Spagat: von Busch bis Boulevard

Motor / 19.08.2016 • 13:40 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Der nächste Jeep Wrangler wird wieder ein echter Geländewagen. Ganz so offroadig wie die Studie namens Trailcat wird er allerdings nicht kommen.
Der nächste Jeep Wrangler wird wieder ein echter Geländewagen. Ganz so offroadig wie die Studie namens Trailcat wird er allerdings nicht kommen.

Jeep will weiterwachsen, neue Kunden gewinnen, alte aber nicht verprellen.

Jeep. Ikonen gilt es, behutsam zu behandeln. Da ist Jeep, heute unter dem Dach der FCA (Fiat Chrysler Automobiles), in einer ähnlichen Situation wie Land Rover. Beide Marken gelten als automobile Offroad-Ikonen und haben (die Briten hatten) ein Urgestein im Portfolio, das es zu ersetzen gilt. In England ist es der Defender, bei den Amerikanern der Wrangler, Nachfahre des legendären Willys MB. Der Wrangler ist heute der Jeep schlechthin. Bei Freunden von Starrachsen-Geländewagen steigt in Zeiten von Crossover und Softroader-SUV allerdings die Sorge, das Lifestyle-Schicksal könnte auch den Wrangler treffen, wenn er 2018 in Neuauflage beim Händler steht.

Jüngste Erlkönigfotos geben allerdings Entwarnung. Ein weichgespülter Wrangler wäre wohl selbst Konzernchef Sergio Marchionne zu risikoreich. Schließlich zählt dieses Modell trotz seiner über zehnjährigen Produktionszeit noch immer zu den Bestsellern im Portfolio von Jeep.

Weiterhin sitzt die verschraubte Karosserie auf einem stabilen Leiterrahmen. Einen Aluminium-Aufbau nach Ford-F-150-Vorbild wird es nicht geben – abgesehen von einzelnen Karosserieteilen. Es bleibt überwiegend beim Stahl. Auch Starrachsen, Sperrdifferenziale und Untersetzung werden beibehalten. Neben dem kürzeren Drei- und dem längeren Fünftürer will Jeep einen Pickup auf Wrangler-Basis anbieten. Ob das Pritschen-Modell auch nach Europa kommt, wird derzeit diskutiert.

Zum Einsatz kommen – jedoch nicht gleich zum Marktstart – soll neben dem bekannten V6-Zylinder-Benziner auch ein Zweiliter-Turbo-Vierzylinder mit bis zu 300 PS, eventuell sogar als Hybridantrieb. Außerdem will FCA den Jeep mit einem Dieselmotor anbieten. Beerdigt wird die alte Fünfgang-Automatik zu Gunsten einer ZF-Achtgangversion.

SUV-Segment mitbegründet

Irgendwann vor Jahrzehnten das SUV-Segment gegründet zu haben, behauptet ja eine Reihe von Autoherstellern, inklusive Jeep. Die uramerikanische Geländewagen-Marke schickte bereits 1946 den ersten Ganzstahl-Kombi mit variablen sieben Sitzplätzen auf Geländewagen-Chassis und 1963 den Wagoneer an den Start. Letzterer fuhr als erstes Auto mit Allrad und Automatik. 20 Jahre später hieß das Allrad-Monstrum dann Grand Wagoneer. Hunderttausendfach verkaufte Jeep dieses Modell. Nun steht eine Wiederbelebung an, aller Voraussicht nach für 2018.

Der Grand Wagoneer teilt sich die Plattform mit dem nächsten Grand Cherokee. Positionieren will Jeep sein Flaggschiff gegen die Fullsize-Fraktion vom Schlage Range Rover, wie Marchionne öffentlich verlauten ließ. Dafür soll der Grand Wagoneer der hochwertigste Jeep überhaupt werden, mit der besten Ausstattung, den besten Materialien und der besten Verarbeitungsqualität. Für angemessenen Komfort sorgt eine Luftfederung. Sie bietet gleichzeitig eine variable Bodenfreiheit fürs Gelände. Bis zu sieben Personen sollen im Grand Wagoneer Platz finden.

Jeep ist nach wie vor der größte Automobilhersteller, der ausschließlich SUV und Geländewagen produziert. Kleinstes Mitglied der Familie ist der von Fiat in Italien produzierte Renegade. Eine Ablösung steht im Segment darüber an. Start: 2017. Noch hat Jeep hier seit Daimler-Chrysler-Zeiten die Modellpaarung Compass und Patriot im Programm, wobei der Compass aufgrund seines unproportionierten Designs beim Publikum nicht gut ankam. Das neue C-Segment-SUV, wie Jeep den Compass-Nachfolger offiziell nennt, soll alles besser machen – viel besser. Bei der Plattform greift man auf die des Renegade/Fiat 500X zurück. Ob der Name Compass bleibt, ist nicht entschieden. Anfangs hieß es „auf keinen Fall“, weil die erste Auflage der Marke nicht besonders gutgetan hat. Nun aber scheint man sich doch darauf festzulegen. Zumindest ist die Modellbezeichnung Compass intern vermehrt zu hören. „Sie passe halt gut zu einem Jeep-SUV“, so ein Insider. Für die europäischen Märkte rollt der neue Compass, ausgestattet mit FCA-Motoren (Benziner und Diesel) sowie Front- und optionalem Allradantrieb, von den Produktionsbändern in den USA.

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