„Die Buch am Bach ist schon mein Baby“

Menschen / 01.06.2023 • 18:11 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Er ist seit 2012 bei der Buch am Bach dabei und erklärt gerne, warum Leseförderung wichtig ist (hier: 2017). VN/STEURER
Er ist seit 2012 bei der Buch am Bach dabei und erklärt gerne, warum Leseförderung wichtig ist (hier: 2017). VN/STEURER

Günter Wohlgenannt liegt als Buchhändler die Leseförderung am Herzen.

DORNBIRN Dienstag, 19. Juni 2012. Für Günter Wohlgenannt ist es ein besonderes Datum. An diesem Tag öffneten sich die Türen der VN-Kinder- und Jugendbuchmesse Buch am Bach zum ersten Mal in der Kulturbühne Ambach und die Kummenberggemeinde Götzis verwandelte sich für drei Tage in die „Lesehauptstadt“ Vorarlbergs.

„Sie ist irgendwie schon auch mein Baby“, erinnert sich der 65-Jährige an die Anfänge zurück und erzählt, wie es dazu gekommen ist. Den Stein ins Rollen brachte der Mittelschullehrer Ludwig Hotz, der „Vater“ des Onlineleseprojektes Selektissima. Hotz suchte eine Medienpartnerschaft für sein Projekt und wandte sich an die VN-Redaktion. Als er wieder ging, war die Idee der „Buch am Bach“ geboren und Hotz Mitglied des Organisationsteams.

Leseförderung

Hotz gelang es, die Buchhandlungen und die Vorarlberger Wirtschaftskammer zum Mitmachen zu animieren. Vor allem dank Günter Wohlgenannt, dem als Buchhändler und damaligen Fachgruppenobmann der Vorarlberger Buch- und Medienwirtschaft die Leseförderung seit jeher ein Anliegen war.

Mit dem Dornbirner, der seit 1976 im Buchhandel tätig ist, fand er einen idealen Mitstreiter. Wohlgenannt führte selbst 18 Jahre eine eigene Buchhandlung in Dornbirn und leitete im Anschluss DAS BUCH im Messepark. Im Februar dieses Jahres verabschiedete er sich in die Pension, der Kinder- und Jugendbuchmesse Buch am Bach bleibt er aber weiterhin treu. „Wir wollen jungen Menschen die Bücherwelt durch Autorenkontakte und Lesungen näherbringen“, lautet damals wie heute das Ziel. Von Anfang an wurden die Kinder und Jugendlichen mit in die Messe eingebunden. Sie errichteten Themeninseln, stellten als Bücher-Guides den Besuchern unterschiedliche Werke vor, schnitzten Stempel, damit die Lesefans vor Ort ihre ganz persönlichen Textspuren hinterlassen konnten oder bastelten Kostüme aus Zeitungspapier für eine Buchmodenschau.

Beliebte Mangas

Längst ist die VN-Kinder- und Jugendbuchmesse Buch am Bach zum Fixpunkt für Lesefans und Buchliebhaber geworden. Und Mitinitiator Wohlgenannt kann nicht nur einen zufriedenen Blick auf die vergangenen zwölf Jahre werfen. „Von den Umsätzen her waren wir über die ganzen Jahre ziemlich konstant“, freut er sich über den Erfolg. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass an den drei Messetagen bis zu 1500 Bücher verkauft werden. Oder anders gesagt: Trotz der digitalen Konkurrenz behaupten sich gedruckte Medien nach wie vor. „Besonders angesagt sind derzeit Mangas“, weiß der Autor des Ländle-Bestsellers „Jassen in Vorarlberg“.

Auch in der Buchhandlung DAS BUCH wurde das Angebot an japanischen Comics deutlich erhöht. „Wir merken, dass die jungen Leute sehr gerne zu uns kommen“, sagt Wohlgenannt, der überzeugt ist, dass Mangas Kinder und junge Leute zum Buch hinführen. Bei DAS BUCH im Messepark wirkt sich das bereits entsprechend aus. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend gelang es, die Anzahl der Kunden im zweistelligen Bereich zu erhöhen. Überhaupt habe Lesen heute noch einmal einen besonderen Stellenwert erhalten.

„Durch die Reizüberflutung haben junge Leute Probleme mit der Konzentration“, weiß der leidenschaftliche Buchhändler von einem Gespräch mit einer Lehrerin und kennt auch das Rezept, um dem entgegenzuwirken. „Wer regelmäßig liest, stimuliert die eigenen Gehirnzellen, trainiert seine kognitiven Fähigkeiten und verbessert Vokabular und Konzentrationsfähigkeit.“ Also nichts wir ran an die Bücher!

Reisen mit Büchern

Das macht auch Günter Wohlgenannt in diesem Jahr zum zwölften Mal. Und wenn von Dienstag, 20. Juni, bis Donnerstag, 22. Juni, die Lesehauptstadt Götzis wieder von Bücherwürmern, Manga-Liebhabern, kleinen Theater-Fans und großen Leseratten in ein Universum verwandelt wird, in dem sich alles um Geschichten dreht, ist der Großteil seiner Arbeit getan. Sein Buchhändler-Herz freut sich, wenn es beobachtet, wie Bücher zum Transportmittel werden. Und 4000 Kinder und Jugendliche einsteigen, um in Fantasieländer zu reisen, in die unentdeckte Welt der Ozeane untertauchen, knifflige Kriminalfälle lösen, die wildesten Abenteuer erleben oder zu einer Forschungsreise auf einen der neun Planeten aufbrechen. Natürlich gehört auch für Wohlgenannt das Buch zur täglichen Lektüre. Neben dem Nachttisch stapelt sich ein zwei Meter hoher Bücherturm. Aktuell liest er Svenja Flaßpöhlers Sachbuch „Verzeihen – vom Umgang mit Schuld“.

Demnächst wird es in der Literaturgruppe der Stadtbibliothek Dornbirn besprochen werden. Auch der Buchhändler im Ruhestand wird da dabei sein. Denn der kommt auch in seiner Pension nicht ohne Literatur aus. Und das hat Vorbildwirkung. CRO

„Wir wollen jungen Menschen die ­Bücherwelt durch Lesungen näher ­bringen.“

Im Februar 2023 verabschiedete sich Günter Wohlgenannt in Pension - hier im Bild mit Rebekka von der Thannen (M.) und Anita Figo. FRANC
Im Februar 2023 verabschiedete sich Günter Wohlgenannt in Pension – hier im Bild mit Rebekka von der Thannen (M.) und Anita Figo. FRANC
Wohlgenannt, Christian Loacker (Bürgermeister Götzis) und Hannes Jochum (Leiter Kulturbühne Ambach).   VN/PAULITSCH
Wohlgenannt, Christian Loacker (Bürgermeister Götzis) und Hannes Jochum (Leiter Kulturbühne Ambach).   VN/PAULITSCH
Wohlgenannts Buch „Jassen in Vorarlberg“ ist ein Bestseller. VN/GUNZ
Wohlgenannts Buch „Jassen in Vorarlberg“ ist ein Bestseller. VN/GUNZ

Zur Person

Günter Wohlgenannt

Alter 65

Ausbildung Buchhändler

Beruf Pensionist, Buchhändler in leitender Position bei DAS BUCH (nur noch in Teilzeit), Autor von „Jassen in Vorarlberg“, Buch am Bach;

Hobbys Spiele spielen und Lesen;

Infos https://www.wohlgenannt.at/