Massenexodus aus Kosovo hält an

Politik / 11.02.2015 • 22:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Eine Gruppe Kosovaren wurde in Subotica aufgegriffen. REUTERS
Eine Gruppe Kosovaren wurde in Subotica aufgegriffen. REUTERS

Tausende Kosovaren packen ihre Sachen und verlassen das „Armenhaus Europas“.

PRISHTINA, BUDAPEST. (VN) Sie flüchten über Serbien in das EU-Land Ungarn und wollen vor allem nach Deutschland oder Österreich. Nach Schätzung der Medien in Kosovos Hauptstadt Prishtina sollen seit Anfang Dezember 50.000 Menschen aus dem Kosovo geflüchtet sein. Mit Bussen oder Taxen fahren sie durch Serbien bis zur Nordgrenze nach Ungarn. Von der letzten serbischen Stadt Subotica aus geht es zu Fuß über die grüne Grenze in die EU – in das ungarische Dörfchen Asotthalom, und von dort dann weiter in die nächste Kreisstadt Szeged.

Laut dem Bürgermeister von Asotthalom, Laszlo Toroczkai, waren es „500, 1000 jeden Tag“, die das winzige Dorf gestürmt hätten. „Sie kommen tagtäglich, rund um die Uhr.“ 80 Prozent von ihnen seien Kosovo-Albaner, der Rest komme aus Syrien, Afghanistan und Afrika.

In Szeged erhalten die Flüchtlinge Personalpapiere. Dann sollen sie mit dem Zug zu einem Aufnahmezentrum fahren. Doch stattdessen reisen sie nach Wien.

Der kosovarische Außenminister und Vizeregierungschef Hashim Thaci hat die EU für die massive Auswanderungswelle aus dem Kosovo verantwortlich gemacht. Dass die EU ihre Entscheidung über die Visa-Befreiung für kosovarische Bürger aufgeschoben habe, habe Besorgnis in seinem Land erregt, sagte Thaci. Die Bürger des Kosovo müssten sich als Europäer fühlen, denen die Reisefreiheit als unveräußerliches Recht zustehe.

Hohe Arbeitslosigkeit

Arbeitsminister Arban Abrashi teilte mit, die kosovarische Regierung arbeite noch an einer Strategie, den „Massenexodus“ der wegen der prekären sozialen und wirtschaftlichen Lage der Unzufriedenen via Serbien nach Ungarn, Österreich und Deutschland zu stoppen. Demzufolge will Prishtina erreichen, dass die EU-Staaten höhere Quoten für Saisonarbeiter aus dem Kosovo gewähren. Gebraucht würden etwa 40.000 solcher Arbeitsplätze, hieß es in den Medien. Die Arbeitslosigkeit im Kosovo liegt laut amtlichen Angaben bei gut 30 Prozent, unter der jungen Generation gar bei über 50 Prozent.

Angesichts der weiter steigenden Asyl-Anträge von Flüchtlingen aus dem Kosovo in Österreich hat Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) beschlossen, kommende Woche selber in das Balkanland zu reisen. Sie will vor Ort mit den Verantwortungsträgern offen reden, „damit wir diese für ganz Europa inakzeptable Situation in den Griff bekommen und stoppen“.

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