Doppelherz fürs Öko-Gewissen

Motor / 21.10.2016 • 13:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Teilzeit-Elektriker 330e: Nach außen hin verrät sich der Steckdosen-Stromer durch die zweite „Tankklappe“ vorne links. Fotos: vn/steurer
Teilzeit-Elektriker 330e: Nach außen hin verrät sich der Steckdosen-Stromer durch die zweite „Tankklappe“ vorne links. Fotos: vn/steurer

Als Plug-in-Hybrid offeriert der dynamische Dreier-BMW keine Magerkost.

bmw. Die Münchner Autobauer geben ihrer 3er-Limousine seit geraumer Zeit auch ein „e“ mit auf den Weg in die moderne Mobilität und Technologie. Der Buchstabe ist die Auszeichnung für den Elektro-Bayern, der den sportiven BMW-Mittelklasse-Typ als Plug-in-Hybrid all jenen Autofans schmackhaft machen soll, die der Umwelt zuliebe den sparsamen und schadstoffarmen Öko-Gasfuß zur Maxime ihrer individuellen Teilnahme am Straßenverkehr gemacht haben.

Beim PHEV (Plug-in-Hybrid Electric Vehicle) gilt es schon genau hinzuschauen, um die optischen Unterschiede des Teilzeit-Stromers gegenüber seinen Diesel- und Benzinbrüdern in der Dreier-Reihe zu erkennen. Wer das Öko-Auto umrundet, entdeckt die verchromten Schriftzüge des 330 e-Drive sowie natürlich die zweite „Tankklappe“ für den Stromanschluss vorne am linken Kotflügel. Viel mehr ist da nicht auszumachen. Unter der Motorhaube spielt sich hingegen schon weitaus mehr ab. Da wirkt gleichsam die Doppelherzkraft für den Antrieb. Da ist einmal der 184 PS starke Zweiliter-Turbobenziner und der 65-kW/88 PS starke Elektromotor, die beide eine Fahrgemeinschaft eingehen und eine Systemleistung von 252 PS sowie ein maximales 420-Nm-Drehmoment entwickeln.

Beim Start ist immer der „AUTOeDrive“-Modus aktiv. Soll heißen: Voll aufgeladen legt der Steckdosen-Dreier, der serienmäßig mit der Achtstufen-Automatik ausgestattet ist, im VN-Test flüsterleise los und kommt bei immerhin 1,7 Tonnen Eigengewicht überraschend flott voran. Rein elektrisch macht vor allem der lautlose Spurt aus dem Stand Laune. Die Stille des Wagens und der abgasfreie Auftritt im Stadtverkehr lassen einen ruhigen Gewissens mit dem 330e dahingleiten.

Um den Mittelklasse-Stromer-BMW indes nicht zu überfordern, ist schon der Filzpantoffel-Gasfuß gefragt. Und trotzdem: Auch bei sanfter Fahrweise ist der rein elektrische Fahrspaß mit vollen Lithium-Ionen-Zellen in der Praxis so nach knapp 25 Öko-Kilometern (BMW-Angaben: bis zu 40 Kilometer) beendet, dann ist der Akku einfach alle. Auch wenn natürlich schon mehr Elektro-Ausdauer sein könnte, aber wenn die Batterie schlapp macht, dann schaltet sich kaum hör- und spürbar der Turbobenziner zu. In der Gesamtschau lässt sich mit dem Hybrid-Hecktriebler indes angenehm dynamisch unterwegs sein. Im Duett ermöglichen beide Antriebe im Idealfall so um die 600 Kilometer Reichweite, bevor der 330e an Steckdose oder Zapfsäule muss. Die leergefahrene Batterie lässt sich in etwas mehr als drei Stunden an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose wieder aufladen; über die Ladestation „BMW i Wallbox“ geht es in zwei Stunden und 15 Minuten.

Was man überdies wissen muss ist, dass der Benzintank mit 41 Litern Fassungsvermögen eher klein ist. Und als ziemlich akademischer Wert stellte sich im Alltagsbetrieb auch der auf die 100-Kilometer-Distanz angegebene Mini-Durst von 2,1 Liter Spritverbrauch heraus. In unserem Fall waren es bei erschöpfter Batterieleistung immer knapp über fünf Liter.

Eindruck: Effizienz des Plug-in-Hybrid in der Kombi aus Benzin- und E-Motor steht und fällt mit der Ladedisziplin, das Kofferraumvolumen leidet – 370 statt der ansonsten 480 Liter Stauraum – wegen des im Heck verbauten Akku-Pakets.

Eindruck: Effizienz des Plug-in-Hybrid in der Kombi aus Benzin- und E-Motor steht und fällt mit der Ladedisziplin, das Kofferraumvolumen leidet – 370 statt der ansonsten 480 Liter Stauraum – wegen des im Heck verbauten Akku-Pakets.

Fakten

Motor/Antrieb: 184-PS-Vierzylinder-Turbobenziner und 65-kW-Elektromotor, Systemleistung 252 PS/420 Nm, Achtstufenautomatik, Heckantrieb

Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 km/h in 6,1, Spitze: 225 km/h, Verbrauch: 2,1 l (49 g CO2/km) Testverbrauch: 5,1 l Superbenzin

Preis: Grundpreis: 45.950 Euro, Testwagen/Luxury Line: 59.486 Euro.