Schüsse auf Flüchtlingskinder

Politik / 10.05.2016 • 22:48 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Migranten warten im türkischen Flüchtlingslager Nizip in Gaziantep hinter einem Zaun. Foto: AP
Migranten warten im türkischen Flüchtlingslager Nizip in Gaziantep hinter einem Zaun. Foto: AP

Human Rights Watch erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen die Türkei.

istanbul, genf. (VN) Menschenrechtler haben türkischen Grenzbeamten vorgeworfen, auf syrische Flüchtlinge zu schießen, die illegal Zuflucht in der Türkei suchen. Fünf Menschen seien alleine im März und April durch Schüsse oder Misshandlungen getötet worden, darunter ein 15-jähriger Bub, wie es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) heißt. 14 Personen wurden verletzt. Unterdessen forderten die Vereinten Nationen (UN) eine Untersuchung zu mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen im Südosten des Landes, wo Sicherheitskräfte seit Monaten gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgehen.

„Exzessive Gewalt“

HRW-Sprecher Gerry Simpson erklärte, dass entgegen der Beteuerung türkischer Regierungsvertreter, wonach Flüchtlinge aus Syrien mit offenen Armen empfangen werden, die Migranten von Grenzbeamten geschlagen und mitunter sogar getötet würden. Es sei entsetzlich, dass auf traumatisierte Männer, Frauen und Kinder geschossen werde. Die Menschenrechtsorganisation forderte die Türkei dazu auf, die „exzessive Gewalt“ zu stoppen, die Vorfälle zu untersuchen und die Grenzen für Flüchtlinge wieder zu öffnen. Die Grenze zwischen Syrien und der Türkei ist nach Angaben von HRW seit August 2015 geschlossen. Simpson kritisierte auch die Europäische Union. Deren Flüchtlingspolitik führe dazu, dass die Türkei Flüchtlinge abweise.

Die meisten von HRW untersuchten Vorfälle ereigneten sich an der Grenze zu Syrien, südlich der türkischen Stadt Antakya. Die Organisation beruft sich auf Berichte von Augenzeugen, Opfern und Videomaterial. Menschenrechtler hatten der Türkei in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, Flüchtlinge zurück nach Syrien zu schicken. Die Regierung in Ankara dementiert das.

Lebendig verbrannt

Die UN berichteten unterdessen von einem Anti-PKK-Einsatz in der südosttürkischen Stadt Cizre, bei dem über 100 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt worden seien. Entsprechende Schilderungen von Zeugen seien äußerst besorgniserregend, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, am Dienstag in Genf. Die UNO fordern nun eine Untersuchung der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.