Extrascharfer Verführungskünstler

Neuauflage der offenherzigen Targa-Version des Porsche 911 ist gemacht für die kleinen Fluchten aus dem Alltag.
Porsche Es gibt so Autos, die gehen einem einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ein ungestümer Sportwagen aus der High-Speed-Schmiede Zuffenhausen im Schwabenland etwa. Tatsächlich kommt der Porsche 911 Targa einer rollenden Ikone gleich, die Ästhetik und Athletik gleichermaßen zur Schau stellt. Es gilt in dem Fall die leicht abgewandelte 1-G-Regel: Geiles Auto in jeder Hinsicht. In der Tat gerät das halboffene Kultmobil mit elektrisch versenkbarem Softtop, Glaskuppel im Heck und typischem Bügel auch in der Neuauflage immer und überall schnell in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Im Targa geht, was in vielen anderen Autos nicht geht: Einfach auf Ego-Trip gehen! Dem subjektiven Eindruck nach strahlt der 4,52 Meter lange Frischluftsportler zweifelsohne eine überlegene Agilität aus – und verspricht gleichsam auch noch ein Stück vom Himmel. Wer sich in solche Sphären begibt, macht sich auch leichter frei von so irdischen Gedanken, dass der Überflieger in eine fast schon exorbitante Preishöhenlage entschwindet. Knapp 218.000 Euro, wie für die im VN-Test ausprobierte Topversion 911 Targa 4 S, sind natürlich ein Pfund. Das erfordert schon ein extrem freies Budget. Im automobilen Gegenwert gibts allerdings auch jede Menge Rasse und Klasse. Legen wir also los, um das erfrischende Fahrvergnügen zu erleben. Ein Glück, dass das Wetter mitspielt. So heißt es denn: Viel Spaß mit oben ohne! Und das klappt auf Knopfdruck prima. Nach 19 Sekunden hat sich die ebenso aufwendige wie spektakuläre Dachkonstruktion im Heck abgelegt. Wissen muss man indes auch, dass das Schauspiel aus Sicherheitsgründen nur im Stillstand funktioniert.
Zum gelungenen Auftritt gesellt sich beim Start die herzergreifende Begleitmusik aus der großkalibrigen Auspuffanlage. Beim Wegfahren lassen sich infolge der typisch heißer-kehligen Porsche-Rock-Röhre geradezu die Blicke im Nacken spüren, die einem die Passanten sehnsüchtig hinterherschicken.
Geniale Straßenlage
Die Verlockung ist groß, den Bügel-Porsche auf der Landstraße oder über die Autobahn zu scheuchen. Schließlich presst der offenherzige Modellathlet aus dem neu verbauten 3,0-l-Sechszylinderboxermotor dank Biturbo satte 450 PS, die ihn zum angriffslustigen Langstreckentiger oder genusssüchtigen Kurvenbeißer machen. Durch das überlegene Adaptiv-Sportfahrwerk in Kombination mit der Hinterachslenkung nimmt der Allradtyp schnelle Wechselkurven geradezu leichtfüßig, genauso wie er beim Durcheilen enger Kehren spurtreu auf dem Asphalt klebt. Ein Sicherheitsplus an Regentagen ist überdies der einstellbare Wet-Modus. Wenn der Nässedetektor eingreift, wird übers spezielle Regelsystem zwecks erhöhter Fahrstabilität die wuchtige Antriebskraft an allen vier Rädern in die erforderliche Entspannung gebracht. Natürlich ist der Targa allzeit bereit, beim Oben-offen-Abenteuer bis ans Limit zu gehen, je nach Lust und Laune lässt es sich aber auch völlig entspannt cruisen. Zum beeindruckenden Fahrgefühl kommt, dass in der Situation der Wind auch nur leicht im Haar zupft.
Wer sich für den frisch gebügelten Porsche begeistert, nimmt es auch sportlich, dass es beim Mitnahme-Effekt nicht weit her ist. In die vordere Ladekammer passen immerhin zwei Reisetaschen. Zur Not können als Stauraum auch die Alibi-Rücksitze herhalten. Dafür kann man sich umso mehr am sportlich-noblen Interieur und der erlesenen Auswahl an Technikfeatures an Bord erfreuen. Der 911-er Targa ist und bleibt ein Lustkauf, der wiederum nur für wenige Autoenthusiasten leistbar ist. Exklusivität ist also garantiert. VN-HGP
Der Allradtyp bringt die brachiale Kraft satt auf den Boden und legt dabei mächtig Gummi auf den Asphalt.


Fakten und Daten
Motor/Antrieb 6-Zylinder-Biturbo-Boxer, 450 PS, 530 Nm/2300 bis 5000 U/min, Allrad, 8-Gang-PDK
Fahrleistung/Verbrauch 0 – 100 km/h in 3,6 Sek., Spitze: 304 km/h, EU: 10,7 l (243g CO2/km) Test: 11,9 l
Preis Grundpreis: 182.983 Euro, Testwagen: 217.368 Euro.