Eintauchen in die Vergangenheit

Kein Mittelaltermarkt ohne Andrea Roth. Sie zieht die Fäden im Hintergrund.
HARD, BREGENZ Wann immer Andrea Roth ins Mittelalter eintaucht, bedeutet das für sie gehörig viel Arbeit. Denn bei jedem Mittelaltermarkt, den ihr Ehemann Egon Rusch veranstaltet, zieht sie die organisatorischen Fäden im Hintergrund. Die 56-Jährige ist für das Finanzielle zuständig, hilft beim Auf- und Abbau des Mittelalterdorfes mit, betreut den Gastronomie-Bereich, wobei sie selber die Zwergen-Taverne führt. „Zudem kümmere ich mich um alle undankbaren Sachen, die der Egon nicht machen will“, sagt sie und lacht.

Bauernweib in der Vergangenheit
Es begann im Jahr 2005, als Andrea Roth, die in Lochau, Lindau und Weiler (Allgäu) aufgewachsen ist und die Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert hat, Egon Rusch auf einem Mittelaltermarkt begegnete. Sie war das Bauernweib Zachin, er der Feuer speiende Magier Taranis. Die Zwei wurden Freunde. Ein Paar sind die achtfache Mutter und der sechsfache Vater seit 2009. Geheiratet wurde zehn Jahre später. Und so leben Andrea und Egon zusammen in zwei verschiedenen Epochen: in der Gegenwart und im Mittelalter. Der Mittelaltermarkt fand von 2002 bis 2013 im Bregenzer Schoeller-Areal statt. Dann übersiedelte das Kultfest nach Hard auf den Stedepark am See. Dort steht ab morgen, Freitag, bis Sonntag ein Mittelalterdorf, bewohnt von Rittern, Hexen, Handwerkern, Händlern und Gauklern. An allen drei Tagen wird ein buntes Programm mit Mittelaltermusik, Schwertkampf, Bauchtanz und vielem mehr geboten. Auch Andrea ist Teil des Programms: Als Zachin assistiert sie Taranis beim Feuer schlucken und speien.

„Auf dem Mittelaltermarkt muss ich vom ersten bis zum letzten Moment voll präsent sein“, erklärt Andrea Roth. Einmal hat sie sich beim Abbauen des Dorfes eine schwere Verletzung am rechten Fuß zugezogen. Trotz starker Schmerzen arbeitete sie weiter. „Als wir mit allem fertig waren, brachte mich Egon ins Krankenhaus“, erzählt sie. „Das Röntgenbild zeigte, dass Bänder gerissen und Knochen abgesplittert waren.“ Die Behandlung sei umfassend und langwierig gewesen. „Es hat lange gedauert, bis ich wieder voll einsatzfähig war.“

In ihrem gegenwärtigen Leben steht Andrea seit vielen Jahren als Schlagersängerin Andrea R. auf der Bühne. Sie interpretiert meistens eigene Songs, die von Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Glück und Träumen handeln. „Ich bin, wie ich bin“, ist einer davon.

Mit den Einkommen aus ihren Auftritten als Sängerin, aber auch als Assistentin in Egons Zaubershow „Mr. Pfiffikus & Maggie“, ist sie finanziell über die Runden gekommen. Bis Corona da war und die Auftritte wegen der Maßnahmen stark zurückgegangen sind. „Zeitweise auf null“, erinnert sie sich. Demnach musste sie als Sängerin eine Zwangspause einlegen, die noch andauert. „Maggie“ spielt sie inzwischen wieder, denn die Zaubershows ihres Mannes sind recht gut gebucht.
Servierkraft in der Gegenwart
Trotzdem reicht der Verdienst nicht mehr aus – noch weniger, seitdem laufend alles teurer wird. Darum nahm Andrea Roth vor etwa einem Jahr einen Job als Servierkraft im Café Rheinstraße an. „Ich arbeite gerne dort“, betont sie. „Vor allem, weil ich einen toleranten Chef habe. Er gibt mir während des Mittelaltermarktes frei.“

Entspannen kann sich die umtriebige Frau beim Singen in einem Chor, in ihrem Garten hinterm Haus und beim Handarbeiten. Bevorzugt strickt sie Socken und Pullis, in allen Farben und Größen. „Außerdem“, gesteht Andrea Roth, „sammle ich. Und zwar so ziemlich alles.“
Zur Person
ANDREA ROTH
GEBOREN 1. Dezember 1966
WOHNORT Bregenz
BERUFE Hotelfachfrau, Sängerin, Mutter
FAMILIE verheiratet mit Egon, acht Kinder, sechs Enkel
MITTELALTERMARKT Fr, 8.9. – Sa, 10.9., Hard, Stedepark, www.mittelalter-veranstaltungen.com
