In der Polo-Position

Motor / 30.03.2018 • 12:28 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Schlichte Eleganz, praktischer Wert: Der neue VW Polo ist ein vergleichsweise erwachsener Kleinwagen mit Erlebniswert.vn/Steurer
Schlichte Eleganz, praktischer Wert: Der neue VW Polo ist ein vergleichsweise erwachsener Kleinwagen mit Erlebniswert.vn/Steurer

Volkswagens Kleiner kommt in der aktuellen Generation groß daher.

VW Seit über 40 Jahren gibt er den Klassenprimus und hat somit seinen eigenen Ruf zu verteidigen – die Polo-Position. Um weiter als Größter unter den Kleinen zu gelten, hat sich der Wolfsburger Bestseller jetzt auch mächtig gestreckt und erstmals die 4-Meter-Marke hinter sich gelassen. In mittlerweile 6. Generation am Start, stellt sich der erwachsene Kleinwagen mit einer stolzen Außenlänge von 4,05 Metern vor, kommt überdies auch einige Zentimeter breiter, aber auch etwas flacher daher.

Der Polo fährt zweifelsohne seine Geschichte mit sich herum, wirkt in der Neuauflage durch eine behutsame Karosserie-Kosmetik nun aber tatsächlich frischer und kantiger und damit auch ein wenig eleganter und dynamischer. In der Gesamtschau bleibt er indes vergleichsweise nüchtern, pflegt also weiter den solide-sachlichen VW-Stil.

Im neuen Auftritt als alternativer Mini-Golf zielt der gedehnte Kleinwagen allerdings nicht mehr nur auf Fahranfänger oder einzelne junge Leute sowie Seniorenpaare ab. Nein, der Polo, der jetzt ausschließlich als Viertürer zu haben ist, stellt sich nun auch als klein-kompaktes Familienauto in die Auslage. So etwa für Eltern, die sich vielleicht gerade erst dazu entschlossen haben, nicht zu zweit bleiben zu wollen. In der Tat räumt der gern-große Volkswagen normalen Erfordernissen jede Menge Raum ein. Mindestens 351 Liter – nur 30 weniger als im Golf – und maximal 1125 Liter – bei flachgelegten Rücksitzlehnen – schluckt der Kofferraum weg. Da sollte man für alle Fälle gerüstet sein.

Erhöhter Reck- und Streckfaktor

Vom Wachstum mit einem jetzt annehmbaren 2,55-Meter-Radstand haben auch großgewachsene Fondpassage etwas. Sie geraten nicht mehr in Verrenkungsgefahr und auch die Knie scheuern nicht mehr an den Vordersitzen. Von unseren Hinterbänklern im Polo kam denn auch ein freundliches Nicken ob der Bein- und Kopffreiheit. Und es rockt sogar im aufgepeppten Kleinmeister. Jedenfalls wenn es sich – wie im VN-Test erlebt – um die „Beats“-Version handelt.

Mit dem 300-Watt-Soundsystem des US-Audio-Spezialisten, das sechs Lautsprecher, einen digitalen 8-Kanal-Verstärker und Subwoofer umfasst, wummert es ganz ordentlich im VW-Mini. Dazu passen im neu durchgestylten Innenraum die ergonomischen vorderen Sportsitze. Der Nüchternheit im Cockpit entgegen wirken auch das 8-Zoll-Multimediadisplay in Tablet-Optik genauso wie die Chrom-Applikationen und die Farbeinlagen in der insgesamt aufgewerteten Kunststofflandschaft.

Im Alltagsverkehr schlägt sich der hubraumkleine TSI-Motor des Polo wacker. Dem Direkteinspritzer-Benziner genügen drei Brennräume mit einem Gesamtvolumen von 999 ccm, um – dank Turboaufladung – 95 PS und 175 Nm Drehmoment zur Verfügung zu stellen. Das Fünfganggetriebe funktioniert bestens, und der Dreizylinder des Frontantrieblers zeigt sich durchaus sprintfähig – zumindest in den ersten vier Gängen. Im fünften wird es obenrum dann schon ziemlich zäh.

Wer unterwegs sowieso seinen Gasfuß zu disziplinieren weiß und überdies eine niedertourige Fahrweise beherzigt, der schont tatsächlich sein Tankbudget. Was noch imponiert, ist, dass einem der Dreizylinder auch auf längeren Ausfahrten wirklich nicht auf die Ohren geht. Da hat VW nicht gespart und für eine anständige Dämmung gesorgt. Knausriger gibt man sich hingegen bei der Bremsanlage, in der 95-PS-Version müssen Trommelbremsen genügen. VN-HGP

Sicher, stabil und souverän ist der Polo unterwegs, leicht untersteuernd geht es durch enge Kurven.

Das neu durchgestylte und ergonomische Cockpit setzt auch Farbakzente.
Das neu durchgestylte und ergonomische Cockpit setzt auch Farbakzente.

Fakten und Daten

Motor/Antrieb 1,0-l-Dreizylinder-Benziner, 95 PS, 175 Nm/2000-3500 U/min, Frontantrieb, 5-Gang-Schalter

Fahrleistung/Verbrauch 0-100 km/h: 10,6 Sek., Spitze: 187 km/h, Norm: 4,4 l (101g CO₂/km), Test: 5,3 l

Preis 19.590 Euro („Beats“-Version), Testwagen: 22.222 Euro