Wiedergeburt? Nein, danke!

Das Leben von Manuela Williams war voller Prüfungen. Immer wieder musste sie von lieben Menschen Abschied nehmen.
Bregenz Manuela Williams (64) will von Wiedergeburt nichts wissen. “Nein, danke, ich will nicht noch einmal zur Welt kommen. Denn das, was ich erlebt habe, kann man nur einmal verkraften.”
Als Kind litt Manuela unter einem alkoholsüchtigen und gewalttätigen Stiefvater. “Er schlug mich nach Lust und Laune und belästigte mich sexuell.” Mit 14 hatte Manuela ihren ersten Freund. “Werner war 18. Er hatte ein Motorrad. Nach einem Diskobesuch fuhren wir gemeinsam heim. In einer Kurve verlor Werner die Kontrolle über die Maschine. Mich schleuderte es vom Motorrad. Werner prallte mit dem Bike gegen eine Mauer. Er war sofort tot.”
Von ihrem nächsten Freund wurde Manuela schwanger. “Die Beziehung ging schnell in die Brüche, weil er mich schlug.” Die gemeinsame Tochter zog Manuelas Mutter auf.

Manuela war noch keine 20, als sie als Au-pair nach England ging. Dort lernte sie Neil Williams kennen, ihren zukünftigen Ehemann. “Nach der Heirat blieb ich in England.” Aus der Verbindung gingen zwei Kinder hervor. Ihre Ehe endete mit dem Tod ihres Mannes. “Neil starb 1999 an einem bösartigen Hirntumor.” Nach seinem Tod kehrte die dreifache Mutter nach Vorarlberg zurück. “Ich hielt es in England nicht mehr aus. Neil war nicht mehr da.”
In Bregenz verdiente sich Manuela als Taxifahrerin ihren Lebensunterhalt. Mit André lernte sie hier einen netten Mann kennen. “Die Liebe schlug ein wie ein Blitz. Wir waren 15 Jahre zusammen. Er war meine große Liebe.” Aber auch diese Beziehung fand mit seinem Tod vor vier Jahren ein Ende. “André litt an Krebs. Zuletzt war er voller Metastasen.” Für Manuela brach eine Welt zusammen. “André war alles für mich. Er war ein Clown und brachte mich jeden Tag zum Lachen.” Am liebsten wäre sie ihm nachgefolgt. Aber wegen ihrer Kinder machte Manuela weiter. “Sie hätten meinen Tod nicht verkraftet.”

Mit Anfang 50 wäre sie um ein Haar gestorben. “In meinem Kopf platzte ein Aneurysma. Doch damit nicht genug – ich hatte auch noch einen Schlaganfall.” Sie verbrachte mehr als ein Jahr im Krankenhaus. Manuela musste wieder sprechen und gehen lernen. “André lebte damals noch. Er unterstützte mich im Alltag und trainierte viel mit mir.” Nach dem schweren gesundheitlichen Vorfall musste die Taxifahrerin ihren Job aufgeben und eine Invalidenrente beantragen.
Heute lebt die 64-Jährige allein in der Wohnung ihrer verstorbenen Mutter. Wichtig ist ihr der Kontakt zu ihren drei Kindern und ihren sechs Enkeln. “Sie machen mir Freude.” Die leidgeprüfte Frau hofft, “dass meine Familie und ich noch lange gesund bleiben.”