„Jeder Senn mit eigener Handschrift“

Michael Amann gewinnt neben vielen anderen Preisen auch die Goldene Sennerharfe.
KOBLACH Ein Leben, das sich hauptsächlich in der freien Natur abspielt, war immer schon der Wunsch von Michael Amann: „Mein Opa hat mich immer auf die Alpe mitgenommen. Ich bin eigentlich die ersten fünf Jahre dort aufgewachsen.“ Eine für ihn prägende Zeit: „Damals gab es noch keinen Strom auf der Alpe. Ich war eigentlich jeden Tag draußen, egal bei welchem Wetter. Ich habe gelernt, mich mit mir selber zu beschäftigen, aber auch die Natur in ihrer Vielfalt bewusst wahrzunehmen.“


Vor vier Jahren hat Michael Amann seinen Lebenstraum verwirklicht: „Vorher ging es sich beruflich einfach nicht aus. Ich bin Montagetischler, arbeite wieder in der Firma, in der ich auch die Lehre gemacht habe. Und es herrscht großes Entgegenkommen. So kann ich jetzt die Sommer als Senn mit meiner Familie auf der Alpe Gamp verbringen. Für uns ist das Alpleben ein wertvoller Ausgleich zum Arbeitsalltag im Land.“ Das mit dem Sennen hat sich eigentlich spontan ergeben, sagt der Koblacher: „Ich hatte zwar immer wieder Wochenenddienste auf der Alpe übernommen und war auch hin und wieder mit Kollegen dort. 2020 habe ich mein Vorhaben jedoch ernsthaft umgesetzt.“


Grundkenntnisse hatte er für die Alpsennerei praktisch keine: „Ich habe im April bei der Landwirtschaftskammer einen Schnellkurs gemacht, der Dienstantritt war dann im Juni.“ Michael Amann ist jedoch jemand, der Durchhaltevermögen besitzt, wenn er sich etwas vornimmt. „Das Sennen erfordert wie auch das Tischlern Genauigkeit, darin war ich bereits geübt“, erinnert sich der zweifache Vater an die Anfänge. Ein Jahr später gewann er mit seinen Käseprodukten bereits in Schwarzenberg in der Kategorie „Junger Bergkäse“. Im Folgejahr gewann er gleich zweifach, nämlich in der Klasse „Junger Bergkäse“ Silber und Gold in der Königklasse „Bergkäse alt“. Auch heuer gewann er ein zweites Mal Gold – und dies als einzige Alpe Vorarlbergs. Auch in der Königsklasse war Michael Amann wiederum siegreich. Heuer hat er auch erstmals bei der Käseolympiade in Galtür mitgemacht und das mit vollem Erfolg: „Mit dem Jungen Bergkäse habe ich die Goldene Sennerharfe, die höchste Auszeichnung in dieser Klasse, erreicht.“

Der Arbeitsalltag auf einer Alpe ist allerdings nicht nur idyllisch: „Ich stehe kurz nach 4 Uhr auf und beginne sogleich in der Sennerei zu arbeiten. Um 6 Uhr steht dann das Melken an. Um 8 Uhr geht es dann in der Sennerei weiter. Um 17 Uhr ist dann wieder Melkzeit.“ Auf einer Alpe ist immer etwas zu tun. Während des Tages stehen die Weidepflege und Kontrollgänge an, aber auch die Käsepflege nimmt viel Zeit in Anspruch. „Den wenigsten Menschen ist bewusst, wie viel Arbeitsleistung erbracht werden muss, damit sie ein Stück Käse essen können“, sagt der Senn. Jeden Tag werden rund 1400 Liter Milch auf der Alpe Gamp gemolken. Allein im vergangenen Sommer wurden dort durch Michael Amann sieben Tonnen Alpkäse produziert. „Jeder Käse schmeckt anders und jeder Senn hat seine eigene Handschrift“, betont er.

Die beiden Söhne Linus und Jonas verbringen die Sommerferien ebenfalls auf der Alpe. Michael Amann: „Ich wollte immer etwas mit der Familie machen, wo kein Fernseher oder Computer die Hauptbeschäftigung ist. Sie helfen gerne mit und sind aktiv ins Tagesgeschehen eingebunden, genau wie meine Frau Petra.“ Aber die Kinder haben natürlich auch viel Freizeit, das Alpleben soll ihnen ja Spaß machen.

Käse isst der begeisterte Senn immer noch gerne: „Ich probiere auch viele andere Sorten aus. Durch die intensive Auseinandersetzung habe ich mittlerweile einen ganz anderen Bezug zu Käse.“ Sein Lieblingskäse ist der Bergkäse, der sechs oder neun Monate gereift ist. BI
Zur Person
Michael Amann
Geboren 21. April 1984
Familie verheiratet mit Petra, zwei Söhne (Linus, zehn Jahre, und Jonas, sieben Jahre)
Wohnort Koblach
Beruf Montagetischler und Senn
Hobbys Wandern, Radfahren
Lebensmotto Goht net, giehts net.