Ein wohlüberlegter Schritt

Elsbeth Giesinger wechselte von der Bank in die Begleitung von Menschen mit Behinderung.
Hohenems Es war ein bedeutender, aber mitnichten unüberlegter Schritt. „Schaffe ich die Aufnahme in die Kathi-Lampert-Schule nicht, habe ich immer noch einen Job“, überlegte Elsbeth Giesinger (51) und machte sich auf zu neuen beruflichen Ufern. Erfolgreich, wie sich inzwischen zeigt. Im April hat sie die Ausbildung zur Pflegeassistenz abgeschlossen, derzeit ist sie mit dem Abschluss der Facharbeit zur Sozialbetreuerin beschäftigt. Das praktische Wissen eignet sich die gelernte Bankkauffrau in einem Wohnhaus für Menschen mit Beeinträchtigungen der Lebenshilfe in Batschuns an. Elsbeth Giesinger hat die Entscheidung noch keine Minute bereut. Im Gegenteil: „Je länger ich dabei bin, umso mehr fühle ich mich an der richtigen Stelle“, sagt die patente Frau und fügt noch an: „Ich würde es sofort wieder tun.“
Begegnungen vermisst
Der Kontakt mit Menschen war der Hohenemserin immer wichtig. Nicht, dass es ihr an ihrem vorigen Arbeitsplatz nicht gefallen hätte, doch während der Pandemie schrumpften die Möglichkeiten auf persönliche Gespräche gehörig. „Bankgeschäfte wurden fast nur noch online, telefonisch oder am Automaten abgewickelt“, erzählt Elsbeth Giesinger. Sie vermisste die Begegnung mit ihren Kunden, mit Leuten insgesamt. In diese schwierigen Monate hinein drängte sich die Überlegung, dass es doch eigentlich noch etwas anderes geben müsste. Der Lebenshilfe brachte sie schon vorher viel Sympathie entgegen. Als Giesinger sich dann definitiv entschloss, Arbeit und Arbeitsplatz zu wechseln, war die Frage, wohin, keine Frage mehr, und sie zog das Ding durch.
Im Wohnhaus in Batschuns betreut und begleitet sie als Mitarbeiterin eines Teams sechs Personen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren mit kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen. „Es sind wunderbare Menschen“, spricht Elsbeth Giesinger voller Hochachtung von ihnen. Sie betrachtet ihre Arbeit nicht nur als sinnvoll, sondern fühlt sich darin von den Bewohnern auch wertgeschätzt: „Es kommt viel zurück.“ Elsbeth ist gerne mit den Leuten zusammen und darum bemüht, ihnen stets Neues zu vermitteln. Ihre Intention dabei: Sie in dem, was sie noch können, zu stärken oder sie dort zu unterstützen, wo sie es brauchen. Die Anforderungen sind höchst unterschiedlich. „Wir haben Bewohner, die nicht in der Lage sind, sich verbal auszudrücken. Da heißt es gut hinschauen“, berichtet Giesinger aus dem Arbeitsalltag.
Betreuung und Pflege
Das tut sie aber auch bei den anderen. Die Pflegeausbildung kommt ihr dabei zugute, denn manche Bewohner brauchen neben Betreuung eben auch Pflege. Alle sind Elsbeth Giesinger schon fest ans Herz gewachsen. Entspannung findet die Mutter von zwei erwachsenen Kindern in der Natur und beim Basteln. Werkstücke, die zu Hause aus ihrer Hand entstehen, nimmt sie gerne als Ideen auch mit in die Arbeit, um sie dort mit den Bewohnern umzusetzen. VN-MM
„Bei Bewohnern, die sich verbal nicht ausdrücken können, heißt es gut hinschauen.“



Zur Person
Elsbeth Giesinger
Alter 51 Jahre
Beruf Pflegeassistentin und Sozialbetreuerin, davor Bankkauffrau
Familie zwei Kinder (20 und 18 Jahre)
Wohnort Hohenems
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