Ganz nah am Wettbewerbsmodell

Motor / 05.03.2021 • 11:10 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Im aufgemotzten Yaris quer in die Kurven. Driften macht Spaß, wenn man sich auf gesperrtem Gelände befindet.Toyota/Houdek
Im aufgemotzten Yaris quer in die Kurven. Driften macht Spaß, wenn man sich auf gesperrtem Gelände befindet.Toyota/Houdek

Über den Selbstversuch des Driftens mit einem Gerät fast wie das des Rallye-Weltmeisters.

Toyota Alles lauscht dem Instruktor. Vor dem (Er-)Fahrerlebnis steht immer die Theorie. Unterrichtsstunde quasi. Die vermittelt Professor Patrick Winter. Nein, Professor ist der junge Mann nicht, aber er war Rallye-Profi, gewann Staatsmeisterschaftsläufe und ist mit dem Unterrichtsgegenstand vertraut. Der heißt heute „Driften“.

Das Gerät dazu ist seit Kurzem auch bei den Spezialisten für außergewöhnliche Erlebnisse hinter Lenkrädern, dem Grazer Unternehmen razoon, verfügbar: der Toyota GR Yaris. Ja, das Arbeitsgerät des siebenfachen Rallye-Weltmeisters Sébastien Ogier und seiner Kumpel Elfyn Evans und Kalle Rovanperä. Nun, die fahren die extrascharfe Version für die Rallye-WM (WRC), doch Toyota will auch ganz „normalen“ Kunden ein Fahrerlebnis wie im Rallyesport nahebringen.

3 Zylinder, 261 PS Leistung

Der GR (Gazoo Racing) Yaris für Jedermann/jedefrau kommt mit 1,6-Liter-Turbobenziner als Dreizylinder mit Allradantrieb und 261 PS. Bei 230 km/h wird abgeregelt, bis dorthin gibt es 360 Newtonmeter, und weil der kleine Flitzer nur 1280 Kilogramm leicht ist, ist er auch in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. So weit die Eckdaten. Ach ja: Listenpreis in Österreich ab 37.890 Euro, in der ausstattungsmäßig aufgemotzten High-Performance-Version 43.090. Auch nicht wenig, aber so nah an ein Wettbewerbsmodell kommt man mit diesem Budget kaum.

Die Einschulung ist beendet. Die Theorie klingt logisch. Also ans Werk. Im tiefsten Lungau, hinter Thomatal auf knapp 1100 Metern Höhe, dort wo Winter noch richtige Winter sind, hat razoon-Geschäftsführer Dominik Olbert mit seiner Crew eine Eisbahn gemietet, in der mehrere Module einzeln oder kombiniert zu befahren sind. Minus sechs Grad und strahlende Sonne, ideal, ein richtiger Lungauer Frühlingstag also. Es geht ums Driften, also vorerst den Versuchen dazu. Mit Allradantrieb, ohne „Heckschleuder“, aber im Sportmodus ohne ESP. Der Unterschied zum gesicherten Fahren ist eklatant und bei jedem Einlenken spürbar.

Dominik ist mein persönlicher Instruktor, unterrichtet über Funk. Ich muss nicht antworten, hätte eh keine Zeit: „Leicht anbremsen, einlenken, und dann voll aufs Gas.“ Das wird schwierig, sich zu überwinden, auf dem Gaspedal zu bleiben, wenn die Schneewand näher und näher kommt. Mit Gas geht wirklich alles gut, nur das Eindrehen muss man durch Gegenlenken vermeiden. „Immer ins Kurveninnere schauen!“ Ja, eh … Na ja, dann ein wenig Geschwindigkeit rausnehmen. Nächste Übung Handlingparcours, kurzer Slalom mit sanften Drifts. Man spürt, wie die Hütchen manchmal leiden … Zum Abschluss wird man darstellender Künstler, zieht einen mehr oder weniger formschönen Achter in die Bahn. Dominik höre ich schon wieder am Funk: „Gas, Gas, Gas!“

Natürlich ist jeder unserer Gruppe hin und wieder zu forsch, ein Küsschen an der Leitplanke aus Schnee kommt schon mal vor. Wären wir perfekt, hätten wir die (Nach-)Schulung ja gar nicht nötig … Dominik ist ein guter Pädagoge, Verbesserungen empfiehlt er freundlich, lobende Worte stärken das Selbstvertrauen. Am Ende wissen wir, Driften macht Spaß. Wenn man sich im gesperrten Gelände befindet.

Große Nachfrage

Der Renn-Yaris war von Toyota offenbar punktgenau geplant worden. Die Nachfrage ist gewaltig. Wie auch der „zivile“ Yaris aus dem nun 20 Jahre alten Werk im nordfranzösischen Valenciennes, wo bisher vier Millionen Yaris das Band verließen. Der Yaris macht in Europa mittlerweile 20 Prozent des Toyota-Absatzes aus und hat in seinem Segment 8,4 Prozent Marktanteil.

Auch in Österreich hilft der sportliche Kleine dem Aufwärtstrend von Toyota. Die Japaner steigerten im rückläufigen Absatz des Pandemiejahres den Marktanteil von 2,1 auf 2,3 Prozent. Von den 5728 im Vorjahr neu zugelassenen Toyota gingen 1589 trotz Modellwechsel auf den Yaris als klare Nummer eins zurück. Und vom GR Yaris wurden bei uns schon 120 Stück verkauft.

Beste Voraussetzungen: Allradantrieb und 261 PS Leistung.
Beste Voraussetzungen: Allradantrieb und 261 PS Leistung.
Motorjounalist und VN-Mitarbeiter Gerhard Kuntschik macht den Selbstversuch.
Motorjounalist und VN-Mitarbeiter Gerhard Kuntschik macht den Selbstversuch.

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