Mahner und Gewissen gegen das Vergessen

Politik / 01.02.2015 • 22:45 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Richard von Weizsäcker starb im Alter von 94 Jahren. Staatsakt am 11. Februar in Berlin.

Berlin. (VN) Der deutsche Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist tot. Der CDU-Politiker starb am Samstag im Alter von 94 Jahren. Weizsäcker war von 1984 bis 1994 deutsches Staatsoberhaupt. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte ihn als einen Zeugen des Jahrhunderts. Aus der Erfahrung von Krieg und Gewaltherrschaft heraus habe er sich für ein friedliches und vereintes Europa eingesetzt: „Er stand für eine Bundesrepublik, die sich ihrer Vergangenheit stellt.“

Seine wohl bekannteste Rede hielt Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, als er den 8. Mai 1945 im Bundestag als „Tag der Befreiung“ vom „menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ bezeichnete. Nach dem Fall der Mauer 1989 mahnte der Bundespräsident zur Behutsamkeit beim Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten.

Vielen ist Weizsäcker als Mahner gegen das Vergessen und als Gewissen Deutschlands im Gedächtnis geblieben. Immer wieder sprach er von der besonderen Verantwortung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und gewann damit viele Sympathien unter den westlichen Verbündeten. Er räumte auch mit dem Mythos auf, die Ermordung von Millionen Juden sei im Verborgenen geschehen: „Wer seine Augen und Ohren aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, dass Deportationszüge rollten.“

Weizsäcker selbst wurde immer wieder für sein eigenes Verhalten in der Vergangenheit kritisiert, unter anderem dafür, dass er in Hitlers Armee kämpfte. Er rechtfertigte sich mit der Aussage, er habe als Offizier stets nach seinen eigenen Prinzipien gehandelt und Soldaten keine Befehle der Nazi-Führung ausführen lassen, die er unmenschlich gefunden habe.

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