Das Beben um den Gran Turismo

Immer wenn VW sich in höhere Gefilde begibt, herrscht Aufregung. Wie jetzt beim Arteon.
VW. In jeglichem VW-Streben nach oben sah die Autowelt „Kampfansagen“ an Mercedes & Co. Würden die Platzhirsche zittern müssen, wenn Wolfsburg zum Sprung ansetzt? Das war beim Phaeton so, einem der Lieblingskinder Ferdinand Piechs, endgefertigt in der gläsernen Manufaktur zu Dresden. Rascher verebbten die Premium-Spekulationen beim CC, dem mäßig erfolgreichen Coupé des Passat.
Jetzt geht der schicke Arteon an den Start. Nennt sich „Avant-Garde Gran Turismo“. Und die deutsche Fachwelt sorgt sich einmal mehr, was denn das zu bedeuten habe für die Bannerträger des Luxus in den oberen Klassen. Kommt mit dem Arteon richtig Bewegung rein?
VW braucht sich da keine grauen Haare wachsen zu lassen. Das Versagensrisiko hält sich in Grenzen. Kommt sowieso auf der (allerdings um fünf Zentimeter gestretchten) Plattform des Passat daher, der zumindest in der Seitenansicht bildschöne Arteo. Und wenn jemand in Europa die extreme Breitlinigkeit seines Gesichts nicht wirklich gefallen sollte, gibt es in China und den USA genug Bewunderer üppiger Chromzierden. Wolfsburg kann nur gewinnen mit dem Arteon.
Und das Emirat?
Da wird den Konzern-Strategen, abgesehen vom Dieselskandal, ein anderes Problem schwerer im Magen liegen. Ob denn nicht das Emirat Katar als ein Hauptaktionär seinerseits zum Problem werden könnte. Wenn nämlich Volkswagen wegen der Katarer auf die schwarze Liste kommt und in den arabischen Ländern keine Luxusautos vom Schlage eines Bugatti, Porsche, Lamborghini oder Audi mehr verkaufen darf.
Den Arteon wird das auch nicht sonderlich treffen. Für den arabischen Geschmack ist er denn doch zu ,,klein“, obwohl viertürig, obwohl man im Fond auch mit Hut sitzen kann und obwohl ein Laderaum zwischen 563 und 1557 Litern zur Verfügung steht. Und das in einem Sportwagen mit Fastback. Andere würden ihn als Shooting Brake bezeichnen.
Hat schon was
Hat schon was Eigenes der Arteon. Witzbolde bezeichnen ihn als neues „Flachschiff“ von VW, wenn sie den heiklen Begriff Flaggschiff umgehen wollen. Das ist der Arteon zweifellos in Sachen Assistenzsysteme und High-tech. Kein anderer VW hat davon mehr an Bord, kein anderer nähert sich dem autonomen Fahren so weit an wie dieser Aufreger. Die Arteon-Assistenten blicken voraus und reagieren auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, Kurven und Kreisverkehre. Sollte man erlebt haben.
Effiziente Turbomotoren bieten ein Leistungsspektrum von 150 bis 280 PS.
Es sind generell Zweiliter-Vierzylinder. Nur das 150-PS-Einstiegsmodell findet sich erst im November ein, mit einem 1,5-Liter-Vierzylinder.
Da steht dann auch ein Sechszylinder zur Wahl. Die Topmotorisierungen sind mit Dop-
pelkupplungsgetriebe und Allradantrieb ausgerüstet.


Fakten
VW Arteon
Motoren: Benziner und Diesel, 150 bis 280 PS
Preise: ab etwa 39.000 Euro (Einstiegsmodell)
Markteinführung: am 23. Juni