Bei Carmen Nußbaumer lernen Kinder Landwirtschaft

Carmen Nußbaumer hat ihren Bauernhof zu einem Ort des Ent-deckens gemacht.
LUSTENAU Die Karotte wächst nicht auf dem Baum. Die Milch kommt nicht aus einer lila Kuh. Wie werden Butter und Käse gemacht? Wie lange muss die Henne auf dem Ei sitzen, bis das Küken schlüpft? Wie wird Wolle gewonnen und verarbeitet? „Das sind alles Sachen, die Kinder heute kaum mehr wissen“, sagt Carmen Nußbaumer. Die 57-jährige Betreiberin von Nußi‘s Hof im Lustenauer Ried bietet mit dem Projekt „Schule am Bauernhof“ sowie einem Sommerferienprogramm Bildung auf besondere Art und Weise an. Sie hat Nußi’s Hof zu einem Ort des Entdeckens für Kinder gemacht, weil sie selbst „schon immer Lust auf Bauernhof“ hatte.

Alle Tiere angeschleppt
„Als Kind schleppte ich alle Tiere an, die ich gefunden habe und die aufgepäppelt werden mussten“, erinnert sie sich. „Mit 16 bekam ich ein Reitpferd.“ Ihr Vater mietete für das Pferd einen alten Stall, und eines Tages legte er sich zwei Schafe zu. „Die vermehrten sich rasch und der alte Stall wurde zu klein. Also bauten wir einen neuen.“ Zu den Schafen und dem Pferd gesellten sich zwei weitere Pferde und eine Hühnerschar. Ein Hofladen, der täglich geöffnet ist, kam auch noch dazu. So ist Nußi’s Hof entstanden.

Schafe produzieren Wolle. Um diesen Vorteil zu nutzen, entschied sich Nußbaumer, an einem Filzkurs teilzunehmen. Die gefertigten Filzprodukte verkaufte sie auf Märkten. Damit hörte sie vor fünf Jahren auf. Jetzt sind ihre gefilzten Werke neben Eiern, Milch- und Fleischprodukten im Hofladen erhältlich, und sie hält selbst Filzkurse ab.

Es war um die Jahrtausendwende, als Carmen Nußbaumer entschied, beim LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut) den Zertifikatslehrgang „Schule am Bauernhof“ zu absolvieren. Im Rahmen dieses bundesweiten Projekts vermitteln qualifizierte Bäuerinnen und Bauern landwirtschaftspädagogische Inhalte auf ihren Betrieben, mit dem Ziel, Kinder für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensraum Natur und dem Tierschutz sowie die Bedeutung von Herkunft und Qualität der Lebensmittel zu sensibilisieren.
Die leuchtenden Kinderaugen lösen in mir ein gutes Gefühl und Zufriedenheit aus.
Zudem hat sich Nußbaumer zur Kräuterpädagogin und Reitpädagogischen Betreuerin ausbilden lassen. Ihre „Schule am Bauernhof“ wird ganzjährig betrieben und hauptsächlich von Schulklassen und Kindergartengruppen besucht.

Tiere zum Angreifen
Mittlerweile leben auf Nußi’s Hof Schafe, Pferde, Hühner, Hasen, Meerschweinchen, Kater Garfield und der Australian Shepherd Gismo, der nie genug Streicheleinheiten kriegen kann. „Alle unsere Tiere sind zum Angreifen“, betont Nußbaumer. Neben Tiere betreuen können die jungen Gäste an verschiedenen Projekten teilnehmen. Bei einem lernen sie, wie Milch verarbeitet wird, wie man Topfen, Käse und Butter herstellt.

Im Projekt „Vom Ei zum Küken“ erfahren die Kinder, wie lange die Henne auf dem Ei sitzen muss, bis das Küken schlüpft, nämlich 21 Tage. „Die Kinder dürfen einen Brutautomaten in die Schule mitnehmen und können so dabei zuschauen, wie die Küken schlüpfen“, informiert Nußbaumer. Im dritten Projekt, „Vom Schaf zur Wolle“, bringt sie den Kindern bei, wie man Wolle wäscht, färbt, kämmt und entweder am Spinnrad zu Garn verarbeitet oder filzt.

Das Sommerferienprogramm besteht aus sieben Bauernhofwochen mit buntem Programm. Kinder im Alter von vier bis elf Jahren können sich von Montag bis Freitag, jeweils vormittags, auf Nußi’s Hof so richtig austoben. „Ist dann der Freitag da, gehen die Kinder gar nicht fröhlich heim, weil die Woche für sie viel zu kurz war. Sehr sehr viele kommen wieder“, sagt Nußbaumer, die sich ihrer Aufgabe als „Schule am Bauernhof“-Anbieterin mit Leidenschaft widmet. Als schönsten Lohn bezeichnet sie „die leuchtenden Kinderaugen. Sie lösen in mir ein gutes Gefühl und Zufriedenheit aus.“ Das ist es, was im Leben zählt.

Zur Person
Carmen Nußbaumer
Geboren 2. Jänner 1966
Wohnort Lustenau
Laufbahn Hauswirtschaftsschule, Lehre Textileinzelhandel, Bäuerin, Kräuterpädagogin
Familie verheiratet, ein Sohn (39), zwei Töchter (27, 29), ein Enkel (20 Monate), eine Enkelin (5 Monate)
Hobbys Kräuter sammeln, Skifahren, Wandern, Lesen, Enkelkinder betreuen
Kontakt T. +43664 1960497
