Spanische Zierde unter Allradlern

Kein Dauertest. Aber knapp 3000 Kilometer stecken doch hinter dem ,,Short-Briefing“.
seat. Die Prüfung sollte ja noch über die Bühne gebracht werden, bevor es (hoffentlich) so richtig Winter wird. Erhebt sich doch die Frage, wie gut der rassige Südländer passt in diese mitunter recht ungemütliche Jahreszeit. Früher Schnee und teils sibirische Temperaturen gaben ihm ausreichend Gelegenheit zu zeigen, was er kann.
Eingangs dennoch was anderes zum Seat XPerience 4Drive, weil dieser Charakterzug so typisch ist für den Allradler aus dem Süden: Alle finden ihn schön, ausnahmslos. Niemand hat auch nur ein ätzendes Wörtchen über das Outfit des eigentlich für gröbere Aufgaben gedachten Leon verloren. Wir schließen uns dem einhelligen Urteil an und stellen fest: Der Anblick des Löwen aus der Kompaktklasse weckt Emotionen, lässt andere ein wenig blass erscheinen.
Liegt in der durchaus erfolgreichen Marken-Strategie. „Emocion“ zu moderaten Preisen. Beim Seat Leon XPerience 4Drive TDI (ein Name, den sich vermutlich nicht einmal die Besitzer dieses Autos merken werden) gilt das nicht ohne Vorbehalt. Die Preisdifferenz zum SUV-Bestseller Tiguan beschränkt sich, je nach Ausstattung, auf wenige Tausender.
Ist aber auch kein fülliger Soft-Offroader, das Experiment aus dem katalanischen Martorell bei Barcelona, sondern ein schlanker, sportiver Kombi. Und doch geräumig. Spricht die jüngere Klientel vielleicht mehr an als der stattlich-bürgerliche Allrad-Mitbewerber aus Wolfsburg.
An sportlichem Image mangelt es dem Leon nicht. In Gestalt des nunmehr gar 300 PS starken Cupra ist dieser nicht nur das Löwen-Topmodell, sondern auch das stärkste jemals von Seat in Serie produzierte Fahrzeug. Macht schon was her an Sportsgeist.
Da bringt unser XPerience mit seinen 110 PS nicht einmal die Hälfte an Leistung mit. Aber die reicht immer noch für passablen Vortrieb. Vor allem aber für sicheres Vorwärtsstreben dank serienmäßigem Allradantrieb. Das gilt für befestigte Straßen zu allen Jahreszeiten.
Nicht fürs Grobe
Als Offroader fürs Grobe sollte man Spanier hingegen nicht einsetzen. Da die Bodenfreiheit gegenüber dem Standard-Kombi Leon ST nur um zwei Zentimeter erhöht wurde und der Allradantrieb weder zuschaltbare Sperren noch über ein besonderes Geländeprogramm verfügt, sind die Offroad-Qualitäten eingeschränkt. Wer sich in tieferem Schnee zu weit vorwagt, riskiert eine tiefgekühlte Bauchlandung des Löwen.
Kraftzuwachs
Empfehlen würden wir auf jeden Fall den mittlerweile hinzugetretenen 115-PS-Diesel. Der macht zwar das Kraut auch nicht fett, aber er ist neu, ebenfalls genügsam und hat doch ein gewisses Leistungsplus. Vielleicht ist er auch ein wenig besser gedämmt als die 110-PS-Kraftquelle. Das würde der spanischen Zierde unter den Allradkombis bei aller Emocion nicht schaden.



Eindruck: Robust und trittfest kann auch sehr schön sein. Der Leon XPerience gefällt allen.
Und er verlangt nach einem ziemlich tiefen Griff in die Geldtasche.
Fakten
Seat Leon ST XPerience 4Drive
Motor/Antrieb: 1,6-Liter-TDI, 110 PS, 250 Nm, Sechsgangschaltung, Allradantrieb
Normverbrauch: 4,7 l, Testschnitt: 6,2 l
Preis: 29.040 Euro, Testfahrzeug 34.611 Euro