Aus Liebe zu Kunst und Natur

Melanie Berlinger (38) begibt sich auf eine botanische Zeitreise und die Spuren des Riebelmaises.
Schlins, Mellau Eine blaue Maschine mit Schwungrad in einer ehemaligen Kupferschmiede, klassische Musik im Hintergrund und eine Frau mit schwarz gefärbten Handschuhen, die sich gerade mit Kupferplatten, Hagebutten und Riebelmais beschäftigt. Wer das Atelier von Melanie Berlinger in Mellau betritt, befindet sich sinnbildlich auf einer botanischen Zeitreise.

Gerade ist die 38-Jährige damit beschäftigt, eine geätzte Druckplatte mit schwarzer Farbe einzufärben. Mit einer sogenannten Radiernadel hat sie zuvor in feinen Linien besagte Hagebutte darauf gezeichnet. “Wenn die Farbe eingerieben ist, kommt die Platte in die Druckpresse”, erklärt die 38-Jährige und deutet in Richtung des blauen Geräts mit Rad, welches an vorindustrielle Zeiten erinnert.

Berlinger ist in Mellau aufgewachsen, seit jeher ein naturverbundener Mensch und bekannt für ihre Liebe zum Detail. Für ihre Projekte nahm sie schon jede Menge Pflanzen und Insekten im wahrsten Sinne des Wortes auch unter die Lupe beziehungsweise unter das Mikroskop. “Mir gefällt alles mit feinen Strukturen”, erklärt sie. Bei ihrer Arbeit geht es darum, die Details von alltäglichen Naturobjekten darzustellen, die meist nicht bewusst wahrgenommen werden.

Begeistert von der Kunstschmiedearbeit ihres Opas und ihres Vaters hat sich die Kreative schon früh mit Handwerk und Kunst auseinanderzusetzen begonnen und auch gerne gezeichnet. So führte sie der Weg nach Innsbruck an eine HTL für Grafik und Design und später nach Wien, wo sie an der Akademie der bildenden Künste sowie an der Universität für angewandte Kunst studiert hat.

2014 kehrte sie nach Vorarlberg zurück, richtete sich in der ehemaligen Kunstschmiede-Werkstatt ihres Vaters ihr Atelier ein und hat begonnen, in höheren Schulen in Vorarlberg künstlerische Fächer zu unterrichten.
Mir gefällt alles mit feinen Strukturen.
Melanie Berlinger, Künstlerin und Lehrerin
Waren es früher noch ausgedehnte Spaziergänge, bei denen sie Vorlagen für ihre Werke gesammelt hat, so setzt sie inzwischen auf Botanisches in Haus und Garten in Schlins, wo sie mit Partner Lukas, Tochter Mira (5) und Sohn Tizian (2) lebt.

Daheim lässt Berlinger derzeit nämlich verschiedene Kultur- und Nutzpflanzen für ein größeres Projekt rund um botanische Illustrationen – ein Spannungsfeld zwischen Natur, Forschung und Kunst – heranwachsen. Dabei entstehen Zeichnungen, die auf den ersten Blick an Abbildungen in Schulbüchern erinnern.

Berlinger hat sich beispielsweise bereits auf die Spuren des Riebelmaises und dessen Geschichte begeben. “Es geht unter anderem darum, woher Kulturnutzpflanzen stammen und wie lange etwas da sein muss, damit es zur Tradition wird”, erläutert sie Hintergründe zu ihrer Arbeit, während sie auf die Zeichnungen in ihrer Mappe zeigt. Auch das Thema Aneignung soll dabei eine Rolle spielen.

Künstlerische Unterstützung bekommt sie mittlerweile auch schon von ihrer Tochter Mira, die sich ebenso begeistert vom Druck zeigt. “Sie hat gerade ihren ersten Hochdruck gemacht und hilft mir auch dabei, das Schwungrad zu bedienen”, berichtet Berlinger und lächelt. Einige ihrer neuesten Werke werden dann im Herbst in einer Ausstellung zu sehen sein.
Zur Person
Melanie Berlinger
Alter: 38
Familie: in Partnerschaft mit Lukas, zwei Kinder
Wohnort: Schlins
Ausbildung: HTL für Grafik und Kommunikationsdesign Innsbruck, Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Kontextuelle Gestaltung in Kombination mit Kunst und Kommunikation), Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung)
Beruf: Künstlerin und Lehrerin
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