Letzter Defender verlässt Werk

Motor / 08.01.2016 • 10:35 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Im Stammwerk in Solihull werden die letzten Defender gefertigt. Ende Jänner wird die Produktion eingestellt. Fotos: ampnet
Im Stammwerk in Solihull werden die letzten Defender gefertigt. Ende Jänner wird die Produktion eingestellt. Fotos: ampnet

Nach 68 Jahren: In diesen Tagen endet eine Ära. Der letzte Land Rover Defender verlässt Solihull.

Land Rover. (ampnet) Es wird geschraubt, gebohrt, gehämmert und genietet – seit 68 Jahren. Auch heute noch kommen beim Bau des Defender im Jaguar-Land-Rover-Werk im britischen Solihull nur marginal Roboter zum Einsatz, das meiste am legendären Geländewagen ist wie seit dem 28. Juni 1948 Handarbeit. Aber nicht mehr lange: Ende Jänner wird die Produktion eines der letzten automobilen Dinosaurier zu Ende gehen.

Auch in Großbritannien können Traditionen nicht ewig halten, wie man zuletzt beispielsweise am Aus der weltberühmten Doppeldecker-Busse gesehen hat, die modernen Pendants weichen mussten. Dass es der Defender, wie er seit 1990 heißt (vorher schlicht Land Rover), überhaupt bis ins Jahr 2016 schaffen würde, grenzt beinahe an ein Wunder. Immer wieder wurde in jüngster Zeit das Aus für die Automobillegende ein wenig hinausgezögert, die ihr Debüt am 30. April 1948 auf der Autoshow in Amsterdam gab. Das Problem neuer Abgasnormen ließe sich im Zweifelsfall sicher noch relativ einfach lösen. Es ist aber vor allem der strenger gewordene Fußgängerschutz, der dem Land Rover die Zukunft verbaut. Und damit er bleiben kann, was er ist, muss er sterben. Immerhin kam das automobile Relikt zuletzt noch auf eine Jahresproduktion von rund 16.000 Exemplaren. Weltweit sollen noch 66 Prozent aller jemals gebauten Land Rover (Defender) im Einsatz sein.

Am besten nichts ändern

Land Rover tut gut daran, erst einmal eine Lücke zu lassen und nicht unmittelbar einen Nachfolger zu präsentieren. Vor vier Jahren zeigte Land Rover auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt die Studie DC 100 als Vision eines künftigen Defenders. In der Fertigungshalle in Sollihull ist eine kleine „Celebration Line“ eingerichtet, ein Raum, in dem die Teilnehmer von Werksbesichtigungen die Geschichte des rollenden Urgesteins nachverfolgen können. In einer Ecke finden sich jede Menge Zettel mit Kommentaren der Besucher über ein künftiges Modell. Nicht selten steht dort sinngemäß zu lesen: Baut den Defender einfach weiter. Fans, die sich dem Unweigerlichen fügen, wollen zumindest, dass ein eventuelles Nachfolgemodell genauso robust, clever und einfach konstruiert ist.

Einfach konstruiert: Genau deshalb können auch nach fast sieben Jahrzehnten kaum Arbeitsschritte von Robotern übernommen werden. Der Land Rover wurde 1948 entwickelt und seine Konstruktion erfordert es nach wie vor, dass er weitestgehend so zusammengebaut wird wie in seinem Geburtsjahr.

Die Gesamtzahl von mehr als zwei Millionen Defender entstand nicht nur im Stammwerk in Solihull, denn der Landy wurde auch in anderen Ländern von Mexiko und Südafrika über die Türkei bis Indien und Australien in insgesamt 45 verschiedenen Fabriken gebaut. Mit finalen Zahlen hält sich Jaguar Land Rover bis zuletzt zurück – denn noch sind es ja ein paar Tage bis zum allerletzten Defender aus Solihull.

Bis heute ist ein Defender großteils Handarbeit.
Bis heute ist ein Defender großteils Handarbeit.
Gut zwei Millionen Autos wurden gebaut.
Gut zwei Millionen Autos wurden gebaut.