„Die Franken-Kreditnehmer brauchen Hilfe statt Spott“

Politik / 16.02.2015 • 22:21 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das VN-Interview vom 12. Februar 2015 sorgt derzeit für gehörigen Wirbel.
Das VN-Interview vom 12. Februar 2015 sorgt derzeit für gehörigen Wirbel.

AK erzürnt über Sozialminister. Wallner kann sich keine staatliche Hilfe vorstellen.

WIEN, BREGENZ. Für Franken-Kreditnehmer wird es kein staatliches Geld geben, betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) im VN-Gespräch und erntet dafür nun scharfe Kritik von der Arbeiterkammer. „Bürger brauchen Hilfe statt Spott“, reagiert die Interessenvertretung in einer Aussendung auf die Aussage des SPÖ-Politikers. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärt unterdessen, dass auch er gegen eine staatliche Hilfe für den einzelnen Kreditnehmer sei: „Aber ich finde, dass sich die Banken hier bemühen sollten, ihren Kunden gute Angebote zu machen. Da wurden noch nicht alle Möglichkeiten ausgereizt.“

29 Mrd. Euro mehr Schulden

Durch die Freigabe des Franken-Kurses am 15. Jänner hat sich das Volumen der Franken-Kredite in Österreich wie berichtet um rund vier bis fünf auf 29 Milliarden Euro erhöht. Davon betroffen sind rund 150.000 Haushalte. 1,2 Milliarden Euro davon werden schon heuer fällig. Für die betroffenen etwa 6000 Haushalte hat sich ihr Franken-Kredit im Schnitt um 33.000 Euro verteuert. Auch die Schulden der Kommunen haben sich wegen des Kurses des Schweizer Frankens erhöht. In Vorarlberger Gemeinden sind sie auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen. „Sie hatten lange Zeit auch Zinsvorteile. Das hat sich damals für sie rentiert. Jetzt haben sie eben Nachteile. Wir müssen uns das nun genau anschauen“, betont Wallner. Der Landeshauptmann sagt aber gleichzeitig, dass auch Gemeinden nicht auf staatliche Hilfe hoffen sollten.

Für die AK eine Provokation

„Das ist das Risiko einer Spekulation“, begründete Hundstorfer, warum es keine staatliche Hilfe für Franken-Kreditnehmer geben wird: „Von den Gewinnen hätte der Staat ja auch nichts gesehen“, sagte er im VN-Gespräch. Für die Arbeiterkammer ist das eine Provokation: „Mit welcher Begründung wurde der Steuerzahler dann genötigt, den milliardenteuren Rettungsschirm über den Banken aufzuspannen?“, fragt sich AK-Präsident Hubert Hämmerle. Die Franken-Kreditnehmer als Spekulanten hinzustellen, ist in seinen Augen unwürdig. Viele Mitbürger hätten eine günstige Finanzierung für ihr Haus oder ihre Wohnung gebraucht und damals in gutem Glauben gehandelt. „Diese Menschen werden jetzt im Regen stehen gelassen“, kritisiert AK-Präsident Hämmmerle.

Kräftige Verluste erlitten

Franken-Kreditnehmer, die nach der überraschenden Freigabe des Schweizer-Franken-Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank (SNB) zuletzt durch Stop-Loss-Order kräftige Verluste erlitten haben, können den Kredit bis Ende Februar kostenfrei wieder in einen Franken-Kredit umwandeln, erklärte Hundstorfer im VN-Gespräch. In mehreren Hundert Fällen in Österreich habe es solche Vereinbarungen gegeben, dass bei einem Kurslimit von knapp unter 1,2 der Franken-Kredit in Euro umgewandelt werden soll. Aber entgegen der Annahme der meisten Konsumenten lag der nächstmögliche Umstiegskurs bei rund 1:1. Die Franken-Kredite seien also fast 20 Prozent unter den Erwartungen der Konsumenten in Euro konvertiert worden. Die Gespräche mit den Banken will Hundstorfer nun weiterführen, um vor allem wegen der heuer noch rund 6000 fällig werdenden Franken-Kredite eine vernünftige Lösung zu finden.

AK-Präsident Hubert Hämmerle (l.) und Landeshauptmann Markus Wallner.  FOTOS: VN
AK-Präsident Hubert Hämmerle (l.) und Landeshauptmann Markus Wallner. FOTOS: VN
AK-Präsident Hubert Hämmerle (l.) und Landeshauptmann Markus Wallner. FOTOS: VN
AK-Präsident Hubert Hämmerle (l.) und Landeshauptmann Markus Wallner. FOTOS: VN

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