Stupsnäschen mit dicken Backen

Peugeot gibt ein kräftiges Lebenszeichen: Der Peugeot 208 GTI steht für puren Fahrspaß.
Peugeot. Die einen husteten sich im schwarzen Existentialisten-Pullover mit ihrer Gauloise ohne Filter durchs Leben. Andere stählten ihre Körper im Sport. Die Dritten fuhren einfach vor. Bevorzugt im Peugeot 205 GTI. Mit 105 PS. Die Angebetete auf dem Beifahrersitz. Solche Momente brennen sich ein. Die Klügeren unter den Stehengelassenen zitierten Pablo Neruda: „Die Welt ist groß und gehört den anderen.“
Zweite Chance
Aber jetzt wird alles anders. Jetzt bringt Peugeot den 208 GTI auf die Straße. Der hat 200 PS, und die schmächtigen Dichter von einst haben nicht nur an Weisheit und Körperfülle, sondern auch am nötigen Kleingeld zugelegt. So teuer ist der übrigens gar nicht: 23.950 Euro für die zurückeroberte Poleposition von einst? Eine Occasion.
Also nichts wie ran an die Rennsemmel. Erst einmal umrunden. Man staunt: Erinnert irgendwie wie Lino Ventura in seinen besten Zeiten. Ein knuffiger Boxer. Etwas zu kurz geraten, aber breit in den Schultern. Außen hui: 17-Zoll-Alufelgen, rot lackierte Bremssättel, verchromte Außenspiegel. Der Kühlergrill wie eine Rennsport-Zielflagge. Und innen? Wui! Überall rote Ziernähte, doppelgestepptes schwarzes Zierleder auf der Konsole. Und ein klitzekleines Sportlenkrad, das mehr an ein Kart erinnert. Wer die Geschwindigkeit ablesen will, muss über das Lenkrädchen hinwegschauen. Und kneift die Augen zusammen: Die Zahlen sind etwas eng geraten.
Also: Zündschlüssel rein und umgedreht. Der 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo zieht mächtig ab. Klingt gar nicht so bissig. Aber einmal das Gaspedal durchgedrückt, und die Beschleunigung presst des Fahrers Kreuz in die Rückenlehne, dass es eine Art hat. Dabei tariert das perfekte Fahrwerk jedwede unverhoffte Wendung charmant aus. Das ist, spürt man, ein junger Wilder in erwachsenem Gewand. Die Tatsache, dass der 208 GTI zudem über eine echte Handbremse verfügt, verleitet zu allerhand Torheiten.
Ach ja, der Touchscreen . . .
Der Bordcomputer tut das auch, freilich weniger geglückt. Die ganze Technik wird über ein 7-Zoll-Farb-Touchscreen bedient, für Heizung und Lüftung gibt’s zwei Tasten oben drauf, mehr ist nicht. Das CD-Laufwerk wurde ins Handschuhfach verbannt. Das ist minimalistisch, aber die Bedienbarkeit des eigentlich hübschen Touchscreen-Systems mit preisgünstigem Navi (490 Euro) hatscht etwas hinterher.
Was bleibt? Ein paar herrliche Fahr-Erinnerungen und die Erkenntnis, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt. Spätestens, wenn der Ampel-Nachbar in der aufgemotzten Rennschüssel aus Fernost ein Fachgespräch führen möchte, weiß man’s. ##Thomas Matt##




Fakten
» Motor/Antrieb: 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbomotor; 200 PS Leistung, 275 Nm max. Drehmoment; 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
» Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 in 6,8 Sekunden; Spitze: 230 km/h; Verbrauch: 5,9 l (139 g CO2/km); Test: 11,2 l
» Preis: ab 23.950 Euro; Testwagen: 24.520 Euro