Harry Belafonte mit 96 Jahren gestorben

Der US-amerikanische Sänger galt als der erfolgreichste karibisch-amerikanische Calypso-Star.
new york Mit zwei langgezogenen Silben wurde Harry Belafonte zum Weltstar: „Daaaay-Ooo“ sang er zum Auftakt des Calypso-Hits „Banana Boat Song“, der längst zum Ohrwurm-Klassiker geworden ist. Mehr als 100 Millionen Alben mit Songs wie „Island in the Sun“, „Matilda“ und „Jump in the Line“ verkaufte Belafonte danach, spielte in mehr als 40 Filmen mit – und engagierte sich immer auch politisch.
Herzversagen
An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan. Am Dienstag starb Belafonte im Alter von 96 Jahren, wie die Agentur seines langjährigen Sprechers Ken Sunshine bestätigte. Er starb demnach in seinem New Yorker Zuhause an Herzversagen, mit seiner Frau Pamela an seiner Seite.
Belafonte gehört zu den wenigen Menschen, die alle großen Entertainment-Preise der USA – Emmy, Grammy, Oscar und Tony – gewonnen haben, ist also ein sogenannter „EGOT“. Noch im November war er in die Ruhmeshalle des Rock & Roll aufgenommen worden.
Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. 1927 wurde Belafonte in Harlem geboren, verbrachte aber einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, holte ihn seine Mutter nach New York zurück. Als Belafonte eines Tages zum Dank für Reparaturarbeiten ein Ticket für eine Theatervorstellung bekam, hatte er seine Leidenschaft gefunden. Er ging an die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator – mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der „erste schwarze Hamlet“ geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit Filmen wie „Bright Road“ (1953) und Otto Premingers „Carmen Jones“ (1954).
Calypso-King
Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum „Calypso-King“. Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. „So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt“, sagte Belafonte. Abseits der Musik verschlüsselte er seine Kritik nicht – ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich zu wenig um ihre „gesellschaftlichen Pflichten“ zu kümmern.
In seiner Autobiografie „My Song“ sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue etwa. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der Vater von vier Kindern und Großvater von acht Enkelkindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.




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