
Schandfleck der Landeshauptstadt: Vom Regen in die Traufe beim Bahnhof Bregenz
Pfützen im Bahnhofsgebäude, provisorische Eimerlösungen und defekte Rolltreppen: Unmut über Bahnhofszustand hält an.
Von Mirijam Haller und Matthias Rauch
Bregenz 1990 wurde der Bahnhof Bregenz eröffnet. Türkis dominiert das große Gebäude, das einen Bogen zwischen dem Seeareal und der Stadt über die Gleisanlagen schlägt. Der große Busbahnhof könnte zu Bahnsteigen umgebaut werden, falls doch noch die Bahngleise von der Pipeline in einen Pfändertunnel verlegt werden. 33 Jahre später ist das angedachte Tunnelportal durch die Bezirkshauptmannschaft blockiert und der Bahnhof aus Sicht vieler Vorarlbergerinnen und Vorarlberger einer Landeshauptstadt unwürdig.

Nicht nur, dass der Bregenzer Bahnhof regelmäßig zu den hässlichsten Bahnhöfen Österreichs gewählt wird: Bei den aktuellen Wetterverhältnissen zeigt sich einer der größten Makel des in die Jahre gekommenen Baus. Denn wenn es in Bregenz regnet, dann regnet es auch im Bahnhofsgebäude. Je nach Wassermenge verstellen Müllkübel, Eimer oder Warnschilder die Wege der Bahnreisenden. Dieser Umstand drang auch bis nach Wien und wird in Glossen belächelt, etwa unter dem Titel “Geh, Leck” in der “Presse”. Hinzu kommt der regelmäßige Ausfall einer der zahlreichen Rolltreppen.

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Auch die VN erreichen regelmäßig Zuschriften von unzufriedenen Bahnhofsnutzern: “Ihr als Landeshauptstadt und Festspielstadt habt wirklich Besseres verdient. Euer Bahnhof ist ein Schandfleck”, klagt etwa jüngst Hildegard Grabher aus Lustenau in einem Leserbrief. “Der Bregenzer Bahnhof ist eine Katastrophe und ist dafür in ganz Österreich bekannt”, äußert etwa Ernst Neubacher aus Bregenz bei einem VN-Lokalaugenschein seinen Unmut. “Als junge Frauen fühlen wir uns insbesondere Abends nicht sicher”, sind sich Josephine Holzmüller (16) aus Hörbranz und Saskia Vonbun (16) aus Altenstadt einig.


Seit Jahren “Eimer-Lösung”
Der bescheidene Zustand des Bahnhofs zieht sich bereits etwas hin: Seit Jahren wird der Regen in Eimern aufgefangen, von einem Provisorium kann kaum mehr die Rede sein. Abhilfe ist keine in Sicht. Schließlich wissen die ÖBB, dass Bregenz sich einen neuen Bahnhof wünscht. Die aufwendige und teure Sanierung des Flachdachs, nur um es in wenigen Jahren abzureißen, rechnet sich daher nicht. “Selbstverständlich sorgen wir für die Instandhaltung und Reinigung des Bahnhofs Bregenz”, verweisen die ÖBB auf die anwesenden Security und das täglich im Einsatz befindliche Reinigungsteam. Dass die Reparatur der Rolltreppe sich seit Wochen zieht, liege daran, dass man Ersatzteile bestellen musste.



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In wenigen Jahren ist dabei ein dehnbarer Begriff. Denn die “Eimer-Lösung” gibt es seit über sieben Jahren. Damals stand die Seestadt am Horizont, für 77 Millionen Euro wurde im Sommer 2019 ein neuer Bahnhof vorgestellt. Die ÖBB hätten 47,6 Millionen Euro, das Land Vorarlberg 14,7 Millionen Euro und die Stadt Bregenz 14,4 Millionen Euro beigesteuert. Ein Ende der Seestadt und ein Bürgermeisterwechsel später dominiert nun die Unterflurlösung für Straße und Trasse die Debatte. Während die ÖBB einen kostengünstigeren und für die Zukunft flexibleren Verbleib der Gleise ober der Erde bevorzugt, ging Bregenz’ Bürgermeister Michael Ritsch mit der Unterflurlösung in den Wahlkampf.

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Dazwischen das Land, die die Priorität darauf legt, überhaupt mit dem Bahnausbau in das Zielnetz 2040 aufgenommen zu werden – bevorzugt mit einer Unterflurlösung. Damit dies geschieht, muss noch heuer eine Entscheidung gefällt werden. Der Ball liege nun bei den Gemeinden und dem Land Vorarlberg, eine gemeinsame Position zu finden, richteten die ÖBB im Oktober 2022 aus.


Seinen Beitrag dazu präsentiert die Stadt Bregenz am Mittwoch: Dann will Bürgermeister Ritsch seine Pläne für den Bahnhof der ÖBB der Öffentlichkeit präsentieren. Abriss und Neubau des Bahnhofs durch die ÖBB wäre, unabhängig ob nach den Plänen der Stadt oder der ÖBB, nicht vor 2025 denkbar, wahrscheinlicher aber erst im nächsten Jahrzehnt. Die Kübel bleiben dem Bregenzer Bahnhof damit wohl vorerst erhalten.



