Teilzeitstromer mit royalem Chic

Motor / 15.09.2023 • 10:20 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bentley elektrifiziert seine Baureihen. Die Luxuslimousine Flying Spur gibt es jetzt auch als Plug-in-Hybrid.VN/Hartinger
Bentley elektrifiziert seine Baureihen. Die Luxuslimousine Flying Spur gibt es jetzt auch als Plug-in-Hybrid.VN/Hartinger

Eine Bentley-Luxuslimousine am Stecker: Elektrifizierung macht auch vor Traditionalisten nicht Halt.

Schwarzach Vor ein paar Jahren noch unvorstellbar: Beim Gedanken an Stromkabel haben britische Traditionalisten mit dicker Geldtasche lange verächtlich die Nase gerümpft. Jetzt rollt mit der Luxuslimousine Flying Spur S Hybrid einer der ihren lautlos und lokal emissionsfrei dahin. Die Elektrifizierung macht selbst vor Herstellern, deren Markenkern bisher opulente Acht- und Zwölfzylinder waren, nicht Halt. Vorerst allerdings in Form einer Feigenblatt-Technologie, wie Plug-in-Hybride von Kritikern gern genannt werden. Ein bisschen elektrisch – 40 Kilometer sind es im Falle des edlen Briten – fahren und die restliche Wegstrecke wird dann mit einem abgespeckten Verbrenner zurückgelegt. Okay, so wirklich verzichten müssen Besitzer eines Bentley-Teilzeitstromers auch wieder nicht. Darin hat die betuchte Kundschaft in der Regel auch wenig Übung. Das Alternativprogramm besteht aus einem 2,9 Liter V6 und einem E-Aggregat, die im Verbund 544 PS (750 Nm) leisten. Da geht schon was vorwärts.

Die großen Bentley-Aggregate können unaufgeregt Höchstleistung abrufen. Das gelingt dem Hybrid nicht ganz so souverän. An Leistung mangelt es aber freilich nicht und in einer Disziplin ist er unschlagbar: beim lautlosen Langsamfahren. Weltklasse-Geräuschkomfort trifft auf den geräuschlosen Elektroantrieb: Da hilft noch nicht einmal ein Hörgerät.

Damit auch klargestellt ist: Der Flying Spur mit dem Doppelherz ist eine Luxuslimousine mit gewohnt sportlichen Tugenden. Das 2,5-Tonnen-Gefährt sprintet in nur 4,3 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht in der Spitze 285 km/h. Keine Spur von Einschränkung also. Und wer das wirklich will, der kann den Hybrid mit rund drei Litern auf 100 Kilometer fahren. Das zumindest ist bei Bentley ein echtes Novum.

Es ist längst entschiedene Sache, dass auch Bentley bald ein rein elektrisches Modell im Angebot haben wird. Der Plug-in-Hybrid gilt allgemein als Übergangstechnologie. Nicht Fisch, nicht Fleisch: Wobei das zu viel der üblen Nachrede ist. Gegenwärtig ist überhaupt nichts gegen die Teilzeitstromer einzuwenden, vor allem nicht, wenn sie so exzellent arbeiten wie dieser.

An Exzellenz ist die wohlhabende Bentley-Kundschaft im Innenraum gewohnt, und da gibt es freilich keinen Unterschied, wer da wie für Vortrieb sorgt. Verarbeitung, Materialien und Komfort sind eine Klasse für sich.

Wohltuend ist die Tatsache, dass sich in diesem Auto noch Knöpfe zur Bedienung finden. Gestrig ist das Angebot dennoch nicht. Einzigartig trifft es schon eher. Ein Beispiel: Der zeitgemäße Bildschirm lässt sich per Knopfdruck in drei Positionen drehen. Wahlweise sind drei edle Rundinstrumente oder die Armaturen-Deko zu sehen. Ein bisschen so wie bei James Bond: dort haben sich auf diese Weise die Nummerntafeln gedreht. VN-MIG

Auch Bentley geht mit der Zeit und elektrifiziert seine Modelle. Akkus haben das Luxus-Segment erreicht.

Luxuslimousine mit einem ziemlich kleinen Kofferraum (351 Liter Ladevolumen).
Luxuslimousine mit einem ziemlich kleinen Kofferraum (351 Liter Ladevolumen).
Edler kann ein Innenraum nicht sein: ein Bentley eben.
Edler kann ein Innenraum nicht sein: ein Bentley eben.

Fakten und Daten

Motor/Antrieb 2,9 l V6-Biturbo und E-Motor mit 544 PS, 750 Nm, Allradantrieb, Achtgangautomatik

Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 4,3 Sek.; 285 km/h Spitze, 3,3 l Verbrauch (5,8 l im Test)

Preis ab 214.550 Euro; Testwagen: 321.570 Euro