Zum Gedenken: Herbert Tschamon, ein Offizier der Alten Schule

Menschen / 16.03.2023 • 10:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Zum Gedenken: Herbert Tschamon, ein Offizier der Alten Schule
Herbert Tschamon war Ausbilder, Truppführer und Brigadekommandant. VN

Zwischen 1965 und 1997 dienten nicht nur Vorarlberger Soldaten unter dem Nenzinger. Der verstorbene Brigadier i. R. Herbert Tschamon (89) durchlief eine beachtliche militärische Karriere.

NENZING Am 25. Februar 2023 starb mit 89 Jahren in seiner Heimatgemeinde Nenzing Brigadier i. R. Herbert Tschamon. Seine militärische Laufbahn startete 1955 bei der B-Gendarmerie in Lochau im Wirtschaftsdienst und endete als Brigadekommandant. Er trat am 1. Juli 1997 in den Ruhestand und wurde als erster Vorarlberger zum Brigadier befördert.

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Oberst Herbert Tschamon bei der Verabschiedung durch Landesrat Erich Schwärzler im Mai 1997. VLK/Wanko

Herbert Tschamon wurde am 1. August 1934 in Nenzing geboren und wuchs in einer Landwirtschaft auf. Nach der Volksschule besuchte er in Feldkirch das Gymnasium. Im Jahre 1975 heiratete er Gattin Helga, die zwei Töchter in die Ehe mitbrachte, kurz danach bezogen sie ihr neues Haus in der Schulstraße in Nenzing. Mit 20 Jahren rückte Herbert Tschamon Anfang Jänner 1955 zur B-Gendarmerie ein. Nachdem er die Chargendienstgrade als Wirtschaftsgehilfe durchlaufen hatte, wurde er 1959 zum Wachtmeister des Wirtschaftsdienstes befördert. Da er darin aber nicht seine berufliche Erfüllung sah, besuchte er von 1960 bis 1962 das Realgymnasium für zeitverpflichtete Soldaten an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt und legte dort die Matura ab. Nach der Offiziersausbildung wurde Leutnant Herbert Tschamon 1965 als Jahrgangserster und Jägeroffizier nach Tirol ausgemustert. „Die Generalstabsausbildung habe ich nie angestrebt, denn ich wollte immer vor allem mit den Leuten zu tun haben“, erinnerte er sich 2015 gegenüber den VN.

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Bis heute führt die nach ihm benannte Straße zur Walgau-Kaserne. Hronek

Nach einer Verwendung als Zugskommandant war Herbert Tschamon vier Jahre Kompanieoffizier in Absam und kam anschließend für zwölf Jahre an die Jägerschule in Saalfelden. Dort galt sein Hauptaugenmerk als Hauptlehroffizier der Ausbildung der jungen Jägeroffiziere. Im Jahre 1981 kam er – mittlerweile Oberstleutnant – zur Nachrichtenstelle in Tirol und kehrte an seinem 49. Geburtstag nach Vorarlberg zurück.

Nach einjähriger Verwendung als Referent für Ausbildung und Mobilmachung beim Militärkommando Vorarlberg übernahm Herbert Tschamon im Oktober 1984 das Kommando über das Landwehrstammregiment 91. Am 1. Jänner 1985 wurde er zum Oberst befördert. Gleich zu Beginn seiner Kommandantenzeit in Vorarlberg wurde seine Heimatgemeinde Nenzing Garnisonsgemeinde.
Werbeaktionen um Kaderpersonal führten Herbert Tschamon in die Befehlsbereiche Steiermark und Kärnten. Zahlreiche junge Unteroffiziere und Chargen folgten seinem Ruf nach Vorarlberg und machten hier Karriere. Im Jahre 1994 führte er das Landwehrstammregiment 91 in das Jägerregiment 9 über. Mit der Aufstellung der 9. Jägerbrigade (mob) war er von 1994 bis zu seinem Pensionsantritt am 1. Juli 1997 auch deren Kommandant. Herbert Tschamon liebte die Berge. Er erreichte die Qualifikation eines „Heereshochalpinisten“ und noch mit 82 Jahren bestieg er den Panülerkopf, den mit 2859 Metern zweithöchsten Berg im Rätikon.

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Das Jägerregimentes 9 bei einer Raumschutzübung 1997. Tschamon begleitete das Regiment bei der Transformation nach dem Kalten Krieg. VN/AM

Sein jahrzehntelanges Wirken wurde durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, u.a. mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg. Die Offiziersgesellschaft Vorarlberg ernannte ihm zum Ehrenmitglied. Jenen, die ihn als Offizier und Kommandant gekannt haben, wird er als einer, der stets ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Soldaten und Mitarbeiter hatte, in Erinnerung bleiben.

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Im Gespräch mit den VN führte Herbert Tschamon aus: „Ich kann sehr zufrieden auf mein ganzes Leben zurückblicken und würde alles noch einmal genauso machen, wie ich es getan habe.“ Sich selbst beschrieb er als „Pflichtmensch, dem die Disziplin über alles ging“. Und weiter: „Das heutige Bundesheer ist ein ganz anderes, als ich es durch 43 Dienstjahre gekannt habe. Die Wandlungen in der Gesellschaft haben auch vor den Kasernentoren nicht Halt gemacht. So ist mir die Trennung nicht schwergefallen und auf keinen Fall möchte ich den Fehler machen, jüngeren Kameraden beim Heer Ratschläge geben zu wollen.“

Nach dem Ende seiner beruflichen Laufbahn war er Mitgründer und erster Obmann des Seniorenbundes Nenzing, der in dieser Zeit vielfältige Aktivitäten setzte.

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