Eine klassische und zugleich moderne Zeitmaschine
Eindruck: Die BMW R nineT verkörpert traditionelle Tugenden. Sie wirkt funktional eindeutig und sorgfältig. Moderne Details und zeitgenössische Technik wurden bestens vereint. Man kann einfach aufsteigen und cruisen, ohne vorher ein Handbuch gelesen zu haben.
Puristisch, kraftvoll und unverkleidet. Retro-Look trifft hier auf moderne Technik.
bregenz. Das erste Motorrad, mit dem BMW Kapital aus der eigenen Vergangenheit schlägt, ist etwas Besonderes. Weltweit ist die R nineT sehr beliebt, weil sie ganz auf Nostalgie setzt. Für viele schafft die BMW R nineT etwas Emotionales, was gut zur Optik passt. Immer mehr Motorrad-Fans stehen auf puristische Roadster, die an die legendären Café-Racer der 60er-Jahre erinnern. Genau diesen Nerv der Zeit trifft die BMW R nineT im klassischen Boxer-Kardan-Design.
Traditionelle Tugenden
Aufwändig gestaltete Oberflächen und zahlreiche neue Details unterstreichen den Manufaktur-Charakter. Ein klassisch runder Frontscheinwerfer etwa, Speichenräder oder ein matt glänzender
Alu-Höcker, der den Solosattel begrenzt. Zu den Highlights zählt die auffällig goldfarben eloxierte Vorderradgabel, die direkt aus dem Supersportler S 1000 RR stammt.
Zwischen analoger Geschwindigkeitsanzeige und Drehzahlmesser befindet sich ein kleines LCD Display mit diversen Zusatzinformationen zu Treibstoff, Kilometerstand, Tageskilometer usw. Der Gesamteindruck ist retro, aber die zahlreichen geschmiedeten und geprägten Teile sowie die handgebürsteten Alu-Seitenflanken am Tank und der Sporthöcker, die sind natürlich neu entworfen.
Treffen mit dem Zeitgeist
Der Motor ist ein alter Bekannter, nämlich ein luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor. Dank der kurzen Übersetzung zieht der drehmomentstarke Boxermotor unwiderstehlich aus den Ecken, untermalt von einem dumpfen, kräftigen, aber kultivierten Klang.
Das Anfahren ist leicht und angenehm. Weil schon bei niedrigen Drehzahlen viel Schub kommt, ist auch gemütliches Fahren ein großes Vergnügen. Bei 4000 Umdrehungen im dritten Gang fühlt sich die BMW extrem druckvoll an. Die 110 PS reißen die Gabel spürbar nach oben, wenn man kräftig am Gasgriff dreht. Der Bereich zwischen 80 und 140 km/h ist die reinste Freude. Sportlichkeit und Romantik kommen sich nicht in die Quere. Die Lenkung passt dazu, mit breiter Lenkstange und aufrechter Sitzposition ist sie in der Stadt agil, zielführend und exakt in Landstraßenkurven. Der Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten ist dank Leistungsdämpfung vorbildlich, wie man das von einem modernen Naked Bike erwartet.
Das Fahrwerk der R nineT ist überraschend hart abgestimmt, von 120 mm Federweg vorne und hinten ist nicht allzuviel zu spüren. Durch das Fehlen jeglicher aerodynamisch sinnvoller Teile „genießt“ man zudem einen Windschutz wie im freien Fall.
Bis auf ABS ist man auf sich allein gestellt, keine Traktionskontrolle wacht über den Grip am Kurvenausgang, es ist der pure Motorradgenuss. Man steigt von der R nineT stets ein bisschen jünger ab, als man aufgestiegen ist. Eine kompakte Zeitmaschine eben.
Fakten
Motor/Antrieb: Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor mit 1170 cm3 Hubraum, 110 PS (81kW) bei 7750 U/min., max. Drehmoment
119 Nm bei 6000 U/min.
Fahrleistung/Verbrauch: Sechs-Gang-Getriebe, schrägverzahnt, Kardanantrieb, ca. 4,5 l auf 100 km, Tankinhalt 18 l, Gewicht: 222 kg.
Preis: 18.390 Euro, Testmotorrad
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