Aufreizende Stichelei im Zeichen des Doppelwinkels

Der frech-originelle Cactus will in der Kompaktklasse ernsthaft mitmischen.
Citroen. Streicheleinheiten gefällig? Okay. Das haben die bei Citroen ganz prima gemacht! Der Cactus sticht als Neuzugang in der mit zig Modellen heiß umworbenen Kompaktklasse tatsächlich aus der Menge heraus. Der französische Crossover-Typ, die Mischung aus SUV, Coupé und Kleinkombi, wirkt pfiffig und aus jeder Perspektive heraus charmant originell.
Es sind nicht zuletzt die im Blechkleid eingearbeiteten Airbumps, die beim Cactus den Mut zum auffälligen Auftritt mit einer gehörigen Portion extravagantem Design ausdrücken.
Die Luftpolster in den Türen sowie an den Ecken und Enden des munteren Gesellen erfüllen im Autoalltag auch noch wirkungsvoll ihren Zweck. Wenn – wie wir es im VN-Test erfahren haben – in stark frequentierten und eng gebauten EKZ-Tiefgaragen gleichsam Beulen-Gefahr und Stoß-Risiko vorherrschen, ist man froh um den eigenen Anti-Dellen-Schutz.
Die erfrischende Eigenwilligkeit, die der Cactus nach außen hin demonstriert, setzt sich auch im Innenraum fort. Die Einrichtung ist Geschmackssache, auf jeden Fall aber überraschend. Angefangen vom volldigitalen Cockpit über die Vordersitze mit Couch-Charakter bis hin zum Armaturenbrett im teilweisen Koffer-Look will der Cactus auf einfache Art seine Andersartigkeit signalisieren.
Dabei ist – dem Spargedanken folgend – beileibe nicht alles perfekt. Beim zum Großteil verwendeten Oberflächenmaterial gilt auch im Cactus das Motto: Hartplastik – es kommt immer drauf an, was man draus macht. Ausstaffiert ist der freche Franzose in der von uns gefahrenen „Shine“-Version indes mit allerlei feinen Zugaben, die vom Navi-System samt Rückfahrkamera über die Klimaautomatik bis hin zum Einparkassistenten reichen. Auch was das Kofferraumvolumen angeht, gibt es eigentlich nichts zu meckern. Mit knapp 1200 Liter Stauraum – bei umgeklappter Rücksitzbank – passt ordentlich was ins Heckabteil.
Und wie kommt man mit dem Cactus jetzt durch den Verkehr? Im Test mit dem 92 PS starken 1,6-l-Dieselmodell geht das ohne die Neigung zu übertriebener Dynamik.
Der Selbstzünder-Cactus verbindet respektable Fahrleistungen mit ordentlicher Durchzugskraft und ausgewogenen Fahreigenschaften. Punktabzug gibt es allerdings für das automatisierte Sechsgang-Schaltgetriebe an Bord. Die kleinen Schaltpausen beim Wechsel der einzelnen Fahrstufen dämpfen den Vortrieb jedes Mal doch merklich und können den Cactus-Fahrer bisweilen durchschütteln wie einen Wackeldackel.
Wer es störungsfrei haben will, greift lieber gleich zu den Schaltwippen am Lenkrad.



Fakten
Motor/Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel, 92 PS, Sechsgang-ETG, 230 Nm/1750 U/min, Vorderradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 km/h in 12,6 Sek., Spitze: 182 km/h, Verbrauch: 3,6 l (94 g CO2/km), Test: 5,0 l Diesel
Preis: Grundpreis: 21.090 Euro, Testwagen: 24.562,70 Euro.