Unbändige Schaffenskraft und Kreativität

Menschen / 14.03.2023 • 16:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Unbändige Schaffenskraft und Kreativität
Werner Deutschmann ist bei der Bearbeitung einer Skulptur ganz auf seine Tätigkeit fokussiert. Andreas Gassner

Bildhauer Werner Deutschmann hat sein Leben ganz der Steinbearbeitung gewidmet.

BLUDENZ Werner Deutschmann wird im nächsten Monat 80 Jahre alt. Er wirkt ausgeglichen und zufrieden, ja sogar glücklich. Auf die Frage, was ihn denn so glücklich mache, antwortet er: „Die Liebe zur Steinarbeit und die Liebe zu meiner Frau Rita.“

Werner Deutschmann mit einer Katzen-Skulptur in seinem Wohnhaus. <span class="copyright">BI</span>
Werner Deutschmann mit einer Katzen-Skulptur in seinem Wohnhaus. BI

Das Ehepaar kennt sich seit 46 Jahren, die herzliche Verbindung der beiden ist immer noch deutlich spürbar. „Ich war damals im Skiurlaub in Vorarlberg und habe mich sofort in seine ehrlichen Augen verliebt. Werner ist so ein herzensguter, lieber Mensch. Er ist empathisch und allen Menschen zugewandt. Und außerdem ist er einfach ein hübscher Mann“, ist die gebürtige Schweizerin voll des Lobes über ihren Werner.

Die Begeisterung für Kunst und Kultur ist nur eine der vielen gemeinsamen Verbindungen, die das Ehepaar teilt. Auch das gemeinsame Reisen schuf viele schöne Erinnerungen. Während andere Reisende Souvenirs oder Kleidung aus ihren Urlauben mitbringen, waren es beim Ehepaar Deutschmann immer Steine. „Überall, wo wir waren, haben wir in die Bäche geschaut, immer auf der Suche nach Findlingen oder anderen schönen Steinen“, erinnert sich Rita.

Das Ehepaar Deutschmann verbindet unter anderem die Begeisterung für Kunst und Kultur, hier bei einer Kulturveranstaltung. <span class="copyright">BI</span>
Das Ehepaar Deutschmann verbindet unter anderem die Begeisterung für Kunst und Kultur, hier bei einer Kulturveranstaltung. BI

Rita Deutschmann ist aber auch die Muse ihres Mannes. Sie erkannte sofort dessen künstlerisches Potenzial, förderte und motivierte ihn, berufsbegleitend die Kunstgewerbeschule in Zürich mit der Hauptrichtung Akt zu besuchen. Das Material Stein spielte jedoch schon immer eine große Rolle im Leben des Künstlers. Er übernahm in dritter Generation den renommierten Steinmetzbetrieb in Bludenz. Obwohl der eine Zeit lang mit dem Gedanken spielte, Koch zu werden, absolvierte er dann doch im elterlichen Betrieb die Lehre, der Einfluss des Vaters Alois war doch zu groß.

Porträtfoto von Werner Deutschmann. <span class="copyright">Andreas Gassner</span>
Porträtfoto von Werner Deutschmann. Andreas Gassner

Im Jahr 1961 schloss er die Gesellenprüfung als Steinmetz und Steinbildhauer ab. Als er sich sodann für die Fachschule in Hallein anmelden wollte, bekam er von der Konkurrenz zu hören: „Dem können wir die Konzession ruhig geben. Der ist in einem Jahr ohnehin erledigt.“ Werner Deutschmann zeichnet ein enormes Durchhaltevermögen und Zielgerichtetheit aus. So ließ er sich von der wenig aufmunternden Aussage nicht abhalten und wurde im April 1966 der jüngste Steinmetzmeister Österreichs. Sein handwerkliches Können musste er sogleich unter Beweis stellen, denn sein Vater war damals bereits sehr krank und verstarb zwei Jahre später. In weiterer Folge baute er auch die neben dem Friedhof gelegene Werkstatt weiter aus.

In der Villa Falkenhorst in Thüringen sind einige Exponate aus dem umfangreichen Schaffenswerk des Künstlers zu sehen.<span class="copyright"> Andreas Gassner</span>
In der Villa Falkenhorst in Thüringen sind einige Exponate aus dem umfangreichen Schaffenswerk des Künstlers zu sehen. Andreas Gassner

„Der Stein hat für mich eine große Bedeutung. Einerseits habe ich vom Beruf her mit diesem Material gearbeitet. Andererseits fasziniert er mich bei der Gestaltung von Kunstobjekten, denn durch die Bearbeitung zeigt sich oft erst seine Bedeutung“, erläutert Werner Deutschmann. Im Laufe seines Lebens hat er unzählige Skulpturen geschaffen. „Unser Haus ist ein Museum und das bis in den Dachboden hinauf“, erklärt seine Gattin und verweist auf die jeweiligen Entstehungsgeschichten zu den Kunstwerken. Sie weiß über jede genauestens Bescheid, wo der Stein gefunden wurde und in welcher Form das Kunstwerk schlussendlich entstand. Als Steinmetz waren die Monate von März bis Allerheiligen sehr arbeitsintensiv. „Ich habe meistens um 3.30 Uhr am Morgen zu arbeiten begonnen. Da konnte ich auf dem Friedhof in aller Ruhe und konzentriert den Arbeitstag beginnen. Mittags habe ich mich dann für eine Stunde hingelegt, dann ging es am Nachmittag weiter. Und abends machte ich oft noch Kundenbesuche. Rita hat mich sehr oft begleitet, worüber ich froh war“, erinnert sich der Bildhauer.

Werner und Rita Deutschmann sind herzlich miteinander verbunden. <span class="copyright">BI</span>
Werner und Rita Deutschmann sind herzlich miteinander verbunden. BI

Nach einer Operation vor 18 Jahren übergab er den Betrieb, seither kann er sich nun ganz seiner Leidenschaft, der Bildhauerei, widmen und auch die Sommermonate nutzen. Ein alter Schuppen hinter dem Wohnhaus in der Rungelinerstraße wurde von ihm als Werkstatt ausgebaut. Zahlreiche Skizzen, Zeichnungen und Skulpturen zeugen von seiner unbändigen Kreativität und Schaffenskraft. Manche davon sind allerdings noch halbfertig, der pensionierte Steinmetz ist müde geworden. Ehefrau Rita hofft, dass diese doch noch vollendet werden. Eine Würdigung seiner Werke erfährt der innovative Kunstschaffende nun anlässlich seines 80. Geburtstags im Rahmen einer Ausstellung in der Villa Falkenhorst in Thüringen. Die Vernissage findet am 17. März um 19 Uhr statt. Monika Bischof

ZUR PERSON

Werner Deutschmann

Geboren 5. April 1943

Familie Verheiratet mit Rita

Beruf Steinmetzmeister und Bildhauer

Hobbys Kultur, Zeichnen, Reisen, Lesen

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