Der Neue unter den Stromschnellen

Erste VN-Testrunden: PorscheTaycan fährt mit dem Besten auf, was die Batterietechnik derzeit zu bieten hat.
Porsche Nach der Teilelektrifizierung der Baureihen Panamera und Cayenne kommt nun der nächste Stromschlag aus Stuttgart: Der erste rein elektrisch angetriebene Porsche musste im Sinne der Marke vor allem eines werden – ein vollblütiger Renner. Wichtig war daher neben der reinen Spitzenleistung ihre Reproduzierbarkeit – eines der Mankos der meisten E-Flitzer. Porsche garantiert unter anderem mit einem aufwendigen Thermomanagement, dass auch nach mehr als zehn Vollbeschleunigungen die gleiche Leistung abrufbar bleibt.
Der Schwerpunkt des Taycan liegt dank der vollflächig in der Bodenplatte verbauten Batterie niedriger als der eines 911, die Sitzposition ist geringfügig höher – aus dem gleichen Grund. Ansonsten ist der viertürige E-Sportler bestens gerüstet: 3-Kammer-Luftfederung, Wankstabilisierung, erstmal in einem E-Auto Zweigang-Automatikgetriebe, Vierrad-Lenkung und natürlich Allrad, der hier dank je einem E-Motor vorne und hinten ohne mechanische Verbindung zwischen den Achsen funktioniert.
Der Innenraum ist glatt und gefällig gestaltet, digitale Kühle rundum, vom großen 16,8 Zoll Instrumentendisplay bis zur Steuerung der Luftdüsen über Touchsreen. Im Außendesign schafft der Taycan den Spagat zwischen klassischer Porsche-Identität und elektrischer Neuzeit: Weil vorne kein Verbrennungmotor Platz beansprucht, ist die Front weit abgesenkt, die Kotfügel dagegen hochgezogen. Die flache Linie mündet in ein vom 911-Design inspiriertes Heck mit durchgehendem Leuchtenelement.
Auch in der Benennung folgt Porsche der Hausordnung: Zur Wahl stehen der Taycan Turbo mit 687 PS und Turbo S mit 761 PS – beides kurzfristige Overboost-Leistungen, ansonsten wird da wie dort mit 625 Pferden gearbeitet. In 2,8 Sekunden sprintet die Turbo S-Version auf den ersten Hunderter, der Turbo gönnt sich vier Zehntel mehr und bei 260 km/h ist Schluss. Wer das nicht ausreizt, schafft zumindest um die 400 Kilometer Reichweite. Nach 22 Minuten am Schnell-Lader sind die Akkus zu 80 Prozent voll, also gut für mehr als 300 Kilometer.
Erste VN-Testrunden
Bei der ersten Präsentation des Taycan gab es auch die Möglichkeit für ein paar exklusive Runden auf abgesperrtem Gelände. Gestartet wird porschetypisch mit links – wenn nun auch nur noch mit Knopf statt Schlüssel. Der E-Sportler zieht vehement aus dem Stand, je nach Variante packen 850 bis 1050 Newtonmeter an, der Gangwechsel erfolgt vollkommen nahtlos. Das Fahrverhalten ist dank des direkten Eingriffs der Regelelektronik in den Antrieb aufreizend neutral, die Traktionskontrolle reagiert etwa zehn mal schneller als bei Autos mit Verbennungsmotor. Mit ausgeschalteter Sicherheitselektronik im Modus Sport+ wird der Vortrieb hecklastiger und das Kräftespiel auf höchstem Niveau erfahrbar. Was fehlt: ein sportlicher Klang. Aber auch hier hat Porsche sich etwas einfallen lassen – ein Soundgenerator erzeugt zum Glück kein Boxer- oder V8-Immitat, sondern eher ein vom Science-Fiction-Genre inspiriertes Geräusch – zum Glück ist er auch abschaltbar.
E-Technik auf Porsche-Niveau: fahrdynamisch aufregend, souveräne Kraftentfaltung und bestes Handling.


Fakten und Daten
Motor/Antrieb 2 Permanentmagnet-Sychron E-Motoren mit kombiniert 687 (761) PS Leistung Overboost, 625 PS Dauerleistung, 850 (1050) Nm, 2-Gang Getriebe
Fahrleistung/Verbrauch 0-100 km/h 3,2 (2,8) Sek, Spitze 260 km/h Preis ab 156.153 Euro
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