Kindern das Leben sichtbar machen

Jasmin Maccani hilft sehbehinderten und blinden Kindern, sich im Alltag zurechtzufinden.
DORNBIRN, MÄDER Als Kind wollte Jasmin Maccani Kinderärztin werden. Sie entschied sich jedoch für einen anderen Weg: Sie wurde Sonderpädagogin in der Sehfrühförderung. Seit zehn Jahren leitet sie Sehsam, eine pädagogische Sehfrühförderstelle des Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Dornbirn. Im Vierer-Team betreut die 38-Jährige sehbehinderte, seh-mehrfachbehinderte und blinde Kinder sowie deren Familien.
Andere Wahrnehmung
Ein Kind mit Sehbehinderung hat eine andere Wahrnehmung als ein normalsichtiges und ist demnach auch mit anderen Lernbedingungen konfrontiert. Bei Sehsam wird diesen Kindern mithilfe von speziellen Maßnahmen das Leben sichtbar gemacht. „Wir begleiten die Kinder von der Geburt an bis zur Einschulung, meistens daheim in ihrem Umfeld“, erklärt Jasmin Maccani. Wichtig sei dabei auch die Entlastung der Eltern: „Dazu tragen wir bei, indem wir den Kindern einen normalen Alltag gewährleisten.“ Aktuell begleiten Jasmin Maccani und ihre drei Kolleginnen 74 Mädchen und Jungen.
Für diesen Beruf sind hohe Kompetenz und Einfühlungsvermögen unabdingbar. Beides weist Jasmin mit ihren Ausbildungen nach: Psychologiestudium, Krankenpflege, Sehbehinderten- und Blindenpädagogik, Sehfrühförderung, Sonderpädagogik, Inklusive Elementarpädagogik. Sie selbst unterrichtet Studierende des Lehrgangs „Inklusive Elementarpädagogik“ an der Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik in Feldkirch.
„Ich bin dankbar, dass ich Wegbegleiterin für Kinder mit besonderen Bedürfnissen sein darf“, sagt Jasmin Maccani. Ihren Arbeitsalltag, den sie um fünf Uhr früh mit Poweryoga startet, beschreibt sie als spannend: „Ich muss flexibel sein und mich danach orientieren, was jedes einzelne von uns betreute Kind gerade braucht.“ Erfolgserlebnisse gibt es ganz kleine bis große. Hat zum Beispiel ein Kind nach vier Jahren gelernt, sicher zu greifen, ist das ist ein kleines Erfolgserlebnis, „ein großes ist, wenn sich ein blindes Kind in der Schule integriert hat.“
Schließt Jasmin die Sehsam-Tür hinter sich zu, ist ihre Arbeit noch nicht beendet. Daheim wird reflektiert und dokumentiert, „und ich arbeite neue Ziele und Maßnahmen aus“.
Behandlung mit Klängen
Nebenbei hat sich Jasmin zur Tanztherapeutin, Klangschalen- und Aromatherapeutin sowie in der Anwendung von Indian Head Balancing (Kopf-Nacken-Schulter-Rücken-Ausgleichen) ausbilden lassen. In ihrem Praxisraum, den sie sich im vergangenen Herbst in dem Haus in Mäder eingerichtet hat, in dem sie mit ihrer Familie wohnt, nimmt sie ihr Klientel mit auf eine Reise an einen Ort der Klänge und Düfte. Sie bietet auch „Kinderentspannung“ an: „Damit möchte ich Kindern helfen, Stress zu bewältigen, ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen und – ganz wichtig – ihnen beibringen, achtsam mit dem Augenblick und mit sich selbst umzugehen.“
Das ist noch nicht alles, was die umtriebige Frau so macht. So jobbt sie auch noch als Model für mehrere Agenturen. Zeit für sich selbst nimmt sich Jasmin Maccani schon auch. Insbesondere fürs Tanzen: „Ich bin ja ausgebildete Tanzpädagogin.“ Da ist auch noch ihre Familie, und die nimmt den ersten Platz in ihrem Leben ein. Auf ihre Kinder ist sie besonders stolz: „Mein älterer Sohn Luca geht ins Sportgymnasium. Er ist passionierter Fußballer und kickt am liebsten gegen seinen Vater“, erzählt Jasmin. Der Jüngere, Leo, geht ins Gymnasium Dornbirn und spielt Tennis. Ein Blick auf die Uhr. Es ist Zeit zu gehen. Ein Sehsam-Kind wartet auf Jasmin. HRJ
„Ich bin dankbar, dass ich Wegbegleiterin für Kinder mit besonderen Bedürfnissen sein darf.“


