Schausportler mit Doppelherz fürs Öko-Gewissen

Lexus-Hybrid-Coupé LC 500 offeriert beileibe keine Magerkost.
Lexus Toi, Toi, Toi, ist man geneigt, Toyota zuzurufen, wenn es für die Japaner darum geht, mit der hauseigenen Nobelmarke Lexus auch hierzulande gleichsam mehr Räder auf den Asphalt zu bringen. Die Nippon-Luxus-Automobile sind immer noch ein vergleichsweise exotischer Geheimtipp in der Premiumliga: Ausgerüstet mit Toptechnik, versehen mit stylischer Finesse, ausgestattet mit komfortablen Annehmlichkeiten.
Um das gesteigerte Interesse von Autofans zu wecken, die über eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit verfügen und dem technologischen Zeitgeist sowie dem ethisch-moralischen Umweltgedanken frönen, legen die Lexus-Leute inzwischen eine Öko-Gewissenhaftigkeit an den Tag, die auf ein höheres Überholspurprestige abzielt. Die grüne Imagepflege stellt die Luxusmarke etwa mit dem Sport-Coupé Lexus LC 500 in die Auslage, das auch in moderner Hybrid-Version vorfährt. Der augenfällig aufreizend gestaltete Gran Turismo (GT) ist sozusagen ein Auto der zwei Gesichter: dynamisch-energisch ambitioniert und ökologisch-ökonomisch diszipliniert.

Dass der LC 500h so einiges draufhat, das ihn im Vergleich mit anderen sportiven Autoathleten tatsächlich auf Augenhöhe begegnen lässt, offenbart der asiatische Schaustehler unterm scharf-schnittigen Blechkleid durch seine Motorenkombination. Da steckt ein bulliger V6-Saugbenziner drin, der satte 299 PS entwickelt. Im Zusammenspiel mit dem 179-PS-Elektromotor ergibt das beim Ausschöpfen der Vollkraft eine Systemleistung von 359 PS. Das lässt erahnen, dass das Hybrid-Sport-Coupé, wenn es in verschärfter Art herausgefordert wird, als klassischer Hecktriebler kräftig Gummi am Asphalt lässt. Heftige Gasbefehle quittiert der mit knapp zwei Tonnen äußerst gewichtige Lexus-GT indes auch mit einem Hinaufschnellen der Drehzahl und einem aufheulenden Motor.

Tatsächlich lässt sich das Fahrerlebnis im Nippon-Coupé vom Start weg infolge der Hybridtechnik aber auch vergleichsweise unspektakulär genießen. Im E-Modus geht es mit der Disziplin zur Gelassenheit einige Kilometer weit flüsterleise dahin. Einigermaßen sanft besonnen durch den Stadtverkehr bewegt, beruhigt der Teilzeitelektriker so das Öko-Gewissen. Die geringe Batteriekapazität lässt allerdings keine allzu ausdauernden abgasfreien Stromertouren zu. Was man überdies wissen muss, ist, dass der mit 6,4 Liter angegebene Kraftstoffverbrauch auf die 100-km-Distanz im Alltagsbetrieb einen ziemlich akademischen Wert darstellt. In unserem Fall lag der Durchschnittsverbrauch deutlich über acht Liter. Was eingedenk anderer Sportskanonen, die ansonsten unterwegs sind, dann allerdings schon wieder eine echt respektable Leistung ist. Eine überzeugende Vorstellung liefert der LC 500h hinsichtlich der Ausstattung ab. Das noble Interieur schmeichelt allen Sinnen, schnell stellt sich ein Wohlgefühl ein. Das topaktuelle Navi- und Infotainmentsystem sowie die Armada an modernen Assistenz- und Komfortfeatures steigern den Eindruck noch. Einzig irritierend wirkt das minimalistische Kofferraumvolumen mit gerade einmal 172 Liter Fassungsvermögen.
Fakten und Daten
Motor/Antrieb 299-PS-V6-Zylinder und 132-kW-Elektromotor, 350 Nm bei 5100 U/min, Stufenlosautomatik
Fahrleistung/Verbrauch 0-100 km/in 5,0 Sek., Spitze: 250 km/h, EU-Norm: 6,5 l (148 g CO2/km) Test: 8,8 l
Preis Grundpreis (Luxury): 105.900 Euro, Testauto (Sport+): 112.900 Euro