Leisetreter lässt aufhorchen

Opels Kompakt-SUV gibt jetzt auch den spannender Steckdosen-Stromer.
Opel Eine Alternative braucht der Pendler, gerade wenn es um überschaubare Wege geht. In so einem Mobilitätsfall darf es vielleicht sogar ein SUV fürs gute Gewissen sein. Im Wissen darum betreibt denn auch Opel grüne Imagepflege und hat jetzt den Allradler Grandland X zum Teilzeitelektriker weiterentwickelt. Mit dem neuen Plug-in-Hybrid lassen die Rüsselsheimer unter dem PSA-Konzerndach ihre Autoingenieurkunst aufblitzen.
Damit der Funke auch vollends überspringt, geht Opel bei dem Stecker-Stromer in die Vollen. Der Kompakt-SUV mit dem Doppelherz fürs Öko-Gewissen soll nicht nur spritsparend und umweltschonend unterwegs sein, sondern sich auch als wahres Kraftpaket im Straßenverkehr gegen die Konkurrenz im Umfeld behaupten können.
Geballte Schubkraft
In der Tat heißt es beim an der Steckdose aufladbaren Elektro-Benziner-Mischling: fester Tritt aufs Fahrpedal, fester Druck in den Sitz! Der Grandland X Hybrid 4 weiß loszulegen wie ein geölter Blitz. Im 4,47 Meter langen Kompakt-SUV schaffen zwei Elektromotoren – vorne einer mit 110 PS und hinten einer mit 113 PS – mit einem 200-PS-Turbobenziner zusammen. Daraus ergeben sich eine satte 300-PS-Systemleistung und ein fulminantes Kombi-Drehmoment von 520 Nm. Bei aller Kraft und Spannung, die in dem Teilzeitelektriker steckt, ist der Grandland X ein Leisetreter. Die Elektroaggregate, die sich reibungslos ein- und ausblenden, offenbaren sich als vibrationsfreies Säuselwerk. Das Hin und Her sowie An und Aus zwischen den Achsen ist selbst dann kaum wahrnehmbar, wenn heftige Gasbefehle das Eigenlenkverhalten kurzzeitig zur Herausforderung werden lassen. Dass Opels Stecker-Stromer mit knapp 1900 Kilo schon einigermaßen Speck im attraktiven Blechkleid hängen hat, wird beim Durcheilen von Wechselkurven spürbar. Da wankt der Grandland X mehr als dass er sich neigt.
Wenn der Stromspeicher mit seiner 13,2-kWh-Kapazität voll im Saft steht, soll die maximale Reichweite des Rüsselsheimer Kompakt-SUV im puren Elektrobetrieb insgesamt knapp 60 Kilometer (bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h) ausmachen. Das haben wir trotz der immer wieder selbst auferlegten situativ-defensiven Fahrweise nicht geschafft, denn irgendwann erliegt man dem Reiz des Power-Hybrid. Es macht schon Spaß, die volle Leistungskraft des Hochsitz-Allradlers bei ambitionierten Überholmanövern abzurufen. Indes waren 44 Elektrokilometer durchaus drin, die Strecke Feldkirch–Schwarzach etwa geht sich im Schongang also aus. Sehr von Vorteil ist dann der geeignete Steckdosenanschluss an den Ladesäulen auf dem Vorplatz der Arbeitsstätte.
Schieben beim Doppelherz-Grandland X im Hybrid-Modus der 1,6-l-Turbobenziner und die Elektromotoren an, ergab der Check am Bordcomputer einen tatsächlichen Spritverbrauch von 5,5 Litern. Das nötigt einem Respekt ab. Wissen muss man hinsichtlich einer Reiseroutenplanung indes auch, dass der Benzintank mit 43 Liter Fassungsvermögen schon vergleichsweise klein bemessen ist. VN-HGP



Fakten und Daten
Motor/Antrieb 200-PS-Turbobenziner, 81/83-kW-E-Motoren, Systemleistung: 300 PS, Allrad, 8-G-Automatik
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 km/h: 6,1 Sek., Spitze: 235 km/h, Norm: 1,4 l (33 g CO2/km), Test: 5,5 l
Preis Grundpreis: 49.999 Euro, Testwagen: 57.265 Euro.