Charakterkopf im Kompaktformat

Technisch aufgerüstet und sanft geliftet zelebriert der Seat Leon den selbstsicheren Auftritt.
Seat Wenn`s im Kreis der Kompaktklassetypen vom Aussehen und Auftritt her ein bissel attraktiver und dynamischer sein darf, dann hat sich der Seat Leon in den vergangenen Jahren tatsächlich zu einer populären Alternative entwickelt. Der Flirt mit der sportlichen Leidenschaft ist in der Ausformung des Ibero-Golf-Vetters augenfällig geglückt. Der fesche Spanier hat das, was den Reiz einer dauerhaften Liaison ausmacht. Ein spannendes Blechkleid, das frischen Schwung vermittelt. Der kecke Kompaktler ist ein Charakterkopf mit dem gewissen Flair. So signalisieren etwa die scharf gezogenen Kanten schon ein südländisches Temperament. Um den optischen Muntermacher noch aussichtsreicher ins Spiel zu bringen, haben die Spanier das Profil jetzt noch einmal nachgeschärft.
So fährt der geliftete Leon mit modifiziertem Kühlergrill sowie neuer Frontschürze vor, außerdem gibt’s ein dynamisiertes LED-Scheinwerfer-Layout und neue LED-Rückleuchten. Überdies beinhaltet die von uns im VN-Test gefahrene FR-Version neben der serienmäßigen elektrischen Parkbremse ein Sportfahrwerk sowie straffe Sportsitze und als weiteren Aufputz allerlei rote Ziernähte. Ansonsten belässt es Seat bei der nüchternen Ordnung der Innenarchitektur, kein Firlefanz beleidigt das Auge. Das funktionale Cockpit ist sorgfältig und – trotz viel Kunststoff – mit hochwertiger Anmutung verarbeitet. Instrumente und Bedienelemente sind logisch angeordnet und direkt im Blickfeld.
So fällt einem denn auch gleich das neue Multimediasystem mit dem 8-Zoll-Touchscreen und einfacher Smartphone-Anbindung samt Navi auf. Das ist Ausdruck dafür, dass Seat den Leon assistenztechnisch ordentlich aufgemöbelt hat. So stehen Sicherheitsextras wie Stau-, Spurhalte- und Parkassistent ebenso wie Totwinkelwarner und Abstandstempomat oder City-Notbremsassistent mit Fußgängererkennung zur Verfügung.
Dass flottes Aussehen und praktische Fähigkeiten einander nicht ausschließen müssen, dafür liefert der Leon eigene Argumente. Der Kofferraum bringt’s auf 380 Liter und mit der Rücksitz-Umklapp-Nummer sind immerhin 1210 Liter Fassungsvermögen drin. Das reicht aus für normale familiäre Transportbedürfnisse. Einzig störend ist die vergleichsweise hohe Ladekante. Nicht gerade entgegenkommend sind indes auch die schmal geratenen hinteren Türausschnitte. Wenn Fondpassagiere die Rückbank geentert haben, gibt’s aber ein freundliches Nicken über die angenehme Kopf- und Beinfreiheit. Fein wäre noch, wenn auch die Sitzflächen noch etwas länger wären.
Solche Gedanken beschäftigen einen als Fahrzeugführer weniger, vielmehr überwiegt die Freude über den Fahrspaß, den der 1300-Kilo-Leichtgewichtler zu vermitteln weiß. Mit dem 1,4-l-Turbobenziner unter der Haube, der 125 PS leistet, geht es durchaus spurtstark vorwärts. Dazu passt auch das stramm-straff abgestimmte Fahrwerk, ohne übertriebene Härte gibt es ebenso wie die gewöhnungsbedürftig direkte Lenkung vernehmlich Rückmeldung über die Fahrbahn.
Diese Einstellung lässt zu, auch kurvige Strecken etwas forscher anzusteuern, um zu erleben, wie der Leon souverän um die Ecken zirkelt. Die Laune steigert sich noch mit Blick auf die Tanknadel, um festzustellen, dass der muntere Geselle so gar kein Schluckspecht ist. Auf längeren Ausfahrten heißt das, dass man so manche Tankstelle lächelnd links liegen lassen kann.
Der optische Muntermacher weiß als fahraktiver Komaktler auch mit praktischen Fähigkeiten zu überzeugen.

Fakten und Daten
Motor/Antrieb 4-Zylinder-Benziner, 125 PS, 200 Nm/1400-4000 U/min, Frontantrieb, 6-Gang-Schaltung
Fahrleistung/Verbrauch 0 -100 km/h in 9,1 Sek., Spitze: 203 km/h, Norm: 5,2 l (120 g CO2/km, Test: 6,0
Preis Grundpreis: 23.990 Euro, Testwagen: 25.519 Euro.