Alter Schwede! Da will einer in die Pole-Position

VN-Autotest: Mit dem Polestar 2 legt die Volvo-Elektro-Tochter einen bemerkenswerten Start hin.
Schwarzach Immer neue Elektromarken versuchen im wachsenden Markt der Batterieautos ihr Glück. Viele davon stammen aus China. Chinesisches Kapital steckt durch die Konzernmutter Geely auch hinter dem Polestar-Projekt. Design und technisches Know-how steuert mit Volvo eine europäische Premiummarke bei. Das sind schon mal beste Voraussetzungen, um ganz vorne im Feld der E-Autos mitzuspielen. Ambitionen zur Pole-Position gibt es, noch fehlt aber die Produktvielfalt. Seit Herbst 2021 gibt es mit dem Polestar 2 eine sportlich gezeichnete fünftürige Limousine am österreichischen Markt. Zahlreiche weitere Modelle sind für die nächsten Jahre in der Pipeline.

Das ganze Augenmerk liegt derzeit also auf der 4,6 Meter langen und nur 1,47 Meter hohen Elektro-Flunder. Trotz 78 kWh-Batterie im Fahrzeugboden kommt das E-Modell äußert flach daher, was für beste Luftwiderstandswerte sorgt. Die Proportionen wirken stimmig, der Schwede steht kräftig auf der Straße. Zu den wichtigsten Design-Merkmalen zählen die LED-Leuchten vorne wie hinten. Am Heck verläuft das Licht in einer markanten Rundum-Leiste. Sportliche Akzente unterstreichen die dynamischen Ambitionen.

Wir haben zum Test das Topmodell ausgefasst. Zwei Motoren an beiden Achsen treiben das gut 2,1 Tonnen schwere Gefährt spielerisch leicht an. 408 PS leistet der Polestar 2 mit Long Range Dual Motor und beschleunigt in nur 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Da geht richtig die Post ab. Schluss ist erst bei 205 km/h. Das sportliche optische Versprechen mit breiten 20-Zoll-Rädern und den Vier-Kolben-Brembo-Bremsen (in Gold gehalten) hält der Nordländer locker. Bis zu 482 Kilometer sind laut Norm drin, 400 schaffte der Polestar 2 im Test jedenfalls locker.

Interessante Wege geht Polestar auch im schicken Innenraum. Vegane Materialien sind sorgfältig verbaut. Dank des Android-Betriebssystems bekommt man über den 11,2-Zoll-Bildschirm Zugang etwa zu Google Assistant, Google Maps oder zum App-Store Google Play. Damit hat der Polestar beim Infotainment schon mal die Nase vorn. Abzüge gibt es nur beim Kofferraum, der recht klein ausgefallen ist. Praktisch hingegen ist der Stauraum in der Front für das Ladekabel.
Der erste reine Elektriker von Polestar ist jedenfalls ein Versprechen für die Zukunft. Da rittert eine Marke um die Pole-Position.

Polestar 2
Motor/Antrieb 2 E-Motoren mit 408 PS, 660 Nm, 78 kWh Akku, 482 km Reichweite, Allradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 4,7 Sek.; Spitze 205 km/h; Verbrauch 20,2 kWh, Test: 25,5 kWh
Preis ab 53.990 Euro; Testwagen: 68.090 Euro
Vorarlberg ist „ein hochinteressanter Elektroautomarkt“

Schwarzach Mit dem Polestar 2 setzt die schwedische Elektro-Tochter von Volvo ein erstes Ausrufezeichen. Seit Herbst 2021 ist die junge Marke in Österreich aktiv. Im Vorjahr hat Polestar mit nur einem Modell rund 500 Fahrzeuge neu zugelassen. Ein guter Start, der deutlich besser hätte ausfallen können, wie Geschäftsführer Thomas Hörmann im VN-Gespräch schildert. Lieferketten und Verfügbarkeit haben Polestar ein wenig ausgebremst. „Dafür haben wir jetzt eine große Orderbank, die uns über viele Monate glücklich machen wird“, so der Automanager, der davor die Geschicke von Jaguar/Land Rover in Österreich gelenkt hatte.

Die Auftragsbücher sind also gut gefüllt. Unterschrieben werden Verträge bei Polestar auf hierzulande noch unkonventionelle Art. Die neue Elektromarke hat einen gänzlich digitalen Ansatz. Von Beratung über Konfiguration bis hin zu Leasing oder Verkauf läuft alles online. Showrooms, die es etwa in Wien oder Zürich gibt, bieten eine grundsätzlich bekannte Ausstellungsatmosphäre. Das Erlebnis soll dennoch ein anderes sein. Vor Ort seien ausschließlich kommissionsfreie Experten ohne Verkaufsdruck im Einsatz, beschreibt Hörmann.
In Vorarlberg machte Polestar im Sommer 2021 im Zuge einer Roadshow halt. „Es war die mit Abstand erfolgreichste Station“, so der Österreich-Chef. Vorarlberg beschreibt er als „einen hochinteressanten E-Auto-Markt“. Die Elektrifizierungsrate sei überdurchschnittlich hoch. Auch das Polestar-Geschäft läuft im westlichen Bundesland gut. Ohne eigenes Vertriebs-Setup sei Vorarlberg Top-3-Bundesland der Marke. Kunden könnten sich auf das Service-Angebot der Volvo-Niederlassungen verlassen. Polestar basiert auf der technischen Plattform der Konzernmutter, womit auch das Servicenetz genutzt werden kann. Die Zeichen stehen jedenfalls auch in Vorarlberg weiter auf Wachstum.

So richtig in die Gänge will Polestar in naher Zukunft mit einer Vielzahl neuer Modelle kommen. Den Start macht mit dem Polestar 3 ein großes Elektro-SUV, das eine kaufkräftige Zielgruppe ansprechen soll. Danach soll ein deutlich kleineres SUV als Polestar 4 eine größere Interessentengruppe ansprechen. Eine sportliche Limousine (Polestar 5) und ein reinrassiger Elektro-Sportwagen als Coupé und Cabrio stehen in den nächsten Jahren ebenfalls in den Startlöchern.

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