“Mein Künstlerleben ist im Umbruch”

Michael Fitz über die Veränderungen in seinem Schauspielerleben.
münchen Jahrelang spielte er im „Tatort“ den Münchner Kommissar Carlo Menzinger, seit 2016 ist Michael Fitz in der Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ der bayerische Kommissar Hubert Mur, der bei grenzüberschreitenden Fällen der österreichischen Polizei hilft. Die neue Folge „Die Toten von Salzburg: Schattenspiel“ (Mittwoch, 20.15 Uhr im ZDF) markiert einen Umbruch: Es ist die erste ohne Florian Teichtmeister, der bislang den österreichischen Kommissar Palfinger verkörperte – er ist wegen Besitzes von Kinderpornografie angeklagt, deshalb wurde seine Rolle gestrichen.
In der neuen Folge der Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ ermitteln Sie zum ersten Mal ohne Florian Teichtmeister. Wussten Sie bei den Dreharbeiten, dass es schlimme Vorwürfe gegen ihn gibt?
Fitz Nein, während der Dreharbeiten ist uns vom Drehteam nichts bekannt geworden. Meine Information zu diesem Zeitpunkt war, dass seine Freundin sich von ihm getrennt und ihm böse Dinge untergeschoben hatte. Über die ganzen Details wurden wir erst später informiert, als der Film schon abgedreht war. Was die Produktionsfirma selber über das laufende Verfahren wusste, kann ich nicht sagen. Die Verantwortlichen haben ja in dieser Folge schon reagiert und Teichtmeister – offiziell aus Termingründen – aus dem ganzen Film herausgeschrieben.
Wie geht es weiter mit den „Toten von Salzburg“? Wird es einen Nachfolger für Teichtmeister geben?
Fitz Ich habe davon nichts gehört. Wir haben inzwischen schon die zehnte Folge abgedreht, die mit dem restlichen Team gestaltet wurde, und das ist sehr gut gelaufen. Wir können in dieser Besetzung ganz locker weitermachen.
Wird Ihre Rolle vielleicht sogar größer werden?
Fitz Natürlich sind jetzt Freiräume für die anderen Rollen entstanden, und meine Rolle als Hubert Mur ist jetzt ein bisschen größer, genauso wie die von Fanny Krausz als Bezirksinspektorin Russmeyer. Das Konfliktfeld Bayern-Österreich wird weiterhin pointiert behandelt. Zusätzlich kommt nun aber das Konfliktfeld junge Frau und alter Mann dazu – den alten weisen Mann spiele ich, und Fanny Krausz ist die junge Frau (lacht). Da treffen zwei Generationen aufeinander, und das ist ein hochinteressantes Feld, das wir mit Sicherheit noch ausbauen werden. Ich finde es angemessen und unserer Zeit entsprechend, dass die weibliche Ermittlerin in „Die Toten von Salzburg“ aufgewertet wird.
Sie werden im November 65 Jahre alt. Zucken Sie denn beim Begriff vom „alten weisen Mann“ kein bisschen zusammen?
Fitz Ach wissen Sie, wir leben in einer Welt, wo mit solchen Begriffen permanent hantiert wird. Wenn ich da immer zusammenzucken würde, hätte ich ein Problem. Es ist nun mal so, dass ich in einem fortgeschrittenen Alter bin, aber ich habe damit kein Problem.
In Ihrem Bühnenprogramm „Da Mo“ geht es ja um die Rolle des Mannes in der heutigen Gesellschaft . . .
Fitz Das ist ein Thema, das mich schon lang beschäftigt, und damit müssen wir uns dringend auseinandersetzen, weil wir immer noch nicht bei der Gleichberechtigung der Geschlechter angekommen sind. Ich glaube, dass wir eine zweigeteilte Männergesellschaft haben – manche bewegen sich noch in den Wildwest-Niederungen, die anderen haben begriffen, dass sich gerade etwas ändert. Ich spüre eine große Unsicherheit, nicht nur bei mir, sondern bei vielen Männern, die nicht wissen, wo sie hingehören. Viele Männer schleppen noch tradierte Rollenbilder mit sich herum, gerade in meiner Generation, und es wird Zeit, dass wir uns mit diesen Rollenbildern kritisch auseinandersetzen.
Und welche Projekte stehen als Nächstes an?
Fitz Mein Künstlerleben ist derzeit im Umbruch, weil die Coronakrise, der Zusammenbruch des Kleinkunstmarktes, mich als Bühnenkünstler heftig erwischt hat. Im Herbst werde ich mit meinem aktuellen Programm „Da Mo“ noch eine kleine Tournee machen, wo es mich danach hinzieht, weiß ich nicht. Vielleicht verlege ich mich auch aufs Schreiben. Natürlich freue ich mich über jede Rolle, die kommt, aber die guten sind dünn gesät. Ich bin froh, dass ich „Die Toten von Salzburg“ habe, und werde das so lange machen wie es geht. ski
„Viele Männer schleppen noch immer tradierte Rollenbilder mit sich herum.“