Nein zu Gläubigern, Nein zum Glauben

Politik / 05.02.2015 • 22:37 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Moskau warnt Tsipras vor einem Kulturkampf gegen die griechische Orthodoxie.

Athen. Griechenland wird zum ersten Mal in seiner Geschichte von deklarierten Atheisten regiert: Der Linksblock Syriza, Wahlsieger vom 25. Januar, hat nicht nur ein Ende der sparmeisterlichen Bevormundung des hoch verschuldeten Landes durch dessen internationale Gläubiger auf seine roten Fahnen geschrieben. Regierungsprogramm ist auch die Trennung des Staates von der orthodoxen Kirche. Ihre Verbindung wurde dem modernen Griechenland bei seiner Unabhängigkeit 1830 nach dem Vorbild im Russland der Zaren in die Wiege gelegt. Der Amtseid auf das Evangelium unter Anrufung der Heiligen Dreifaltigkeit ist jetzt erster offener Streitpunkt zwischen der neuen Regierung und der alteingesessenen Kirche.

Tsipras und fast sein gesamtes Regierungsteam haben die übliche religiöse Vereidigung durch den griechisch-orthodoxen Erzbischof von Athen verweigert. Dieser erklärte, darauf verzichten zu können. Hieronymos Liapis ist nicht nur ein bekannt offenherziger Kirchenfürst, sondern ebenso ein alter Freund der Familie Tsipras, die früher ganz und gar nicht so kulturkämpferisch war. Kirchliche Kreise schreiben diesen antiklerikalen Wandel dem Einfluss von Betty Baziana zu, der Lebensgefährtin des jetzigen Ministerpräsidenten. Die leidenschaftliche Kommunistin und Glaubensverächterin komme eben aus einem “jüdisch-freidenkerischen Milieu”.

Verweis aus Russland

Während sich die Regierung Tsipras in ihrem Ringen mit EU und Euro-Gruppe an Putins Russland anzubiedern versucht, muss sie von dort schon ihren ersten Verweis einstecken: Der bekannt “hellste Kopf” im Moskauer Patriarchat, Erzpriester Nikolaj Balaschow, hat über die Agentur RIA Novosti den kämpferischen Atheisten unter der Akropolis ins Stammbuch geschrieben: “Keine politische Kraft in Griechenland wird imstande sein, die orthodoxe Kirche und die von ihr vertretenen Werte zu missachten!” Da die russische Orthodoxe Kirche zu einem Sprachrohr Putins geworden ist, dürfte hinter diesem Wink mit dem Zaunpfahl der Kremlherrscher persönlich stehen.

Griechenlands traditionelle Kommunisten waren nicht religions- und schon gar nicht orthodoxiefeindlich. Für Ministerpräsident Tsipras und seine Genossen gilt hingegen das, was griechische Theologen ein „aggressiv säkulares Ideologem“ nennen. Dessen Grundzüge hatte der jetzige Außenminister und frühere KP-Chefideologe Nikos Kotzias schon 2006 umrissen: Blauäugige Christen seien für den Kampf gegen Rassismus, Neokapitalismus, Ausbeutung der Dritten Welt, für Abrüstungs- und Weltfriedenspropaganda zu gebrauchen. Kirchlichen Einfluss in Staat und Gesellschaft gelte es jedoch zu brechen!

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