Das Spektrum des 4×4-Antriebs

xDrive-Versionen des neuen 1er- und 7er-BMW entfalten auf Glätte Traktions-Talente.
BMW. Das Film-Fieber lodert in Sölden momentan recht verhalten. Es ist Vorsaison, und nur wenige Touristen pilgern eigens zur Gipfelstation der Gaislachkogelbahn – zum gläsernen Restaurant Ice-Q, das im jüngsten James-Bond-Streifen „Spectre“ als Klinik verkleidet war –, um zu sehen, wo etliche der 007-Szenen gedreht wurden. Das hat ja auch weniger mit jener Automarke zu tun, die im Tiroler Ski-Dorado seit 1990/1991 jeden Winter stets präsent ist: mit BMW. Die Bayern bieten in Sölden, beziehungsweise rund um den Rettenbach- und den Tiefenbachferner, Fahrtechniktrainings auf Schnee und Eis an, die mittlerweile als „Winter Technic Drive“ betitelt sind.
Mit dem aktuellen Start in die Wintersaison eröffnet der bayerische Autohersteller die heurige Fahrtechnik-Trainingssaison, und damit ein Feier-Jahr. Gleichzeitig beschließt er ein anderes. Beide hängen direkt zusammen: Die Winter-Fahrkurse gehen in ihre 25. Saison. Das Thema Allradantriebstechnik in (zivilen) BMW-Fahrzeugen feiert heuer das 30-Jahr-Jubiläum.
Lange Geschichte
Die aktuelle, xDrive genannte, 4×4-Technologie geht auf den 325iX von 1985 zurück. Der mit dem Modellcode E30 markierte Mittelklassler war das erste Modell von BMW mit Allradantrieb. In den vergangenen dreißig Jahren hat sich nicht nur die Technik zur vollvariabel elektronisch gesteuerten Antriebskraftverteilung weiterentwickelt, sondern auch das Spektrum der Allrad-Modelle verbreitert. Abgesehen von den drei respektive fünf X-Baureihen sowie in den anderen mit xDrive kombinierbaren Baureihen (das sind alle, bis auf den Z4) kam in etlichen Modell-Derivaten der Tochtermarke Mini Allradantriebstechnik für frontgetriebene Fahrzeuge hinzu. Das kommt bereits den ersten BMW-Vans, dem Active Tourer und dem Active Grand Tourer zugute. Mit der Neuinterpretation des SUV-Benjamins, des X1, der wie künftig der 1er von Heck- auf Frontantriebsarchitektur umgestellt ist, kam nun ein weiteres Modell hinzu.
Fahrtechnik-Training
Damit, und mit dem ebenfalls neuen 7er eröffnete BMW in Sölden die heurige Winterfahrtechnik-Trainingssaison. Die Veranstaltung stand im Vorfeld eher unter einem grünen denn weißen Zeichen. Unterhalb der Gletscher hatte ein frühlingshafter Herbst geherrscht, nicht einmal mit Schneekanonen konnte dem Winter auf die Sprünge geholfen werden. Doch gerade rechtzeitig fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt und es kam auch ein wenig Schnee. Immerhin genug, um auf den tiefer gelegenen Trainingsflächen adäquate Bedingungen bieten zu können. Auf diesen hatten die Fahrtechnik-Instruktoren ein artgerechtes Programm zusammengestellt, jeweils eigens abgestimmt auf den 7er und auf den X1.
Gemeinsam für beide war jeweils die Auf- und Abfahrt über die bis zum Rettenbachferner komplett apere Ötztaler Gletscherstraße. Für die mächtige Oberklasse-Limousine war auf rund 2700 der Höhen-Kulminationspunkt erreicht. Unter schrittweiser Abschaltung der elektronischen Regelsysteme war es die Challenge, das mehr als fünf Meter lange Schiff elegant und dreherfrei über einen slalom- und kurvenreichen Parcours zu steuern. Was dank ausgeklügelter Ausgewogenheit und bei einigermaßen Feinfühligkeit an Lenkung und Bremsen kein Spurtreue-Mirakel ist, vor allem wenn die (optionale) Aktivlenkung an Bord ist. Der Kompakt-SUV hingegen durfte nach einer Reihe von Berg- und Tal- sowie Kamelbuckelfahrt-Übungen die kurvenreiche und vereiste Bergstraße bis zum höchsten (Asphalt-)Punkt auf knapp 2800 Metern Seehöhe erklimmen. Dabei bewies er, dass er – unter nur teilweiser Abschaltung der elektronischen Fahrhilfesysteme – auch mit Frontantriebsarchitektur ein wackerer und trittsicherer Winterbegleiter ist.

