Frisch gebügelt

Mit der Cabrio-Alternative Targa ist das 911-Trio von Porsche wieder komplett.
Porsche Großartige Erfindungen passieren oft aus reinem Zufall: Etwa das Internet, Post-It oder Kaffee. Für einige bekannte Namensgebungen gilt Ähnliches: Krawatte oder Cockpit sind gute Beispiele. Der 911 Targa darf sich ebenfalls in diese Liste eintragen. Eigentlich wollte Porsche damit 1965 nur seinem neuen, mit einem Bügel versehenen „Sicherheitscabrio“ einen klangvollen Beinamen geben. Das berühmte Straßenrennen Targa Florio auf Sizilien stand dafür Pate. Offenbar gab es damals in ganz Zuffenhausen niemanden mit mehr Italienischkenntnissen als ein Lignano-Kurzurlaub verlangt – das Wort bedeutet einerseits Plakette oder Abzeichen (um das in besagtem Rennen gefahren wurde), außerdem aber auch Schild – genau das, was der den US-Sicherheitsvorschriften gehorchende Porsche in abnehmbarer Form über den Köpfen von Fahrer und Beifahrer trug. Ein Glückstreffer – auch im Publikumsgeschmack: Die Cabrio-Alternative wurde zum fixen Bestandteil der 911-Palette.
Junge Tradition
Seit 2006 und der Baureihe 997 wird der Bügel-Porsche ausschließlich mit Allrad-Antrieb ausgestattet – dieser noch jungen Tradition folgt auch die neueste Auflage der Modellgeneration 992, die nun das 911-Trio vollständig macht. Ebenfalls den Kundenvorlieben entsprechend wird nicht der 385 PS starke Targa 4, aber der 4S mit 450 PS neben der achtgängigen Doppelkupplungs-Automatik PDK auch mit einer Siebengang-Handschaltung angeboten. Ihre Power schöpfen beide aus dem auch in den anderen Karosserievarianten verbauten Sechszylinder-Boxern mit drei Litern Hubraum und Biturbo-Aufladung. Bei den Fahrwerten liegen sie mit den Vollcabrios gleichauf, 4,4 Sekunden liegen damit für den Sprint auf den ersten Hunderter beim Targa 4 an, 3,8 beim 4S mit PDK. Mit dem optionalen Chrono-Sportpaket sind jeweils noch 0,2 Sekunden weniger drin. Auch das Mehrgewicht von etwa 70 Kilogramm gegenüber dem Coupé ist gleich wie beim rundum offenen 911 dem Verdeckmechanismus geschuldet, der in knapp 19 Sekunden das inzwischen zum wattierten Stoff-Hauberl mutierte Schild anbebt, dann die hintere Glaskuppel und zuletzt Ersteres unter Zweiterer verstaut. Unverändert geblieben ist das traditionelle Erscheinungsbild mit der gebürsteten Alu-Oberfläche des Bügels – seit 1965 unverrückbares Erkennungsmerkmal des Targa.
Fahrdynamisch gibt sich der perfekt, aber eindeutig hecklastig balancierte Allrad-Porsche naturgemäß keine Blößen. Mit den Fahrmodi-Einstellungen Sport und Sport+ lässt sich seine Reizbarkeit stufenweise nachschärfen – tatsächlich reduziert sich die Vorliebe bei der Auswahl am Ende auch rasch auf diese beiden. Was den dermaßen flott bewegten Targa subjektiv tatsächlich vom Cabrio unterscheidet, entspricht seiner ursprünglichen Intention: Er ist mehr offener Sportwagen als hochmotorisierte Auslage für Zeigefreudige. Das knappe Stückchen Himmel über dem Pilotensitz und der Bügel dahinter sind genau der Mix aus Frischluft- und Sicherheits-Freude, die noch mehr anstacheln. Ein bisschen Fahren wie damals – für echte Nostalgiker legt Porsche davon sogar eine auf 992 Stück limitierte Nostalie-Serie mit Sonderlack und -interieur auf.
„Der 911 Targa verbindet Frischluft-Freude mit echtem Sportwagen-Feeling – also Fahren wie damals.“


Fakten und Daten
Targa 4 (Daten in Klammer für den Targa 4S)
Motor/Antrieb 3-Liter 6-Zylinder Boxermotor mit 385 (450) PS; Allradantrieb; 8-Gang Automatik (7-Gang Getriebe); Scheibenbremsen v./h. bel.
L/B/H 4519/1809/1300 mm; 1710 kg
Fahrleistungen/Verbrauch 0-100 km/h 4,4 (3,8) Sek., Höchstgeschwindigkeit 289 (304) km/h, 10,5 (10,4) l Super+ auf 100 km; 238 (236) g CO2/km
Preis 158.551 (176.224) Euro
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.