Das Alpine-Comeback: Geschichte für die Gegenwart

Motor / 01.06.2019 • 17:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Alpine-Comeback: Geschichte für die Gegenwart
VN/SAMS

VN-Autotest: Was für eine Wohltat, dass dieses Auto ein zweites Leben erhält

Schwarzach Ein zweites Leben für eine Legende, eines im Jetzt. Die Alpine ist zurück. Und wie sie das ist. 20 Jahre nach dem Aus feiert die Sportmarke von Renault ein emotionales Comeback. Eines, das ganz auf den Traditionen der Vorgänger basiert. Leicht, kompakt und erschwinglich waren schon die ersten Modelle in den 50er-Jahren (A106). Ab 1962 ging mit der A110 eine kompromisslose Fahrmaschine an den Start. Mit Rallyeerfolgen schaffte Alpine auch den kommerziellen Durchbruch. Der „Plattfisch“, wie die flache Flunder (1,12 Meter hoch) liebevoll genannt und fast ausschließlich in der Rennsport-Farbe Blau ausgeliefert wurde, hatte die Herzen sportlicher Automobilisten erobert.

Das Alpine-Comeback: Geschichte für die Gegenwart

Heute steht die Alpine wieder in Blau am Parkplatz. Wieder flach geduckt (1,25 Meter) und noch immer ein Leichtgewicht. Mit unverschämt sportlichen Proportionen und Formen, die an die Legende erinnern. Geschichte für die Gegenwart mit den Tugenden von einst. Und wieder ist die Alpine ein Herzensbrecher.

Fliegengewicht

Keine 1100 Kilogramm leicht, bleibt die Neuauflage, was schon der Urahn war: eine Fahrmaschine. Basis für das niedrige Gewicht ist die Leichtbauweise. 96 Prozent von Karosserie und Chassis bestehen aus Aluminium und sorgen darüber hinaus für höchste Steifigkeit. Wie gebaut für Bergstraßen, erinnert die A110 in jeder Kurve an die Rallyeerfolge von früher. Was für ein tolles Auto.

Das Alpine-Comeback: Geschichte für die Gegenwart

Kein Alleskönner, das sei an dieser Stelle auch verraten. Die Alpine ist weder Raum- noch Komfortwunder. Sie bleibt ein kompromissloser Kompakt-Sportler mit exzellenter Gewichtsverteilung (44 Prozent vorne, 56 Prozent hinten). Die Gier nach Kurven will gestillt werden. Mit präziser Lenkung und radikal direkter Rückmeldung der Straße wird jede Ausfahrt auch eine Adrenalin-Angelegenheit.

Das beginnt schon beim Einsteigen. Tiefe Sitzposition, nichts für ungelenke Menschen, straffe Schalensitze und ein auf das Wesentliche reduziertes Sportcockpit: So kann es losgehen. Der neu entwickelte 1,8-Liter Benziner leistet 252 PS, ist an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt und schaufelt die Kraft an die Hinterräder. Mit einem Leistungsgewicht von 4,3 Kilogramm pro PS braucht es kaum weitere Erklärungen: Der Vortrieb ist jedenfalls bemerkenswert. Von 0 auf 100 in 4,5 Sekunden, eine abgeregelte Spitze von 250 km/h und ein Normverbrauch von 6,1 Liter (8,3 l im Test) stehen im Datenblatt. Und sie stehen für garantierten Fahrspaß.

Das Alpine-Comeback: Geschichte für die Gegenwart

Die Fehlersuche gestaltet sich wie jene nach der Nadel im Heuhaufen. Natürlich muss man wissen, dass die Alpine nichts für jeden Tag ist. Der Kofferraum ist klein und auf Langstrecken mangelt es an Komfort. Ist ja auch kein Vertreterauto. Man muss kein Nostalgiker sein, um dieses Auto zu mögen. Es reicht schon, wenn man gerne sportlich fährt – selbst ohne die Geschichte der Legende aus Frankreich zu kennen.

Alpine A110

Motor/Antrieb 1,8-Liter Vierzylinder mit 252 PS; 320 Nm, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Heckantrieb

Fahrleistungen/Verbrauch 0 auf 100 in 4,5 Sek; Spitze 250 km/h; Verbrauch 6,1 l (Test 8,3 l)

Preis ab 58.700 Euro; Testwagen: 62.600 Euro