Soziale Medien als Spielwiese für Extremismus

Menschen / 17.11.2023 • 15:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Auf sozialen Medien kursieren viele kritische Videos. <span class="copyright">vn/pem</span>
Auf sozialen Medien kursieren viele kritische Videos. vn/pem

Medienexperte Roland Alton über den Hass im Internet.

Dornbirn Seit dem 7. Oktober herrscht ein neuer Krieg im Nahen Osten. Vor Kurzem sorgte eine Explosion in einem Krankenhaus in Gaza für Aufruhr. Die arabische Welt gibt Israel die Schuld, obwohl die israelische Armee behauptet, dass Palästinenser die Rakete abgefeuert haben. Die Frage nach der Wahrheit stellt sich immer wieder, insbesondere da in sozialen Medien wie Instagram und TikTok immer mehr kritische Videos auftauchen. Das ist dem Algorithmus verschuldet. “Ein Algorithmus ist eine Reihe von Regeln, die bestimmen, welche Person welche Inhalte sehen soll”, erklärt Roland Alton. Er beschäftigt sich als Kommunikations- und Open-Source-Architekt mit kollaborativen Medien. “Die Regeln werden aufgrund der Präferenzen konstant optimiert, die die großen Cloud-Provider über verschiedenste Kanäle sammeln. Also, wo man surft und was man anschaut.”

Roland Alton ist Medienexperte. <span class="copyright">vn/pem</span>
Roland Alton ist Medienexperte. vn/pem

Dieser Algorithmus kann von kriegsführenden Parteien zu ihrem Nutzen eingesetzt werden. “Täuschen und Tarnen ist im Krieg immer schon eine wichtige Methode gewesen. Und das machen die auch ganz gut inszeniert mit eigenen Teams, die hier einfach bewusst bestimmte Inhalte lancieren”, erklärt der Medienexperte. “Dabei sind es Inhalte, die nicht vollständig oder in einen anderen Kontext gesetzt sind. Das ist eigentlich das Thema. Es wird oft nicht absichtlich – manchmal aber auch doch – Falschinformation freigesetzt oder im falschen zeitlichen Zusammenhang gebracht.” Dies habe eine enorme Auswirkung, besonders bei jungen Menschen, die diese Plattformen verwenden. Teilweise schüren solche Beiträge den Extremismus. Dies kann gefährlich werden. “Die Hamas bekommen momentan globale Aufmerksamkeit, was sie erreichen wollten, um Leute zu rekrutieren. Das ist nun mal das Größte, mit diesen ganzen Videos”, so Alton.

Alton setzt sich mit kollaborativen Medien auseinander.<span class="copyright"> vn/pem</span>
Alton setzt sich mit kollaborativen Medien auseinander. vn/pem

Besonders da einen durch die zahlreichen Algorithmen Videos vorgespielt werden, die zu den eigenen Vorurteilen und Urteilen passen. “Da werde ich bestärkt in dem, was ich sehen möchte und wissen will. Andere Sichtweisen werden dabei ausgeblendet”, sagt er. “So werden Grenzen und Barrieren aufgezogen, sodass der Diskurs nicht ganz oder schlecht stattfinden kann.” Um den Hass und die Mauern des Nichtwissens zu durchbrechen, müsse man Orte schaffen, an denen Gespräche stattfinden können. “Was ist jetzt eigentlich wirklich der Konflikt dort? Dass man dem auf den Grund geht. Damit ich auch versuchen kann, die Überzeugung des anderen zu verstehen. Oder auch Lücken in der Argumentationskette dadurch aufdecken kann. Dann kann ich dem anderen beispielsweise sagen: Das Video ist aber zwei Jahre alt, warum glaubst du es trotzdem.”

Die Algorithmen auf den sozialen Medien findet er kritisch. <span class="copyright">vn/pem</span>
Die Algorithmen auf den sozialen Medien findet er kritisch. vn/pem

Alton betont daher die Bedeutung der klassischen Medien: “Man soll Vertrauen haben in einen Verlag, der dann auch gesetzlich daran gebunden ist, die Quellen zu prüfen. Diese journalistische Qualität ist in sozialen Medien einfach nicht gegeben.”

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Soziale Medien als Spielwiese für Extremismus
VN/Natter

“Derzeit werden zum Großteil einseitige Videos auf Social Media ausgestrahlt. Dadurch werden Meinungen vieler Menschen manipuliert. Man sollte beide Seiten betrachten, denn durch die Videos wird man leicht dazu verleitet, dass Thema aus einer Seite zu bewerten.”

Tobias Fetz, 20, Reuthe
Soziale Medien als Spielwiese für Extremismus
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“In den sozialen Medien beeinflussen diese Videos oft die Meinung der Menschen, indem sie eine Seite als ‘gut’ und die andere als ‘böse’ darstellen. Dies kann die Bildung einer eigenen Meinung erschweren, da die Videos eine starke Wirkung haben können.”

Johanna Erne, 15, Lustenau
Soziale Medien als Spielwiese für Extremismus
VN/Natter

Mich persönlich beeinflussen die Videos in den sozialen Medien nicht so stark, da mir solche Videos eher selten vorgeschlagen werden. Ich glaube aber, dass Menschen, die solche Videos öfter sehen, stärker in eine Richtung gelenkt werden.

Livia Ferrari, 15, Altstätten