Kinderdorf zurück“, erzählt sie, „ich machte mich selbstständig.” Im Frühling 2014 gründet Marion ihr Büro für Kommunikation und visuelle Gestaltung: „MM – Dialog auf Augenhöhe“. (www.marion-morik.biz)
Mehrere Jahre arbeitet sie daheim in ihrer Wohnküche, dann teilt sie mit einer Freundin ein Büro in Bregenz. Der Einzug in das Co-Working-Space hier in Lochau erfolgt im Mai letzten Jahres. Die Wohnung, in der Marion mit ihrem Partner, Tochter Natalia (9) und den Söhnen Dorian (14) und Julian (16) lebt, befindet sich in der Nähe.

Mutter, Angestellte, Freischaffende: „Ich bin ein Hybrid.“ <span class="copyright">HRJ</span>
Mutter, Angestellte, Freischaffende: „Ich bin ein Hybrid.“ HRJ

Einen typischen Alltag gibt es bei Marion Morik nicht. „Geregelt sind nur die Schulzeiten meiner Kinder, alles andere ist Zeitmanagement“, sagt sie. „Ich bin Mutter, Angestellte, Freie – also ein Hybrid – und agiere auftragsorientiert.“ Das sei herausfordernd, aber befriedigend. Als Kommunikationsexpertin übernimmt sie zum Beispiel für Unternehmen, Organisationen und Künstler die Pressearbeit, PR-Beratung und das Social-Media-Management. „Ich arbeite projektbezogen und mache mich dabei stark für meine Auftraggeber“, lässt sie wissen.

Mutig und selbstbestimmt

Wann immer es sich zeitlich irgendwie einrichten lässt, ist Marion auch sportlich unterwegs. Etwa auf dem Snowboard oder auf Rollerblades (je nach Saison) und beim Yoga. Vor ein paar Jahren hat sie sich aufs Klettersteigen eingelassen: „Der höchste Berg, auf dem ich bisher geklettert bin, ist das Karhorn in Warth.“
Ihren Kindern lebt Marion vor, mutig zu sein und selbstbestimmt zu agieren, statt mit dem Strom zu schwimmen. „Wir alle können das“, betont sie, „trauen es uns aber viel zu wenig zu.”

Wünsche? Sie denkt nach. Antwortet: „Ich wünsche mir, dass wir alle selbstbestimmter, zufriedener und glücklicher werden.“ Das ist es, was Marion Morik unter „Rosinen picken“ versteht.

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