Nur drei Zylinder und ein Liter, aber so viele Knöpfe

Fahrtechnisch ist der Focus ein Riese, im Verbrauch dagegen ganz bescheiden.
Schwarzach. Danach verlangt der Kunde: Rasant soll der Wagen sein, dabei wenig Sprit verbrauchen und nicht allzu sehr dem Portemonnaie zusetzen. So üben sich die Autobauer seit Jahren in der Quadratur des Kreises.
Ford hat mit dem „1-Liter-Ecoboost-Dreizylinder-Benziner“ 2012 schon mal den Titel „Bester Motor der Welt“ eingeheimst. Und muss den Ford Focus auch der Form halber nicht verstecken: Der Wagen lässt das für Ford bekannt-komfortable Fahrwerk schon erahnen. Ob die knapp 30.000 Euro mitsamt aller Extras günstig sind, ist Ansichtssache. Der Focus kann dafür eine Menge. Sofern man die richtigen Knöpfe drückt.
Verwirrspiel im Cockpit
Beim ersten Eindruck hinterm Volant beschleicht den Fahrer ein Gefühl der Überforderung. Mehr als 20 Funktionen allein im Lenkrad eingebaut, sind des Guten zu viel. Logik und Zusammenspiel unzähliger Knöpfe an der Mittelkonsole wollen erst in aller Ruhe studiert werden. Aber wer tut das schon? Also gerinnen die ersten Fahrten zu einer ungesunden Mischung aus Gasgeben, Bremsen, Ausweichen und Knöpfchendrücken.
Der Spurhalte-Assistent, den man dabei versehentlich in Gang setzt, erweist sich als wahrer Segen. Vermeldet er doch mit nachhaltigem Zittern des Lenkrads, dass man auf der Suche nach einem anderen Radiosender eben wieder die Mittelleitlinie passiert hat.
Sonst allerdings gebührt dem Ford Focus großes Lob. „Läuft der schon?“, fragt die Beifahrerin verwundert. So leise ist der. Entgegen der gewohnten Unruhe, die einem Dreizylinder sozusagen naturgemäß innewohnt, begeistert der EcoBoost mit einer beispiellosen Laufruhe. Selbst beim Beschleunigen und spritfressenden Höchstgeschwindigkeitsversuchen wirkt er weder angestrengt noch laut. Dass er an jeder Ampel im Leerlauf erstirbt, hat seine Richtigkeit. Erst, wenn der Fahrer die Kupplung drückt, erwacht der Dreizylinder wieder zum Leben. Das spart Treibstoff. Tatsächlich hat sich der Focus mit 125 PS im VN-Test über Land und in der Stadt im Durchschnitt mit 5,1 Liter beschieden. Saufen geht anders. Das Innenleben ist hervorragend verarbeitet. Die Bequemlichkeit endet auch nicht abrupt auf der rückwärtigen Sitzbank. Der Kofferraum schluckt zwei dicke Koffer für Fernreisen und hat dann immer noch Platz übrig. Das Beeindruckendste aber ist und bleiben Fahrwerk und Laufruhe, die einem zeigen, wie komfortabel Autofahren doch inzwischen geworden ist. ##Thomas Matt##



Fakten
» Motor/Antrieb: Dreizylinder-Turbomotor mit 998 ccm Hubraum, 125 PS (92 kw) bei 6000 U/min, max. Drehmoment 170 Nm bei 1500 U/min
» Fahrleistung/Verbrauch: Spitze 193 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 11,3 sec, Verbrauch 4,8 l (109 g CO2/km), Test: 5,1 l
» Preis: Listenpreis 24.100 Euro, mit Navi, Fahrtassistent usw. 29.469 Euro
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