90.000 Minderjährige in EU-Länder geflüchtet

Politik / 02.05.2016 • 22:53 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Die meisten Flüchtlingskinder sind aus Afghanistan und Syrien. afp
Die meisten Flüchtlingskinder sind aus Afghanistan und Syrien. afp

Schweden nahm die meisten Kinder auf. Hunderte Migranten gerettet. Bayern klagt doch nicht.

brüssel, rom. (VN) Im Verlauf der Flüchtlingskrise kamen im Vorjahr fast 90.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche in die EU. Die meisten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) wurden in Schweden (35.250) aufgenommen.

Hinter Schweden lag Deutschland mit 14.440 unbegleiteten Minderjährigen, gefolgt von Ungarn (8805) und Österreich (8275). Dann kommen Italien (4070), Niederlande (3855), Großbritannien (3045), Belgien (2650), Finnland (2535), Dänemark (2125), Bulgarien (1815). Am wenigsten haben Tschechien (15), Lettland (zehn), Kroatien, Litauen und Slowakei (je fünf) unbegleitete Minderjährige aufgenommen. Estland wies überhaupt keine auf.

Bei den Herkunftsländern der minderjährigen Asylbewerber lag Afghanistan mit 45.295 deutlich vorn. Dann kommen Syrien (14.345), Eritrea (5455), Irak (4685), Somalia (3590), Gambia (1450) und sonstige (13.455).

454 Flüchtlinge gerettet

454 Flüchtlinge, die am Sonntag an Bord des norwegischen Tankschiffs „Siem Pilot“ im sizilianischen Hafen Pozzallo eingetroffen sind, werden derzeit von den italienischen Behörden versorgt. An Bord befanden sich neben acht verletzten Migranten auch zwei Leichen. Weitere sechs Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert, darunter zwei schwangere Frauen und ein Flüchtling mit einer Kugel im Arm.

200 der eingetroffenen Migranten sollen laut Medien im Hotspot von Pozzallo versorgt werden, die anderen werden in weiteren Flüchtlingseinrichtungen untergebracht. Die geretteten Migranten befanden sich an Bord von vier Schlauchbooten, die vor Sizilien in Seenot geraten waren. Die italienische Polizei versucht, mutmaßliche Schlepper unter den Migranten aufzuspüren. Dutzende Flüchtlinge, die sich auf den Schlauchbooten befanden, werden vermisst. Sie seien bei der Rettungsaktion ins Wasser gefallen und vermutlich ertrunken.

Klage zurückgezogen

Im Streit um die Flüchtlingspolitik drohte Bayern mit einer Klage gegen die deutsche Bundesregierung. Doch nun verzichtet Bayern vorerst auf die Klage. „Die Flüchtlingszahlen gehen zurück, der Druck hat nachgelassen“, nannte Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) den Grund gegenüber der „FAZ“. Der Freistaat sehe derzeit keine Notwendigkeit, die Klage beim Bundesverfassungsgericht einzureichen. „Bayerns Handlungsfähigkeit und Eigenstaatlichkeit sind, jedenfalls gegenwärtig, nicht mehr unmittelbar in Gefahr“, erklärte der CSU-Politiker weiter, betonte allerdings, dass die Option der Klage bestehen bleibe. Der Bund sei nämlich verfassungsrechtlich verpflichtet, für eine wirksame Grenzsicherung und Zuwanderungskontrolle zu sorgen.

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