Wer Faymann beerben könnte

Entscheidung soll am Montagnachmittag fallen. Vier Kandidaten sind im Spiel: Zeiler, Kern, Kaiser und Ederer.
Wien. (joh) Dafür, dass die Tage von Werner Faymann (56) als Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender gezählt sind, werden auf dem Wiener Parkett allein die Signale und Wortmeldungen des dortigen Bürgermeisters Michael
Häupl (66) gewertet: Er hat sich von seinen Parteifreunden ermächtigen lassen, „eine arbeits- und erfolgsfähige Bundespartei sicherzustellen“ beziehungsweise Faymann zu „helfen“: Das unterstreicht, was man diesem nicht mehr zutraut; die Partei zu führen, nämlich.
Noch stärker war Häupls Erklärung, man werde sehen, ob die Sozialdemokratie noch hinter dem Kanzler stehe. Dasselbe hat er schon einmal gesagt: 2008 über Alfred Gusenbauer (56); dessen Rücktritt war damit besiegelt.
Auch diesmal soll es schnell gehen: Bis zu einer Vorstandssitzung am Montagnachmittag soll Häupl Klarheit schaffen; also prüfen, wer als Nachfolger auf einem Bundesparteitag durchsetzbar ist.
Vier Kandidaten sind im Spiel: Der frühere ORF-Generaldirektor, Medienmanager Gerhard Zeiler (60), ÖBB-Chef Christian Kern (50), Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (57) und Ex-EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer (60). Ginge es nach Häupl, hätte Zeiler die besten Karten. Die beiden sind eng befreundet. Im Gemeinderatswahlkampf 2015 hat Zeiler das Personenkomitee für den Bürgermeister geleitet. Als Kanzler angeboten hat er sich im Übrigen auch schon.
Bis sich die Fronten klären
Kenner Häupls gehen jedoch davon aus, dass er seiner Strategie auch in der Faymann-Nachfolge treu bleibt; und das bedeutet, dass er die unterschiedlichen Parteilager für und gegen mögliche Kandidaten kämpfen lässt, bis sich die Fronten soweit geklärt haben, dass sichtbar ist, wer am ehesten konsensfähig ist.
Das spricht dagegen, dass Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (45) oder gar der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (64) zum Zug kommt. Als Anhänger einer restriktiven Flüchtlingspolitik und einer Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen polarisieren sie zu sehr: „Mit ihnen würde eine Parteispaltung drohen“, ist man sich in der einflussreichen Bezirksorganisation Wien-Ottakring sicher.
ÖBB-Chef als Kompromiss
Als Kompromiss zwischen linken und rechten Genossen kommt neben Zeiler vor allem Christian Kern infrage. Bei den ÖBB hat er bewiesen, dass er aus einem maroden Konzern ein Vorzeigeunternehmen machen kann. Und so etwas würde auch der SPÖ guttun. Wie Zeiler kennt Kern die Partei außerdem als ehemaliger Mitarbeiter (Pressesprecher).
Was gegen beide spricht, ist, dass sie sich als Politiker erst beweisen müssten. Und das sehen nicht wenige Genossen als Risiko. Sie tendieren daher zu Peter Kaiser, der Kärnten von den Freiheitlichen zurückerobert hat; oder Brigitte Ederer, die vor ihrer Zeit als Siemens-Österreich-Chefin immerhin Wiener Finanzstadträtin und Europa-Staatssekretärin war.
Essen bei Heinz Fischer
Faymann selbst gibt sich indes nicht geschlagen: Montagmittag ist er gemeinsam mit führenden SPÖ-Funktionären zum Essen bei Bundespräsident Heinz Fischer geladen. Was seine Ablöse aus protokollarischen Gründen zumindest um ein paar Stunden verzögern könnte.



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