Keine Plätze für Flüchtlinge

Verteilung der Flüchtlinge in der EU kommt nicht voran. Kriminalität in Idomeni steigt.
BRÜSSEL, athen. (VN) Griechenland und Italien hoffen in der Flüchtlingskrise weiterhin vergeblich auf Entlastung. Nur 1500 Flüchtlinge wurden bisher aus den beiden Staaten in andere EU-Länder umverteilt, teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Die EU-Staaten hatten sich vergangenen September dazu verpflichtet, binnen zwei Jahren insgesamt 160.000 Migranten mit guten Chancen auf Asyl vor allem aus diesen Ländern aufzunehmen.
Österreich, Ungarn und die Slowakei haben der EU-Kommission zufolge bisher noch gar keine Plätze angeboten. Auch Deutschland hinkt hinterher: Die Bundesrepublik hält sich dem Bericht nach nicht an die Vorgabe, alle drei Monate neue Plätze nach Brüssel zu melden, und hat zudem bisher weniger als fünf Prozent der vereinbarten mehr als 27.000 Plätze zur Verfügung gestellt. Bisher sind 57 Flüchtlinge aus Griechenland und Italien nach Deutschland umgesiedelt worden.
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos zeigte sich unzufrieden. „Es muss noch mehr getan werden und das schnell. Wir müssen rasch auf die humanitäre Notlage in Griechenland reagieren und verhindern, dass sich die Situation in Italien verschlechtert“, forderte er.
Nur vier Syrer zurückgeschickt
Im Rahmen des Flüchtlingspaktes der EU mit der Türkei seien bisher 177 Syrer aus der Türkei in EU-Staaten aufgenommen worden, die meisten davon in Schweden, Deutschland und den Niederlanden. Im Gegenzug sollte die EU illegal eingereiste Migranten von griechischen Inseln zurück in die Türkei schicken. Allerdings wurden bislang nur sehr wenige zurückgeschickt. Ende April wurde eine Gruppe von zwölf Syrern aus Lesbos per Flugzeug nach Ankara geflogen, vor wenigen Tagen waren es nur vier Syrer.
Das Flüchtlingslager Idomeni an der nordgriechischen Grenze, in dem mehr als 9000 Menschen ausharren, ist wegen Strukturen organisierter Kriminalität zu einem großen Problemfall geworden. Ein angeblich zu einem Bordell umfunktionierter Eisenbahnwaggon und aus Athen angereiste Marokkaner, die Flüchtlinge mit Haschisch versorgen sollen, sind griechischen Medien zufolge nur zwei Beispiele dafür. Bei den Prostituierten handle es sich um allein reisende Frauen, denen das Geld ausgegangen sei und deren Männer noch in Syrien oder bereits in Nordeuropa seien.
Hoffnung auf Grenzöffnung
Die griechische Polizei versucht unterdessen zu verhindern, dass weitere Flüchtlinge und Migranten in das Lager Idomeni kommen. Dort weigern sich die Menschen, in staatliche Auffanglager umzusiedeln. Sie hoffen, die Grenze könnte sich doch noch öffnen und den Weg freimachen für die Weiterreise nach Mitteleuropa.
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